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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Erste Augmentor schnitt eine Grimasse. »Zeit ist das Einzige, was wir nicht haben.« Er hielt einen Augenblick inne. »Lord Salazar trägt die Essenz des Göttlichen in sich. Was für ein Gift kann einem Unsterblichen schaden?«
    »Genau das möchte ich zunächst herausfinden«, log Eremul.
    Der Erste Augmentor warf ihm einen harten Blick zu. »Mir ist bekannt, was man dir während der Säuberung angetan hat. Ich hoffe, du bist nicht so dumm, die Behandlung unseres Herrschers aus irgendeinem Rachegefühl heraus zu verschleppen.«
    Da verspürte Eremul einen Anflug von Angst. Der Mann war ein scharfer Beobachter.
    »Welche Gefühle du auch für Lord Salazar hegen magst, sein Überleben ist nicht nur für Dorminia, sondern für den ganzen Norden wichtig. Wenn du versagst, wirst du leiden. Das bereitet mir zwar keine Freude, aber ich werde tun, was notwendig ist.«
    Eremul konnte sich ein spöttisches Lachen nicht verkneifen. »Oh, ich wünsche nichts mehr, als dass die Gesundheit unseres geschätzten Herrschers vollständig wiederhergestellt wird. Es kann doch nicht sein, dass die prächtige neue Welt, die er erschaffen hat, mit seinem Tod einfach untergeht.«
    Der Erste Augmentor sah ihn scharf an, und Eremul fragte sich, ob er es zu weit getrieben hatte. Die Frau mit den harten Augen, die links von ihm stand, warf ihm einen ebenso giftigen wie finsteren Blick zu und griff nach oben, um den glühenden Metallschmuck aus den Haaren zu nehmen. Ihr gegenüber spannte das schwer gerüstete Monstrum die riesigen Metallhandschuhe an.
    Eremul seufzte. Er hatte bereits erwogen, sich aus dieser schlimmen Lage herauszukämpfen. Einen der drei konnte er töten, ehe sie ihn erreichten, aber dann hatten die anderen beiden natürlich reichlich Zeit, ihn umzubringen. Selbst wenn er Glück hatte, musste er danach sechs Treppenfluchten hinab und anschließend noch über den Hof, auf dem es vor Roten Wächtern nur so wimmelte. Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er nicht einmal mit intakten Beinen je ein schneller Läufer gewesen wäre.
    Die Lage war hoffnungslos. Entweder rettete er einem Tyrannen, den er verachtete, das Leben, oder er musste flehen, einen gnädigen Tod finden zu dürfen, noch ehe die Woche zu Ende war.
    Der Erste Augmentor hob eine Hand und schüttelte den Kopf. Seine Begleiter entspannten sich. Eremul war sogar ein wenig enttäuscht. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, sich von einem der beiden Ungeheuer töten zu lassen, statt sich mit den Entscheidungen herumzuschlagen, die es bald zu treffen galt.
    »Genug geredet«, entschied der Erste Augmentor. »Halbmagier, dies ist möglicherweise die letzte Gelegenheit für uns. Du musst alles in deinen Kräften Stehende tun, um Lord Salazar zu retten. Garmond, kümmere dich um seinen Stuhl.«
    Eremul öffnete den Mund und wollte protestieren, als der riesige Augmentor die Griffe packte, die hinten an seinem Stuhl befestigt waren, doch dann beschloss er, die Schmach schweigend hinzunehmen. So konnte er wenigstens bequem reisen und auf dem Weg nach unten zum Magierfürsten den Blick aus dem Obelisken genießen.
    Schließlich war dies möglicherweise das Letzte, was er überhaupt sehen würde.

    Die Verliese waren noch genau so, wie er sie in Erinnerung hatte.
    Dreizehn Jahre waren vergangen, seit Salazar die Säuberung angeordnet hatte. Damals hatte er im zweiten Stock des Turms in der Großen Bibliothek gearbeitet und einen alten Wälzer studiert. Der junge Eremul war entschlossen gewesen, so viel wie nur irgend möglich über die wilde Magie und die zunehmende Zahl von Abscheulichkeiten herauszufinden, die sich im Trigon manifestierten. Wie er sich erinnerte, wollte er einige neue Einsichten gewinnen und seine Erkenntnisse Lord Salazar vortragen.
    So begierig auf ein anerkennendes Tätscheln. Die Bestätigung, dass ich mir trotz meiner nicht eben beeindruckenden Kräfte einen Platz unter den Jüngern des Magierfürsten verdient habe. Ah, die Einfalt der Jugend.
    Plötzlich hatten jedoch drei Augmentoren vor ihm gestanden. Sie hatten seine Fragen ignoriert und ihm die Arme auf den Rücken gebogen. Einer von ihnen, ein schlanker Mann mit grauen Augen, hatte ihm einen Dolch an die Kehle gesetzt. Eremul hatte fühlen können, wie ihm die Klinge die Magie raubte, wie sie ihn aussaugte, bis er nur noch eine leere Hülle war. An die Angst, die ihn dabei gepackt hatte, konnte er sich noch gut erinnern.
    Die drei Augmentoren hatten ihn hinunter in die Verliese geführt.

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