Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
Vom Netzwerk:
unerwarteter Vorteil der erzwungenen Ruhe war die Tatsache, dass auch die Schmerzen und Leiden abklangen, die ihn schon seit Monaten plagten. Alles in allem fühlte er sich so gut wie seit Jahren nicht mehr.
    Es klopfte an der Tür. Er richtete sich auf und stemmte sich hoch, bis er stand. »Bist du das, Mädchen?«, fragte er.
    Sasha trat ein. Mit gerunzelter Stirn richtete sie die dunklen Augen auf ihn. »Du solltest im Bett liegen.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Das habe ich drei Wochen lang getan. Ich würde sagen, es reicht so langsam.« Er fuhr sich mit einer Hand über den Bart. Wann hatte er sich das letzte Mal rasiert? Das ist schon viel zu lange her. »Du hast nicht zufällig ein scharfes Messer dabei, Mädchen? Ich will mich nicht unbedingt mit Magierfluch verletzen.«
    Sasha seufzte. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn sie nicht finster dreinschaute oder Anstalten machte, jemanden zu schlagen, war sie ein recht hübsches Mädchen. Da er ans Bett gefesselt gewesen war, hatte die ohnehin schon zerrüttete Beziehung zwischen ihr und Jerek weiteren Schaden genommen. Er hoffte nur, Isaac bemühte sich, die beiden voneinander getrennt zu halten.
    »Männer«, sagte sie. »Ihr seid kaum besser als Affen. Ihr trommelt euch auf die Brust und zeigt der Welt, wie groß und stark ihr seid. Ich hätte gedacht, ein Mann in deinem Alter ist klüger.« Sie schüttelte den Kopf und zielte anklagend mit dem Finger auf ihn. »Wenn überhaupt, dann bist du sogar noch schlimmer.«
    Er hatte Mühe, sich das Grinsen zu verkneifen, als sie ihn anfunkelte. »Ich muss mich bewegen«, erwiderte er. »Wir haben eine Redensart in den Hohen Klippen: Ein Mann, der das Schwert an den Nagel hängt, setzt den ersten Fuß ins Grab. Ich habe noch etwas Leben in mir.«
    Sasha stemmte die Hände in die Hüften. »Du hättest eine Menge mehr Leben in dir, wenn du dich nicht ständig wie ein alter Narr aufführen würdest.«
    Er blickte sie eine Weile schweigend an. Inzwischen könntest du längst wieder in Dorminia sein, dachte er. Du musstest nicht hier bei uns bleiben. Isaac hätte dich begleitet und unterwegs die Augen offen gehalten.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, wurde ihre Miene sogar noch finsterer. Und außerdem bist du ja sowieso kein hilfloses kleines Mädchen.
    Er räusperte sich. »Gaius sagte, dass du dich um mich gekümmert hast, während ich krank war. Es war doch nicht nötig, so lange zu bleiben. Trotzdem, ich weiß es natürlich zu schätzen.«
    Sasha schien mindestens so verlegen, wie er sich fühlte. »Ach, das war ich dir doch schuldig. Du hast Wort gehalten. Aber nach allem, was im Jammertal passiert ist«, fügte sie hinzu, »kannst du dich vorläufig natürlich nicht mehr in der Stadt blicken lassen.«
    »Ja, das ist richtig.«
    Ein durchreisender Händler hatte die letzten Neuigkeiten mitgebracht. Schattenhafen war zerstört, die ganze Stadt war unter den Wellen begraben worden. Jetzt bereitete sich Dorminia darauf vor, die Invasion von Thelassa abzuwehren. Er hatte es kaum glauben können, als Isaac es ihm berichtete.
    Jerek war außer sich gewesen. »Das ist doch kaum zu glauben«, hatte er heiser geflucht. »Was soll jetzt werden? Laufen wir jetzt in den Ameisenhaufen voller roter Wichser hinein, während sie sich auf den Krieg vorbereiten? Da könnten wir uns hier auch gleich selbst die Kehle durchschneiden.«
    Tatsächlich würden sie den Ärger geradezu herausfordern, wenn sie sich der Stadt weiter näherten. Sie konnten von Glück reden, dass die Soldaten, die nach der Zerstörung des Bergwerks dort die Ursachen erforscht hatten, nicht bis Ebertor vorgedrungen waren. Noch viel mehr Glück hatten sie gehabt, dass die Rekrutierungen, die in dieser Gegend des Trigon gerade durchgeführt wurden, bisher noch keine Roten Wachen in das Dorf gebracht hatten.
    Wir würden hier auf den ersten Blick auffallen, dachte er. Selbst wenn man sie nicht mit der Katastrophe im Jammertal in Verbindung bringen konnte, blieb noch der Vorfall mit den beiden Wächtern und dem jungen Splitter. Irgendjemand hatte die blutige Begegnung sicherlich beobachtet.
    Sasha beobachtete ihn unverwandt. »Da wir nicht nach Westen reisen können, müssen der Wolf und ich wohl nach Osten ins Freiland gehen«, überlegte er laut.
    »Du hast doch keinen roten Heller mehr in der Tasche.«
    Er deutete auf den leicht glühenden Dolch, der neben dem Bett auf dem Tisch lag.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Der gehört dir nicht. Du kannst ihn nicht

Weitere Kostenlose Bücher