Schattenmacht
Bücherei?«
»In der Traumwelt.«
»Nein. Ich habe nie irgendwelche Gebäude gesehen.«
»Vergiss es.« Scar hatte den Faden verloren. Sie starrte ins Feuer, als würde sie dort ihren nächsten Satz finden. Schließlich fuhr sie fort: »So habe ich Matt jedenfalls kennengelernt. Er ist mir im Traum erschienen und hat mir alles erklärt. Es gab fünf von uns in verschiedenen Ländern. Du und Flint auf der anderen Seite der Erde und Inti… ich weiß nicht, woher er kommt, und ehrlich gesagt, weiß er es auch nicht. Tatsache ist aber, dass wir alle auserwählt wurden. Wir alle haben diese Kräfte, und wenn wir es schaffen sollten zusammenzukommen, hätten wir die Macht, die Alten zu schlagen und der Welt einen neuen Anfang zu ermöglichen.«
Jamie war nicht auf die Idee gekommen, dass er seine Kraft noch haben könnte, dass sie nach dem Schock in Silent Creek möglicherweise zurückgekehrt war. Ob er sie jetzt einsetzen konnte? Konnte er Scott damit erreichen? Er entschied, es nicht zu versuchen. In dieser Welt war Scott jemand, der Flint hieß. Er wollte ihn noch nicht rufen, denn er hatte Angst vor dem, was er vielleicht finden würde.
»Es gibt immer noch Leute, die Widerstand leisten«, fuhr Scar fort. »Leute wie Finn, Erin, Corian und all die anderen. Aber diese Leute brauchen uns. Sie sind alle erwachsen, doch sie brauchen fünf Kinder, wenn sie überleben wollen. Und wir brauchen uns. Also sind wir ausgezogen, um zueinanderzugelangen. Und so sind wir hierhergekommen.«
»Was du da erzählst, ergibt keinen Sinn!«, stichelte Finn.
»Ich mache es so gut ich kann«, fauchte Scar.
Sie sah wieder Jamie an. »Matt hat mich aufgefordert, aus dem Bergwerk zu fliehen, und das tat ich. Beinahe wäre ich erwischt worden. Aber das ist eine lange Geschichte, die ich jetzt nicht erzählen werde. Du brauchst nur zu wissen, dass ich es geschafft habe. Zur gleichen Zeit haben sich die anderen auf den Weg gemacht. Flint und Sapling in einem Königreich, Inti in einem anderen. Wir alle waren viele Werg voneinander getrennt. Wir hatten uns nie getroffen. Wir hatten nicht einmal gewusst, dass es die anderen gab. Doch in unseren Träumen haben wir miteinander gesprochen, und Matt hat uns gesagt, wohin wir gehen sollen. An einem Fluss auf der anderen Seite der Hügel haben wir uns schließlich getroffen. Es ist nicht weit von hier. Matt wartet dort auf uns. Flint ist bei ihm.«
»Wer ist der Junge, den du Inti nennst?«
»Er ist noch nicht hier. Er hatte die weiteste Reise. Aber er müsste bei Morgengrauen eintreffen.«
»Und dann…?« Jamie fragte zwar, aber er kannte die Antwort schon. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen.
»Es wird eine Schlacht geben. Sie ist seit ewigen Zeiten vorhergesagt. Wenn es uns fünf gelingt, zusammenzukommen, werden wir siegen. Wenn nicht, bedeutet es das Ende der Welt.«
Sie streckte eine Hand aus, und Finn warf ihr eine Wasserflasche zu. Diese selbstverständliche Geste bewies Jamie, wie vertraut die beiden miteinander waren. Sie hatte nicht danach gefragt, denn er hatte gewusst, was sie wollte. Und sie hatte gewusst, dass er bereit war, ihr zu geben, was sie wollte.
»Wie habt ihr mich gefunden?«, fragte Jamie. »Diese Festung oder was immer es war. Als ihr da aufgetaucht seid, war es fast, als hättet ihr mich erwartet.«
»Wir haben dich nicht erwartet«, widersprach Scar.
»Warum wart ihr dann da?«
Sie trank einen großen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Als sie weitersprach, klang sie bedrückt.
»Es war wegen dem, was vor zwei Tagen passiert ist«, sagte sie.
»Erzähl es mir!«
»Es war Matts Schuld.« Sie verstummte. »Ich habe es dir schon erklärt. Wir fünf mussten zueinanderfinden, um zu siegen. Und wir waren so nah dran. Aber es tauchte plötzlich ein Problem auf. Die Alten wussten, dass Inti kommt, und so haben sie ihre gesamte Armee zwischen ihm und uns aufgebaut. Sie suchen überall nach ihm. Du hast die Fliegensoldaten heute gesehen. Von denen gibt es Hunderte und dann noch die Gestaltwechsler und die Feuerreiter. Inti konnte nicht weitergehen. Er musste sich verstecken.«
»Woher wusste Matt das?«
»Matt weiß alles! Letzte Nacht hat er uns vier zusammengeholt. Er sagte, es gäbe nur einen Weg, Inti zu helfen, und dazu müssten wir eine kleine Truppe an einen Ort schicken, der Scathack Hill heißt. Dort würden wir etwas finden, das uns bei der Schlacht gegen die Alten helfen würde. Finn hat natürlich sofort angeboten, es zu
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