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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Milchspenden. Sie hätte Edward gern nach seiner Meinung gefragt, fand aber bald heraus, dass er nichts von der Landwirtschaft wusste und sich auch gar nicht damit beschäftigen wollte. Hingegen interessierte sie sich selbst brennend für die Hühnerart, die diese großen gefleckten braunen Eier legte. Mrs Lowndes steckte ihr großzügig ein paar zu, als Liz ihren ganzen Mut zusammennahm und die Farm der Frau besuchte. Edward fand ihre Aktivitäten undamenhaft. Lachend wollte sie einwenden, sie sei keine Dame, besann sich aber anders, um seine Gefühle nicht zu verletzen.
    Sie begann Wesenszüge an ihm zu entdecken, die sie zuvor nicht bemerkt hatte. Vielleicht war er ein bisschen versnobt, nicht auf unfreundliche Art. Aber die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen sich selbst und den Farmern nahm er wichtig, obwohl Letztere, im Gegensatz zu ihm, einen gewissen Wohlstand genossen. Und er legte Wert darauf, dass seine Frau sich an diesen Wertmaßstäben orientierte und Distanz zu diesen Leuten wahrte, was ihr gründlich widerstrebte. Sie wollte ihren Mann zwar zufriedenstellen, aber sich selbst wohlfühlen. Und es störte sie, wenn sie von den Farmarbeitern mit Mrs Danvers angeredet wurde, während sie, die viel jünger war, sie bei den Vornamen nannte.
    Durch ihre Heirat hatte sie eine fremde Welt betreten, wo der gesellschaftliche Status einer Person nicht vom Geld bestimmt wurde. Es war die Welt, die ihr die Tante so entzückt beschrieben hatte. Aber nun sah Liz die andere Seite der mit grünem Fries bespannten Tür, die Tante Vis Herrschaft von den Dienstboten getrennt hatte.
    Eine weitere nützliche Information, Jack Lowndes entlockt, betraf die erstaunliche Tatsache, dass einige der fruchtbaren Felder auf der anderen Dorfseite zu Haus Cottingdean gehörten. „Das sind Rieselwiesen“, erklärte der Farmer. „Jimmy Sutton hat sie vor über vierzig Jahren vom alten Master gepachtet und gutes Geld dafür bezahlt, aber dann starb der alte Master, und sein Sohn übernahm Cottingdean …“
    Liz kannte die Eigenarten der Landbevölkerung, die sie im Heimatdorf ihrer Tante lange genug beobachtet hatte. Vorsichtig fragte sie Edward, ob er irgendwas von Pachtgeldern wisse. Da wurde sie mit einem anderen Wesenszug ihres Mannes konfrontiert, der ihr ebenfalls neu war. Was gewisse Themen anging, konnte er sehr empfindlich und stolz sein. Sicher würde er es missbilligen, sich vom Mitglied einer Gesellschaftsschicht beraten zu lassen, die er im Grunde seiner Seele verachtete.
    Und Liz’ Vorsicht war berechtigt. Er runzelte die Stirn und wollte wissen, was sie zu dieser Frage bewegte. So unschuldig wie möglich berichtete sie, auf der Karte des Landguts habe sie Felder am Fluss entdeckt. Das war keine Lüge, aber sie zweifelte, ob sie die Karte studiert hätte, wären die Rieselwiesen nicht von Lowndes erwähnt worden.
    Sie beobachtete, wie Edward unbehaglich im Rollstuhl umherrutschte. Er hasste es, auf Fakten hingewiesen zu werden, von denen er nichts geahnt hatte. Inzwischen kannte sie die kleinen Gesten seines Missvergnügens, und sie versuchte, unbefangen zu lächeln. Er hatte doch zugegeben, wie dringend sie Geld brauchten, und wenn ihnen eine Pacht zustand … „Vielleicht könnte der Anwalt deines verstorbenen Onkels mit dem Pächter sprechen“, schlug sie zögernd vor.
    Dankbar ging er darauf ein. Er litt immer noch unter dem Schock, den ihm der beklagenswerte Zustand von Haus Cottingdean versetzt hatte. Und nach der Hochzeit, nach der unverhofften Freude auf den Erben, den Liz ihm schenken würde, war die Realität ein umso grausamerer Schicksalsschlag gewesen. Er fühlte sich verloren, entwickelte beinahe eine gewisse Abneigung gegen Cottingdean, manchmal sogar gegen seine Frau. Natürlich hatte er kein Recht, so etwas zu empfinden. Sie war so gut zu ihm, stellte seine Bedürfnisse stets über ihre eigenen, und wenn sie ihn auch wie einen gebrechlichen alten Onkel behandelte – was hatte er denn erwartet? Dass sie niemals Verlangen nach ihm verspüren würde, war ihm von Anfang an klar gewesen.
    Er sah die Sorge in ihren Augen, die neue Reife in ihrem Gesicht. Nun war sie trotz ihrer Jugend eine Frau, kein Kind mehr. Diese Erkenntnis verstärkte seine Schuldgefühle. Er hatte ihr das alles angetan, sie hierher gebracht und ihr – ähnlich wie Kit – falsche Versprechungen gemacht.
    Nur Ian Holmes wusste die Wahrheit über das ungeborene Kind. Er hatte Kit gekannt und den Kopf über Edwards Entschluss

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