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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Invalide weigerte sich, darüber auch nur nachzudenken.
    Immer deutlicher sah man Liz die Belastung an, unter der sie stand. Für eine gesunde, schöne junge Frau war es sicher nicht einfach, mit einem Mann wie Edward verheiratet zu sein. Nie verlor sie die Geduld. Aber Edwards Verhalten gegenüber seiner Frau hätte Ian schon mehrmals fast veranlasst, sich einzumischen und dem Patienten klarzumachen, dessen Eifersucht sei völlig ungerechtfertigt.
    Arme Liz, dachte er, ich könnte es wirklich verstehen, wenn sie sich auf eine Liebesaffäre einließe …
    Chivers öffnete ihm die Haustür und erklärte, Mrs Danvers sei gerade aus geschäftlichen Gründen unterwegs. Der sonst so ruhige Mann wirkte ungewöhnlich verstört und bedrückt. Ehe er den Arzt in die Bibliothek führte, bat er zögernd: „Dürfte ich kurz mit Ihnen reden, Sir?“
    Erstaunt runzelte Ian die Stirn, weil dieser Wunsch so förmlich geäußert wurde. „Natürlich. Wo liegt das Problem?“
    Vielleicht hätte er Chivers einen Termin in der Praxis geben sollen. Aber wie er wusste, wurden viele Patienten in der klinischen Atmosphäre im Doktorhaus eingeschüchtert und zogen es vor, ihre Sorgen in einer Umgebung zu erörtern, wo sie sich entspannt und sicher fühlten.
    „Es geht um den Major, Sir“, begann Chivers unglücklich. Ians Verblüffung wuchs, denn er hatte angenommen, der Mann hätte persönliche Schwierigkeiten.
    „Ja“, ermunterte er ihn.
    „Nun, Sie kennen ja seine Launen, Sir. Kann man ihm nicht verdenken. Immerhin leidet er unter chronischen Schmerzen. Aber neulich …“ Chivers machte eine Pause. „Ich weiß nicht, ob ich’s ihnen sagen soll. Aber irgendwer muss es ja wohl tun. Madam würde sich lieber die Zunge abbeißen. Und wie ich dem Major bereits erklärt habe – es ist nicht richtig …“
    „Was ist nicht richtig, Chivers?“ Aber der Doktor ahnte bereits die Antwort, und das Herz wurde ihm schwer.
    „Also manchmal dreht der Major völlig durch und sagt Dinge, die er gar nicht meint. Es ist ja auch schrecklich für einen Mann in seiner Lage. Und Madam … Sie hat eine wahre Engelsgeduld. Immer wieder lächelt sie freundlich, hilft ihm über die Stimmungen hinweg und versichert ihm, er habe keinen Grund zur Sorge. Aber vor Kurzem …“ Stockend und ängstlich fuhr Chivers fort: „Hoffentlich glauben Sie nicht, ich maße mir zu viel an, wenn ich darüber spreche, Sir. Niemals werde ich so tief sinken und mich an üblen Klatschereien beteiligen. Aber wenn man mit ansieht, wie …“ Er presste die Lippen zusammen und schien nach Worten zu suchen.
    Geduldig wartete Ian, denn er wollte ihn nicht mit Fragen verunsichern.
    „Also, in letzter Zeit wurde es schlimmer mit den Launen des Majors. Manchmal sagt er zu Madam Dinge, die einer Lady niemals zu Ohren kommen dürften, Sir. Aber sie meint, das liege nur an seinen Schmerzen, man solle es nicht ernst nehmen. Letzte Woche kehrte sie von irgendeiner Besprechung zurück. Sie hatte sich ein bisschen verspätet und brachte dem Major in aller Eile das Abendessen. Da hörte ich, wie er sie anschrie, und Master David hörte es auch …“ Niedergeschlagen schüttelte Chivers den Kopf. „Ich beschloss, mal nachzuschauen, ob sie Hilfe brauchte. Wenn er einen besonders schlimmen Anfall hat, versucht er oft, aus dem Rollstuhl aufzustehen, und Madam fürchtet, dann könnte er hinfallen und sich verletzen. Ich öffnete also die Tür und sah, wie Madam sich über den Rollstuhl beugte. Er hielt sie an den Schultern fest – zumindest gewann ich zunächst diesen Eindruck. Doch dann merkte ich …“
    Chivers schluckte krampfhaft und blickte direkt in die Augen des Arztes. „Seine Hände umschlossen ihre Kehle, und ich fürchtete schon … Aber da entdeckte er mich und ließ sie los. Madam nahm mir das Versprechen ab, niemandem davon zu erzählen. Sie behauptete, er habe sich nur für einen Moment vergessen. Am nächsten Morgen war ihr Hals voll blauer Flecken, und die musste sie eine Woche lang unter einem Tuch verstecken. Es kamen auch noch andere Dinge vor … Von Natur aus ist der Major kein gewalttätiger Mensch, und Madam wäre auch die Letzte, die so was sagen würde. Aber seine grässliche Eifersucht … Und nun habe ich mir überlegt, ob Sie nicht irgendwas tun könnten, Sir. Vielleicht sprechen Sie mal mit ihm …“ Unbehaglich unterbrach er sich. „Hoffentlich nehmen Sie mir meine Offenheit nicht übel, Sir. Aber nachdem Mrs Danvers so tut, als wäre das alles nicht so

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