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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Jungen zu finden. Vielleicht war es sogar besser so. »Würdest du mir erklären, warum du so in Eile bist?«
    Der Händler nickte und brannte offenbar darauf, seinen Fehler wiedergutzumachen. »Es geht um Ebertor, Herr. Das Dorf wurde gerettet! Einige tapfere Hochländer und ihre Begleiter haben die grässliche Abscheulichkeit getötet, die dort die Einwohner heimgesucht hat.« Er grinste verschwörerisch. »Wo eine Katastrophe eintritt, da bieten sich andererseits auch neue Möglichkeiten. Das Dorf braucht dringend Vorräte, und wer zuerst kommt, mahlt zuerst, nicht wahr?«
    Ebertor. Barandas hatte die kleine Siedlung am Rande des Gebiets fast vergessen. Er hatte die Absicht gehabt, eine kleine Gruppe Wächter hinzuschicken, um den Berichten über das Auftauchen von Ungeheuern nachzugehen, war in den letzten zwei Wochen jedoch so sehr mit den Kriegsvorbereitungen beschäftigt gewesen, dass er es einfach vergessen hatte. »Du erwähntest Hochländer?«
    »Richtig. Es sind zwei wirklich harte Burschen. Sie waren verwundet und in schlechter Verfassung, aber eines kann ich sagen: Ich möchte wirklich nicht der Mann sein, der sich mit ihnen anlegt.«
    Barandas starrte nachdenklich ins Leere. Hochländer … das Jammertal!
    Der Verlust des Jammertals bedeutete, dass die Erschaffung neuer Augmentoren jetzt völlig von der erfolgreichen Rückkehr der Schiffe abhing, die zur Dünung gefahren waren. Wenn er an diesem Tag nur noch eine Sache richtig machen konnte, dann wollte er den Schweinehunden, die das Bergwerk zerstört hatten, das Handwerk legen.
    »Thurbal.« Er drehte sich zu seinem finster dreinschauenden Stellvertreter um. Wieder hörte er das seltsame Ticken, das er auch beim Massaker im Tempel vernommen hatte. »Die Schurken, die im Jammertal die Sabotage verübt haben, wurden in Ebertor gesehen. Nimm deinen Krummsäbel, Garmond und zwanzig Wächter.«
    Der grauhaarige Augmentor war sofort Feuer und Flamme. Die finstere Miene hellte sich auf und wich dem glücklichen Grinsen eines Kindes, das ein unerwartetes Geschenk bekommen hat. »Garmond ist schon da.«
    Barandas drehte sich um und sah, dass der riesige Augmentor bereits zu ihnen unterwegs war. Er schleppte etwas hinter sich her.
    Es war der Leichnam eines jungen Mannes. Der Tote war völlig verdreckt und voller Blut, aber die Identität des Jungen war unverkennbar.
    »Ich habe ihn erwischt, als er aus der Stadt fliehen wollte«, berichtete Garmond. »Er geht nirgends mehr hin.«
    Barandas starrte den gebrochenen Schädel des Steinhauers an und suchte Garmonds Blick. Er ist ein Ungeheuer. Aber was kann ich tun? Ihn bestrafen? Der Junge wollte desertieren. Er wandte sich an Leutnant Toram.
    »Verdopple die Summe, die du der Mutter bringen wolltest. Sage ihr … sage ihr, es hat einen schrecklichen Unfall gegeben. Er ist ausgerutscht und in den Steinbruch gestürzt.«
    »Ja, Herr.«
    Barandas schloss die Augen. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen. Er sehnte sich nach seinem bequemen Anwesen im Edlen Viertel und nach Lenas Umarmung. Doch ehe er dorthin konnte, musste er noch Marschall Halendorf treffen und sich vergewissern, wie die Rekrutierungen in den anderen Orten liefen.
    Wenn die Pflicht rief, musste ein Mann dem Ruf folgen. Die Pflicht war das, was ihn ausmachte, sie gab ihm in der chaotischen und unsicheren Welt einen Halt.
    Wer seine Pflicht vernachlässigte, war kein richtiger Mann.

Blutsbande

    Brodar Kayne rutschte auf der alten Matratze herum und blickte aus dem Fenster. Die Sonne war aufgegangen und warf ihr warmes Licht auf die kleine bäuerliche Siedlung. Die Dorfbewohner gingen mehr oder weniger oberflächlich ihren Alltagsverrichtungen nach, weil sie immer noch nicht ganz begreifen konnten, welche Katastrophe ihre Gemeinschaft heimgesucht hatte. Nur die rechtzeitige Ankunft der kleinen Gruppe von Fremden hatte Ebertor vor der völligen Vernichtung bewahrt.
    Er starrte die Sonne an, bis ihm die Tränen in den Augen brannten. Gaius, der Arzt, hatte ihn gewarnt, er solle vorläufig grelles Licht meiden, doch er konnte nicht widerstehen. Drei Tage lang war er ohne Augenlicht gewesen. Die Vorstellung, nie wieder sehen zu können, hatte ihn mit unermesslichem Schrecken erfüllt und auf eine Art und Weise gelähmt, die er nie für möglich gehalten hätte. Zu seiner großen Erleichterung war der Gesichtssinn aber bald darauf wieder zurückgekehrt.
    Die infizierte Wunde war gereinigt, und die Haut wuchs allmählich wieder zusammen. Ein

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