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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Tagen den Verstand verloren? War sie paranoid oder vielleicht sogar schizophren? Sie hatte einmal im Fernsehen einen Bericht über Menschen mit gespaltener Persönlichkeit gesehen.
    »Veronika«, keuchte Fatima, »wir haben nicht viel Zeit! Das muss jemand gehört haben!« Sie hob die Taschenlampe auf und schaltete sie auf Rotlicht. Dann schlich sie ans Fenster und blickte vorsichtig nach draußen.
    Veronika schüttelte den Kopf. »Uns hört keiner«, antwortete sie und wunderte sich im selben Moment, dass sie eine solch klare Aussage überhaupt noch treffen konnte. »Sieht so aus, als ob hier eine Bombe explodieren könnte, ohne dass das jemanden interessieren würde.«
    »Das war
er
.
Er
hat irgendwie verhindert, dass der Schall nach außen dringt. Aber als ich auf ihn geschossen habe, muss das dasFeld zerstört haben. Bald werden Ihre Leute da sein und Fragen stellen.« Wie um ihre Worte zu bestätigen, erklang in diesem Moment auf dem Hof ein lauter Ruf.
    »Schnell jetzt!«, drängte Fatima. »Ich brauche seinen Kopf!«
    Seinen Kopf …
Zuerst reagierte Veronika nicht. Erst nach zwei oder drei Momenten wurde ihr klar, dass sie sich nicht verhört und Fatima sich nicht versprochen hatte.
Seinen Kopf
, wiederholte sie noch einmal, um Zeit dafür zu gewinnen, zu
verstehen
, was sie gehört hatte.
Und warum auch nicht?
Der Gedanke drängte sich ungefragt auf.
Es ist nur ein Kopf, oder? Wir können damit Fußball spielen oder die Patrouille erschrecken …
    Veronika – oder zumindest ein kleiner Teil von ihr – erkannte die Hysterie, die sich in ihr aufbaute. Demselben Teil ihres Bewusstseins gelang es auch, das glucksende Lachen zu unterdrücken, das sich in ihrer Kehle anbahnte.
    »Sie brauchen … seinen
Kopf
?«, fragte sie noch einmal mit zitternder Stimme, um sich selbst zu beweisen, dass sie sich noch unter Kontrolle hatte.
    »Ja! Beeilen Sie sich! Nehmen Sie das Schwert!« Während sie das sagte, wechselte Fatima mit geübten Handgriffen das Magazin der Maschinenpistole.
    »Seinen Kopf. Ja. Seinen Kopf. Natürlich. Klar.« Veronika spürte die Hysterie noch immer am Rande ihres Bewusstseins lauern und hoffte, dass sie sich durch ihre Stimme beruhigen konnte. Es war eine trügerische Hoffnung.
    Plötzlich zuckte Ulrichs Oberkörper hoch. Veronika schrie hysterisch und wich nach hinten bis gegen die Wand zurück, während Fatima die Waffe hochriss und erneut eine Salve in seinen Körper pumpte. Ulrich –
das Monster
– wurde wieder zu Boden geworfen, wo er zuckend liegenblieb. Erst nach drei weiteren Schüsse hörte auch das Zucken auf.
    »Er … er war doch … tot …«, stammelte Veronika.
    Fatima hatte inzwischen ein ganzes Magazin in seinen Körper gejagt, er konnte das doch unmöglich überlebt haben!
    »Veronika!«
Fatimas eindringliche Stimme brach ihren Gedankengang.
»Das Schwert!«
    Veronika nickte schwach. Sich gegen eine Welle aus Schwindel, Übelkeit, einen immer stärker werdenden Kopfschmerz stemmend, kämpfte sie sich hinüber zu den Trümmern ihres Waschbeckens. Das Schwert lag noch immer dort. Es war nicht ganz einen Meter lang, mit gerader, beidseitig geschliffener Klinge und einem langen, blanken Heft. Die Parierstangen stellten Vogelschwingen dar, so wie der Knauf einem Vogelkopf nachempfunden war. Auf dem Blatt waren beidseitig Runen eingraviert.
    Nichts von alledem war für Veronika neu. Sie kannte die Klinge ebenso gut wie ihre Hundemarke mit der eingestanzten Dienstnummer, sie hatte beides über Jahre hinweg um den Hals getragen. Das Einzige, was nun anders war, war die
Größe
der Waffe.
    »Was passiert hier?«, hörte Veronika sich selbst mit nun ruhiger Stimme sagen – eine Ruhe, die sie eigentlich gar nicht empfand. Ihre Hand schloss sich zaghaft um das Heft.
    »Beeilen Sie sich!«
    »Ich beeile mich.«
    Sie ging zu dem Toten hinüber. Die Uniformjacke war von Einschusslöchern geradezu durchsiebt – Veronika konnte auf Anhieb zehn Löcher zählen. Wie auch immer der Mann die ersten Salven überleben konnte – nun war er tot.
    Die Vorstellung, ihm den Kopf abzuschlagen, wurde durch das Wissen nicht angenehmer …
    Ihr Herz raste, als sie trotzdem das Schwert in beide Hände nahm und anhob.
    In diesem Moment stöhnte Ulrich gurgelnd auf. Veronika stieß erneut einen spitzen Schrei aus, ließ das Schwert polternd zu Boden fallen. »Er lebt noch!«
    »Natürlich lebt er noch!«, entgegnete Fatima scharf.
    »Ich … ich kann doch nicht …«
    Noch bevor Veronika reagieren konnte,

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