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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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holen. Es gibt hier keinen einzigen Mann, der nicht freiwillig alles tun würde, was Matt verlangt. Aber Matt sagte, es müsste einer von uns sein. Einer der Fünf.«
    Scar verstummte wieder, und als sie weitersprach, stellte Jamie erstaunt fest, dass sie Tränen in den Augen hatte.
    »Wir haben ihm geglaubt«, sagte sie. »Warum auch nicht? Er hatte bisher immer recht gehabt. Aber trotzdem hörte es sich verrückt an, uns wieder zu trennen, nachdem wir vier endlich zueinandergefunden hatten. Matt hat darauf bestanden. Mich wollte er jedoch nicht gehen lassen – es sollten entweder Sapling oder Flint sein. Du oder dein Bruder. Er hat beide in sein Zelt geholt und mit ihnen geredet, und eine Stunde später kam Sapling wieder heraus, stieg auf sein Pferd und ritt weg. Hundert Männer haben ihn begleitet. Er hat nichts zu mir gesagt, aber er hat mich angesehen, und diesen Ausdruck in seinen Augen werde ich nie vergessen. Es war, als wüsste er, was passieren würde. Und keiner der Männer hat irgendwelche Fragen gestellt. Er hat die Befehle gegeben, und sie haben gehorcht.«
    Ihre Stimme brach.
    »Du weißt, was dann passiert ist«, fuhr sie fort. »Scathack Hill war der Ort, an dem wir dich gefunden haben. Die Alten mussten von dem Auftrag gewusst haben, denn sie hatten eine riesige Armee hinterhergeschickt. Du hast das Ergebnis gesehen. In dem Moment, als Sapling dort ankam, haben sie ihn umzingelt. Die Schlacht hat fast den ganzen Tag gedauert. Sapling war unheimlich mutig. Aber seine Truppe war zahlenmäßig weit unterlegen, und sie hatten keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Seine Männer wurden niedergemetzelt… alle bis auf zwei. Die Alten haben sie am Leben gelassen, nicht aus Güte, sondern damit sie zurückkommen und uns erzählen konnten, was geschehen war. Alle Soldaten wurden getötet. Sapling haben sie sich bis zum Schluss aufgehoben. Er war schwer verwundet, aber er hat weitergekämpft, und als die beiden Soldaten ihn das letzte Mal sahen, hat er mit aller Kraft versucht, auszubrechen und zu uns zurückzukehren.
    Sie haben ihn umgebracht. Er hatte drei Pfeile in der Brust, und trotzdem hat er weitergekämpft. Doch dann stürmten die Feinde auf ihn ein und haben ihn in Stücke gehackt, und dabei haben sie natürlich gelacht. Und sogar als er tot war, haben sie ihn nicht in Ruhe gelassen. Einige haben seine Finger als Andenken abgeschnitten. Er hatte langes schwarzes Haar, und auch das haben sie ihm abgeschnitten. Dann haben sie ein Feuer entzündet, ihn verbrannt und die beiden Männer zu uns zurückgeschickt, damit sie uns berichten konnten.«
    »Also war alles vorbei«, flüsterte Jamie.
    »Das dachten wir auch. Inti war immer noch umzingelt – aber selbst wenn er es geschafft hätte, zu uns zu kommen, wäre es sinnlos gewesen. Wir waren keine fünf mehr. Es wäre zu spät gewesen.«
    »Aber was war in Scathack Hill?«, fragte Jamie. »Was gab es dort, das so wichtig war?«
    »Absolut nichts«, antwortete Scar eisig. »Das haben uns die beiden Männer berichtet. Matt hatte sich geirrt. Die Festung war leer und verlassen. Sapling ist umsonst gestorben.«
    Scar verstummte. Ihr reichte es.
    »Erzähl ihm auch den Rest«, murmelte Finn. Er berührte sanft ihren Arm. »Er muss es wissen. Auch der nächste Teil ist wichtig.«
    Scar nickte langsam.
    »Ich wollte Matt nie wieder sehen«, sagte sie. »Ich dachte, er hätte uns verraten. Ich dachte, er hätte uns alle den weiten Weg hierherkommen lassen für nichts. Ehrlich gesagt habe ich ihn gehasst. Ich habe ihn fast so gehasst wie die Alten. Letzte Nacht kam er dann allerdings zu mir – und was er zu mir gesagt hat… am liebsten hätte ich ihn angeschrien. Aber Matt schreit man nicht an. Wenn du ihn triffst, wirst du es verstehen.
    Er hat mich aufgefordert, einen Teil meiner Truppe zu nehmen und zu der Ruinenstadt zu reiten, in der wir uns jetzt befinden – und dann sollte ich allein nach Scathack Hill reiten und nur Finn, Erin und Corian mitnehmen. Er hat gesagt, dass es immer noch wichtig wäre, das mitzubringen, was ich dort finden würde, und obwohl er wüsste, dass ich immer noch wütend darüber wäre, was mit Sapling passiert ist, würde ich verstehen, warum er gestorben ist.« Scar runzelte die Stirn. »Anfangs habe ich ihm nicht geglaubt. Ich habe ihn gehasst und wollte ihm nicht einmal zuhören. Aber Finn hat mich überredet, und so sind wir losgeritten. Wir haben alle anderen hiergelassen und sind allein aufgebrochen. Und am Scathack Hill

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