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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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wieder sichtbar zu werden. Ich wollte ein paar Einkäufe erledigen und mich dann auf den Weg zu Luisa machen.
     
    Ich hatte nicht damit gerechnet, welche Wirkung frisch gebackene Eierkuchen mit Erdbeermarmelade und Malzkaffee auf mich haben würden. Auf einmal wünschte ich, ich könnte den herrlichen Duft riechen, den alles zusammen ergab. Seltsam, es war zum ersten Mal seit Jahren, dass ich einen Geruch vermisste. Heute war wohl insgesamt ein komischer Tag. Bis eben war ich durchs Kaufhaus gestreift und hatte mich nicht mal dazu durchringen können, ein schlichtes weißes T-Shirt zu kaufen. Und nun drückte mir die Atmosphäre in Luisas Wohnung auf mein Gemüt. Sie fühlte sich so heimelig an. Genau so eine Stimmung hatte immer geherrscht, wenn meine Oma in der alten Küche des Forsthauses Eierkuchen für mich machte.
    Ich lehnte im Türrahmen zur Küche und beobachtete Luisa und Tim, die am Küchentisch saßen. Luisa stocherte an einem letzten Stück Eierkuchen herum, während Tim noch fast einen ganzen auf dem Teller hatte und redete und redete. Sie waren schon eine Weile beim Thema Kira, die seit Wochen weg war und beiden bisher nur eine Email geschrieben hatte.
    „Ich kann einfach nicht glauben, dass sie dir als bester Freundin nicht vorher eine kleine Andeutung gemacht hat, dass sie abhauen will. Indien! Ich meine, dass kann man doch nicht von heut auf morgen durchziehen. Das muss man planen!“, sagte Tim und fuchtelte mit seiner Gabel in der Luft herum.
    Luisa steckte das letzte Stückchen Eierkuchen in den Mund und seufzte. „Ja, dachte ich ja auch. Aber mein Vater, der ist früher auch von Zuhause abgehauen, so ganz spontan in einen Flieger gestiegen und los.“
    „Aber das war bestimmt nur nach Italien oder so.“
    „Nee, nach Asien.“
    „Trotzdem, traust du denn Kira so was überhaupt zu? Ich meine, ihr kennt euch doch schon ziemlich lange.“
    „Na ja, früher vielleicht nicht, aber in letzter Zeit, da hat sie sich irgendwie verändert.“ Luisa machte ein nachdenkliches Gesicht. „Allerdings …“
    „Allerdings was?“, hakte Tim sofort hoffnungsvoll nach.
    Luisa sah ihn mit ihren großen braunen Augen an und zuckte mit den Schultern. „Ich verstehe nicht, warum sie abgehauen ist, obwohl sie dich gerade kennengelernt hat!“
    „Na ja, unser erstes Date war nicht so toll. Ich hab sie angeschrien am Schluss. Dabei hab ich doch gar nicht sie gemeint! Ich war nur so erschrocken. Alles kam so überraschend.“ Tim wirkte aufgewühlt.
    „Aber, was ist denn eigentlich passiert?“, wollte Luisa wissen und mir wurde klar, dass Kira es ihr mit Sicherheit nicht genau erzählt hatte. Ein Bett in Brand stecken und dann einfach so ein riesiges Aquarium darauf schmeißen. Das klang einfach zu verrückt.
    Tim wand sich. Auch er wollte es nicht erzählen, aber es war klar, dass dieses Erlebnis mit seiner Vermutung zusammenhing, dass die Sache mit Indien nicht stimmte.
    Er stand auf, atmete tief durch und trat ans Fenster. „Und ihre Chatfreundin, diese Atropa, hat ganz sicher Humboldthain gesagt?“
    Luisa stand auch auf. „Meinst du, sie hat sich da verkrochen und schreibt von dort E-Mails?“
    Tim drehte sich zu ihr um und antwortete ernst: „Irgendwie schon.“
    Luisa machte ein mitleidiges Gesicht, griff nach Tims rechter Hand und nahm sie in beide Hände. „Mach dir einfach nicht so viele Sorgen. Also, ich bin schon sauer, dass sie einfach so abgehauen ist. Aber sie kommt zurück, glaub mir.“
    Jetzt klang sie tatsächlich wie eine Therapeutin. Von Kira wusste ich, dass sie Psychologie studieren wollte. Sie lächelte Tim schüchtern an. Tim lächelte zurück.
    Ich hörte einen Schlüssel im Schloss der Wohnungstür und verflüchtigte mich schnell ins Badezimmer. Ich wollte nicht, dass Luisas Vater Matthias mich dabei antraf, wie ich in seiner Wohnung Luisa und Tim belauschte. Das wäre einfach zu peinlich. Er war ebenfalls mit dem Element Äther begabt, wovon Luisa keinen Schimmer hatte.
    Schon vernahm ich seine Stimme. Matthias wünschte Tim und Luisa einen guten Abend und stieg sofort ins Gespräch ein, als Tim sagte: „Du hast gesagt, sie hat von einem unterirdischen See gesprochen, wo sie Atropa aufsuchen soll. Das klingt alles andere als belanglos. Was auch immer es bedeutet, ich werde dort anfangen zu suchen.“
    „Junge, beruhige dich wieder und fantasiere dir nichts zusammen. Man kann nicht einfach in die Berliner Kanalisation ein- und aussteigen, wie man lustig ist. Du nicht, und

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