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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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noch eine Menge vor.“
    Oh Mann, ich war so was von unfähig!
     
    Wir liefen am Strand entlang. Hier konzentrierten sich die Sylphen nicht in einem einzigen Windwirbel, sondern wehten in mehreren kleinen Sandkreiseln die Küste entlang. Ihr Lachen ersetzte das Kreischen von Möwen an einem herkömmlichen Strand. Von Weitem sah es so aus, als würden hier und da gewöhnliche Badegäste aus den Fluten steigen. Nur wenn man näher kam, sah man, dass es sich um vollständig bekleidete Leute handelte, die aus dem Wasserdurchgang kamen. Kurz bevor wir die ersten Strandhäuser erreichten, tat sich eine riesige Düne hinter dem Strand auf, in der sich ein geräumiger Höhleneingang verbarg – der Durchgang für Erde. Dahinter flimmerte und glühte der Himmel rot und unterbrach den Wald, der hinter den Dünen begann.
    „Ist dort der Feuerdurchgang?“, fragte ich Janus und zeigte in die Richtung.
    Er nickte.
    „Und wo befindet sich der Durchgang für Äther?“
    „Siehst du das Blinken am Horizont?“
    Erst sah ich nichts als tiefblauen Himmel, doch dann fiel mir ein stetiges Blitzen auf, das über das Firmament zuckte.
    „Das kommt vom Leuchtturm, der auf der Landzunge hinter der magischen Akademie steht. Dort ist der Durchgang für Äther.“
    „Wow, ein Leuchtturm, ich wollte schon immer mal auf einen Leuchtturm steigen.“
    Wir liefen an den kleinen Häuschen vorbei. Sie bestanden aus Holz, Weide oder Bambus, hatten verschiedene Farben und Größen und sahen aus wie bunte Bauklötze, die jemand auf den Strand gekippt hatte. Die Akademie war auf Holzpfählen errichtet worden, die ungefähr zwei Meter aus der Brandung ragten. Ein Steg führte von der Promenade aus über den Strand zum Haupteingang und einmal um das Gebäude herum. Hinter der Akademie reichte er vielleicht noch hundert Meter hinaus auf das Meer zu einer Anlegestelle für Schiffe. Es war ein dreistöckiges Gebäude mit einem runden Dach, komplett mit Bambus verkleidet und bodentiefen Fenstern.
     
    Genau wie im magischen Wald lag auch hier eine leise Melodie in der Luft. Aber sie klang mehr nach Panflöte als nach Klavier. Und sie stammte nicht von kleinen Blüten, die durch die Luft wirbelten, sondern von kleinen weißen Muscheln, die das Meer beständig an den Strand spülte. Sobald sie trocken waren, begannen sie sich in kleine Rauchgebilde aufzulösen und stiegen in den Himmel. Dadurch war die Luft voller hübscher Rauchkringel.
    „Wo hast du gewohnt, als du hier studiert hast?“
    „In der Akademie selbst.“
    „In der Akademie?“
    „Ja, in meinem Jahr war kein Haus mehr frei, deshalb habe ich eins der Gästezimmer unter dem Dach bekommen.“
    „Du hattest keinen Engel, der in der Anfangszeit für dich da war?“
    „Doch, schon. Aber ich hatte ihn nicht für mich allein.“
    Wir betraten den Steg, der zur Akademie führte. Essensgerüche lagen in der Luft.
    „Mhh, es duftet nach Kaiserschmarren, oder so was.“
    „Stimmt, das ist ein gutes Zeichen. Dann muss Finn da sein. Er ist nämlich der Meisterkoch in unserer Küche.“
    „In Danzig gibt es Wiener Spezialitäten?“
    „Ja, Finn stammt eigentlich aus Wien.“
    „Aus Wien? Warum ist er dann hier?“
    „Die Liebe … Sie entscheidet oft, wohin man gehört.“
    Bei Janus’ Worten tauchte sofort seine Remise mit dem Antiquariat vor meinem inneren Auge auf.
     
    Keine zehn Minuten später saßen wir beide vor je einer dampfenden Portion Kaiserschmarren mit Puderzucker und Rosinen und einer Kelle Zwetschgenmus. Das Akademie-Café befand sich hier nicht im Keller, sondern nahm die ganze dritte Etage ein. Es war mit grob gezimmerten Möbeln aus rötlichem Holz ausgestattet und durch die vielen großen Fenster blickte man auf das Meer. Die Küche befand sich hinter einer gläsernen Wand. Man konnte sehen, wie Finn darin mit großen Töpfen hantierte.
    Ein Stück von uns entfernt saßen zwei Studenten. Ich tippte auf die Elemente Erde und Wasser und dass sie neu hier waren, denn der eine hatte gleich mehrere Teller mit großen Bergen von Essen vor sich zu stehen, während der andere sich über einen stattlichen gebratenen Fisch hermachte. Ansonsten war das Café leer. Die anderen Studierenden besuchten sicherlich alle gerade ihre Seminare.
    Ich führte die erste Gabel zum Mund, schmeckte das köstliche Gericht und wollte im Leben nie wieder ohne leckeres Essen sein. ‚Und ohne Janus‘, fügte eine dünne Stimme in meinem Innern hinzu. Ich musste ihn küssen, musste ihm beweisen, dass

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