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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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spürte. Sie müsste nur die Augen schließen, sich ein wenig vorneigen … Nein, deshalb war sie nicht hergekommen. Und außerdem – Daniel verachtete sie. Er glaubte, sie würde immer noch Scott lieben. Sie trat einen Schritt zurück und sagte möglichst leichthin: „Offenbar habe ich einen Fehler gemacht. Aber es ist ohnehin höchste Zeit für mich. Der letzte Zug …“Er runzelte die Stirn. „Was ist denn mit deinem Auto los?“
    „Scott hat uns alle zur Klinik gefahren, und dann brachte er Faye und Camilla nach Cottingdean zurück. Und ich nahm mir ein Taxi, weil ich mit dir …“ Abrupt verstummte sie, als sie merkte, wie viel sie verraten hatte.
    Aber Daniel nahm nur eine einzige Information zur Kenntnis. „Scott? Er ist hier?“ „Nicht hier, in Cottingdean.“ Als sie den kalten Ausdruck in seinen Augen sah, streckte sie eine Hand nach ihm aus. „Bitte, hör mir zu …“
    „Großer Gott, was soll ich mir denn anhören! Weißt du eigentlich, dass er verheiratet ist und zwei Kinder hat? Wirst du denn niemals klüger? Er ist nicht der richtige Mann für dich.“
    „Aber du bist es, was?“, fauchte sie. „Mein Gott, wie kannst du nur so arrogant sein und mir Vorschriften machen, wenn …“
    „Wenn – was? Wenn wir beide verdammt gut wissen, dass du mich willst, obwohl du dich immer noch an deine alberne Liebe zu Scott McLaren klammerst. Zum Teufel, Sage, wann …“
    „Wann ich mit dir ins Bett gehe? Niemals!“ Sie wandte sich ab, eilte zur Tür und riss sie auf. „Und was Scott betrifft – er ist mein Bruder – mein Zwillingsbruder.“ Zu ihrer Bestürzung hörte sie ein Schluchzen, das in ihrer Stimme mitschwang. Heiße Tränen verschleierten ihr den Blick, als sie die Diele erreichte, und sie unterdrückte nur mühsam einen Fluch.
    „Was hast du da gesagt?“ Daniel folgte ihr auf dem Fuß.
    Sie hatte nicht vor, zu antworten und hierzubleiben – aber irgendetwas zwang sie, sich umzudrehen. Wie ein kleines Mädchen schnüffelte sie. „Scott ist mein Zwillingsbruder.“
    Als wüsste er, was sie fühlte, was sie sagen wollte und nicht konnte, nahm er sie in die Arme, hielt sie fest, schenkte ihr die Wärme, die Sicherheit, die Zärtlichkeit – alles, wonach sie sich ihr Leben lang gesehnt hatte. Sanft wiegte er sie hin und her, während ihre Tränen sein Hemd durchtränkten. Hemmungslos weinte sie, wie ein verirrtes Kind. „Es war ein Schock – und so viel stürmte gleichzeitig auf mich ein. Mutters Unfall – die Operation …“ Sie wusste, dass ihre Worte nicht viel Sinn ergaben, aber Daniel schien zu verstehen.
    „Sicher hat sie’s in bester Absicht verheimlicht. Übrigens – hast du tatsächlich geglaubt, ich wäre zum Rücktritt gezwungen worden?“
    Sage versteifte sich in seinen Armen, als sie den belustigten Unterton hörte.
    „Ja.“ Abrupt schob sie ihn von sich. „Falls du dir einbildest, ich wäre hergekommen, um dein Mitleid zu erregen – oder was anderes –, dann täuschst du dich. Sicher, ich begehre dich – aber du solltest mir die Fähigkeit zutrauen, noch andere Gefühle zu empfinden als sexuelle Lust. Andererseits – warum solltest du?“, fügte sie mit spöttischer Selbstkritik hinzu. „Ich gab dir nie einen Grund, andere Emotionen in mir zu vermuten. Wahrscheinlich hältst du nur deshalb so wenig von mir, weil mir jegliche Selbstachtung fehlte. Aber das hat sich geändert. Du willst wissen, warum ich heute Abend zu dir kam? Ich sorgte mich um dich.“ Sie warf den Kopf in den Nacken, hielt Daniels Blick stand und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Und ich kam her, weil ich dich liebe und dummerweise dachte, du würdest jemanden brauchen – selbst wenn nur ich es wäre, eine Frau, die außer ihrem Sexualtrieb nichts empfinden kann. Aber du brauchst mich nicht, Daniel. Du brauchst niemanden. Und jetzt habe ich mich für heute Abend lange genug lächerlich gemacht.“ Ehe er sie zurückhalten konnte, stürmte sie aus der Wohnung, die Treppe hinab und auf die Straße.
    Während sie ein Taxi heranwinkte und rasch einstieg, stand Daniel in der Haustür und rief protestierend ihren Namen, dann flüsterte er seufzend: „Komm zurück, du dummes Ding! Ich brauche dich – und ich liebe dich, verdammt noch mal!“
    Am nächsten Tag rief er sie viermal an, aber sie weigerte sich, ans Telefon zu gehen. Am liebsten wäre er sofort zu ihr gefahren, um ihr seine Gefühle zu gestehen, ihre momentane Verletzlichkeit auszunutzen und sie so fest an

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