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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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verstreuten sich. Jeder hatte bei dem bevorstehenden Marsch Aufgaben zu erfüllen. Nachdem er Padern und Karanteq losgeschickt hatte, ihre Familien draußen am Romsdalsfjord ein letztes Mal vor dem Krieg zu besuchen, war er mit seinem Bruder alleine.
    Bevor er etwas zu Derrien sagen konnte, bliesen die Hörner zum Aufbruch. Sie warteten, beide etwas verlegen, beide etwas nervös. Es war fast wie in früheren Tagen, damals, als das Meer fürRonan noch das gleiche Wagnis bedeutet hatte wie das Niemandsland für Derrien, oder wie zu Zeiten des Schattenzuges.
    »Alte Zeiten, hm?«, meinte sein Bruder, als die Hörner schließlich verstummt waren. Sein Lächeln wirkte mit all den vernarbten Runen im Gesicht fremdartig und düster.
    »Alte Zeiten«, seufzte Ronan. »Hätte gerne darauf verzichtet.«
    »Hätten wir das nicht alle?« Derriens Miene wurde wieder ernst. »Ich habe gehört, dass du einen deiner Männer hast auspeitschen lassen. Was war los?« Derrien wusste, dass das nicht Ronans Art war, einen Mann zu bestrafen. Vor allem nicht öffentlich.
    »Er hat mir keine andere Wahl gelasssen. Eigentlich hätte ich ihn verbannen müssen, aber das würde, so wie die Dinge zurzeit stehen, nur den Schatten entgegenkommen.«
    »Was hat er denn angestellt?«
    »Es war ein germanischer Leibeigener. Er hat anderen Leibeigenen Geschichten über seine Germanen-Vorfahren erzählt und behauptet, seine Schwester würde kommen, um ihn zu befreien. Als ihn sein Herr bestrafen wollte, schlug er ihn.«
    Derrien sah ihn nachdenklich an. Schließlich meinte er: »Du machst dir Sorgen deswegen.«
    »Ja.« Ronan kniff die Augen zusammen, beobachtete einen Falken, der über eines der Felder glitt. Der Vogel setzte zu einem Sturzflug an, schien es sich aber doch noch einmal anders zu überlegen und flog davon. Schließlich nickte Ronan. »Ja. Es ist völliger Unsinn, was er erzählt hat, aber irgendwie mache ich mir darüber Gedanken. Was wäre, wenn er recht gehabt hat? Wenn seine Vorfahren
tatsächlich
irgendwelche Germanen-Könige gewesen waren? Du weißt, dass es bei den Germanen Familien gab, in denen die Gabe öfter aufgetreten ist. Was ist, wenn er tatsächlich irgendwo da draußen eine Schwester hat, die ein Jarl ist?«
    Derrien zuckte mit den Schultern. »Die Germanen sind fort, Bruder. Ich gebe zu, es gibt noch immer einige da draußen, die eine Aura entwickeln, und vielleicht erwischen wir nicht alle, undes schlüpfen uns ein paar durch die Lappen. Ja und? Selbst
wenn
seine Schwester ein Jarl ist, was dann? Sie hat keine Lehrer. Und wenn ihr niemand dabei hilft, ihre Aura zu verbergen, wird sie über kurz oder lang entweder uns oder den Schatten in die Hände fallen. Und schon ist der Spuk vorbei.«
    Ronan war noch nicht überzeugt. »Heute Morgen, nachdem er geschlagen worden war, hat der Junge aus Hass und Verachtung davon geprahlt, wie sie uns umbringen würde. Mit einem magischen Schwert …«
    Derrien lachte. »Erzähle mir eine Legende, in der
kein
magisches Schwert vorkommt!«
    »Dann sag mir doch, wo die ganzen germanischen Artefakte nach dem Krieg abgeblieben sind. Es ist kaum etwas erhalten! Was ist mit Draupnir und Gungnir? Wo ist Wielands Schwert abgeblieben? Nagelring fehlt, Fridtjofs Schwert ist verschollen.«
    »Glaubst du an all diese Gegenstände?«
    »Ja. Es gibt genügend Berichte. Außerdem haben die Waliser in Süddeutschland Eckesacks. Und Eckesacks wird in den Legenden der Germanen
nie
ohne Nagelring erwähnt. Was ist, wenn es noch Germanen gibt, die diese Artefakte zurückhalten, die ihre Blutlinien beobachten und die Waffen an ihre Nachkommen vererben?«
    Sein Bruder lächelte matt. »Du siehst Gespenster.«
    »Ich hoffe es.« Ronan schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, darüber nachzudenken. Sie hatten auch so schon genügend Probleme am Hals. »Wie steht es um deine Waldläufer? Casey müsste sie dir doch inzwischen geschickt haben, oder?«
    Derrien rümpfte die Nase. »Erinnere mich nicht daran … Die ersten hundert waren in Ordnung, aber von den nächsten zweihundert, die mir dieser Hund geschickt hat, sind alle entweder verurteilte Verbrecher oder entwurzelte Fomorer! Die meisten davon habe
ich
früher zu ihm geschickt …«
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Mein voller Ernst.«
    »Aber … Was soll denn das? Denen wirst du doch nie vertrauen können!«
    Derrien zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich denkt sich Casey, dass er nach seiner Verurteilung und meiner Rückkehr ohnehin keine

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