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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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gab Niederlassungen auf der ganzen Welt. Für Amerika waren zwei Adressen aufgeführt: eine in New York und eine in Los Angeles. Die ganze Strecke bis an die Ostküste zu fahren, war unmöglich – deshalb hatten sie sich auf den Weg nach Los Angeles gemacht.
    Und nun waren sie da und parkten vor einem Hochhaus, einem fünfzig Stockwerke hohen viereckigen Klotz, in den jemand mit mathematischer Präzision identische Fenster gestanzt hatte. Die obersten sechs Stockwerke gehörten Nightrise, darunter lagen die Büros von Banken, Versicherungen, Anwälten und Dutzenden anderer Firmen. Jamie und Alicia waren schon über eine Stunde da und beobachteten die Leute, die kamen und gingen. Es war halb drei, und die Drehtüren waren ständig in Bewegung, denn die Angestellten kehrten von ihrer Mittagspause zurück.
    Colton Banes oder der Mann mit dem Pferdeschwanz, der im Theater neben ihm gesessen hatte, waren jedoch nicht aufgetaucht. Vielleicht machten sie an ihren Schreibtischen Pause. Vielleicht waren sie auch gar nicht da.
    Sie warteten noch eine Stunde, dann seufzte Alicia und startete den Wagen. »Das ist Zeitverschwendung«, sagte sie. »Hast du Hunger?«
    Jamie nickte. Eigentlich hatte er keinen Appetit, aber er hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen und spürte, wie seine Energie langsam nachließ. Alicia fuhr zurück in Richtung West Hollywood, wo sie untergekommen waren. Sie hatte erwähnt, dass sie eine Schwester hatte. Wie sich herausstellte, war sie Stewardess und lebte in Los Angeles. Sie war die ganze Woche unterwegs und hatte nicht gezögert, ihnen ihr Haus zu überlassen. Alicia hatte sie von Fresno aus angerufen. Jamie hatte sie dabei nicht erwähnt.
    Sie hielten an einem Restaurant in der Melrose Avenue, einer Straße, in der sich Antiquitätenläden und Boutiquen aneinanderreihten. Die beiden setzten sich draußen unter einen riesigen pinkfarbenen Sonnenschirm. Eine Kellnerin brachte die Speisekarte. Alicia wählte einen Salat, doch Jamie zögerte.
    »Was ist los?«, fragte Alicia.
     
    »Ich war noch nie in einem so vornehmen Restaurant«, sagte Jamie.
    Alicia lächelte. »So vornehm ist es gar nicht«, entgegnete sie.
    »Es ist doch nur ein Cafe.«
    »Ich kann das aber nicht bezahlen.«
    »Ich habe es dir doch schon erklärt. Du brauchst nichts zu bezahlen.«
    Alicia hatte Jamie in Fresno neue Kleidung gekauft. Er trug jetzt ein leuchtend buntes Hawaiihemd. Das war nicht sein Stil, aber je auffälliger das Hemd, desto weniger Leute würden ihm ins Gesicht sehen. Zumindest hatte Alicia das behauptet. Sie hatte ihm auch eine Sonnenbrille und eine Baseballkappe gekauft, und damit sah er aus wie jeder andere Teenager in Amerika. Selbst wenn die Polizei in Kalifornien nach ihm suchte, würde sie ihn in dieser Aufmachung wahrscheinlich nicht erkennen. Jamie bestellte einen Hamburger, und die beiden saßen schweigend zusammen und tranken frisch gepressten Orangensaft, bis ihr Essen kam. Erst als Jamie anfing zu essen, wurde ihm bewusst, wie hungrig er war, und er schlang seinen Hamburger hinunter. Alicia ließ sich mehr Zeit. Jamie war schon aufgefallen, dass sie alles sehr bewusst tat. Sogar wenn sie morgens Kaffee machte, behandelte sie die Tassen, als wären sie aus teurem Porzellan.
    »Wir müssen uns genau überlegen, was wir als Nächstes tun«, sagte Alicia.
    » Nightrise «, murmelte Jamie.
    »Denk zurück an Reno, Jamie. Du sagtest, dass vier Männer beim Theater waren. Was meinst du, wie viele von ihnen du wiedererkennen würdest?«
    Jamie überlegte kurz. »Den Kahlkopf. Den würde ich überall erkennen. Er sah gruselig aus. Und der andere… der gebissen worden ist. Den würde ich auch erkennen.« Er versuchte, sich an den genauen Ablauf der Ereignisse zu erinnern, aber alles war so schnell gegangen. »Der Mann, der den Wagen gefahren hat, ist verletzt worden. Er müsste eine Kopfwunde haben.« »Die Männer im Wagen waren vielleicht Einheimische. War sonst noch jemand da?«
    »Ich habe niemanden gesehen.« Jamie hatte aufgegessen und schob den Teller weg. »Was spielt das für eine Rolle, Alicia? Selbst wenn wir einen von ihnen sehen, können wir nicht zur Polizei gehen. Die wird mich verhaften, und das war’s dann.«
    »Ich hatte eigentlich an etwas anderes gedacht.«
    »An was denn?«
    »Ich habe eine Idee – aber ich fürchte, ich kann nichts zu ihrem Erfolg beitragen. Du müsstest die ganze Sache allein in die
    Hand nehmen.«
    »Was meinst du?«
    Alicia legte ihr

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