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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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lachten wie von Sinnen und schlugen die Köpfe ihrer Bierflaschen mit Steinen ab.
    Hier draußen würde uns niemand hören. Das wussten diese Bastarde. Sids widerliche Fratze prangte vor meinem Gesicht. Die Schwellung an seinem Piercing war größer geworden. Vielleicht war die Stelle sogar vereitert.
    »Jetzt hast du keine große Klappe mehr, was?« Er lachte wie irre. Die anderen Jugendlichen fielen in sein Lachen ein.
    »Zeig’s der Schlampe, Sid«, rief das Mädchen mit den toupierten Haaren und streckte die Zunge bis zum Kinn heraus.
    »Lasst sie«, sagte Rin und stellte sich schützend vor mich. Dieses Mal waren die anderen jedoch deutlich in der Überzahl.
    »Bitte, Rin, lass uns gehen«, sagte ich und griff nach seiner Hand. Ich wollte Handgreiflichkeiten vermeiden.
    »Du glaubst doch nicht, dass wir euch einfach so ziehen lassen«, kreischte Sid. Seine Worte gingen nahtlos in das hysterische Lachen einer Hyäne über.
    Als wäre dies ein Stichwort gewesen, schlossen sie den Kreis enger um uns.
    »Lasst uns durch«, forderte ich, und schon wurde ich brutal zu Boden gestoßen. Ich fiel auf meinen Allerwertesten, der höllisch schmerzte.
    »Das war erst der Anfang«, tönte Sid. Da hörte ich ein wildes Knurren und Fauchen. Zuerst glaubte ich, ein Raubtier hockte in den Büschen und würde uns jeden Moment angreifen. Aber dann realisierte ich, dass Rin es war, der diese animalischen Laute ausstieß. Die Jungen wichen ängstlich zurück. Er fletschte die Zähne wie ein bissiger Hund.
    »Der Typ ist ja voll krank, ey«, sagte der Stachelkopf.
    Rins Körperhaltung war geduckt, die Arme kampfbereit ausgestreckt. Seine Muskeln spannten sich an. Sein Körper signalisierte, dass er jeden Augenblick angreifen würde, wenn mir einer der Jugendlichen zu nahe kam.
    »Reißt euch zusammen, der will euch nur verarschen«, brüllte Sid. Von den Worten ihres Chefs beeindruckt, rückten die Jugendlichen wieder enger zusammen.
    »Ihr seid keine Männer, ihr seid Feiglinge«, zischte Rin. »Greift ein wehrloses Mädchen an.«
    »Sag du uns nicht, wie ein Mann zu sein hat, du Tier«, provozierte Sid und erntete Beifall von seiner Gang.
    Rin richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Seine animalische Ausstrahlung war verschwunden. Zumindest für den Moment.
    »Ein Mann ruht in sich selbst. Seine Stärke gibt ihm das Selbstvertrauen, das er braucht, um in den fairen Zweikampf zu treten, anstatt sich hinter seinen Gefährten zu verstecken. Das gebietet ihm seine Ehre. Doch ihr scheint nichts von Ehre zu wissen. Ich habe Mitleid mit euch.«
    »Was laberst du da für ’nen Scheiß? Du solltest lieber Mitleid mit deiner kleinen Freundin haben. Wenn wir mit dir fertig sind, ist sie nämlich an der Reihe. Das wird ein Spaß. Und wer weiß. Vielleicht wird die Kleine es sogar genießen?« Sids Becken bewegte sich in einem eindeutigen Rhythmus.
    Der Anblick versetzte mich in Entsetzen und Rin in Rage. »Ihr werdet sie nicht entehren!«
    »Oh, jetzt bekomme ich aber Angst. Was willst du tun, uns anfauchen?«
    Rin stellte sich vor Sid und funkelte ihn kampfeslustig an. »Klären wir das unter uns. Mann gegen Mann. Oder hast du Angst, vor deinen Freunden das Gesicht zu verlieren?«
    Sid zögerte einen Moment, dann nickte er jedoch entschlossen.
    »Mit dir werde ich allemal fertig.« Er krempelte seine Ärmel hoch, und seine Freunde wichen beiseite, machten Platz für die beiden Kämpfer.
    »Hast du einen Wunsch, was auf deinem Grabstein stehen soll?«, fragte Sid provozierend, aber Rin ließ sich nicht darauf ein. Jemand gab ein Zeichen, und die beiden gingen aufeinander los. Sids enorme Größe war ihm kein Vorteil, denn Rin war so wendig, so schnell, dass der deutlich größere Junge keine Chance hatte. Eine Faust traf ihn an der Schulter, eine zweite im Gesicht. Ungelenk hob er die Arme zur Abwehr, doch jedes Mal zu spät. Und als Sid endlich zuschlagen wollte, stand Rin plötzlich hinter ihm und gab ihm einen Tritt in den Hintern.
    Ich schlug mir die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken.
    Sid landete mit dem Gesicht auf dem Boden und zappelte hilflos mit Händen und Füßen, wie eine Schildkröte, die auf dem Rücken lag. Sofort halfen ihm zwei Jungen auf.
    »Widerlich«, ächzte Sid und spuckte Sand aus, den er versehentlich geschluckt hatte.
    »Ich habe gewonnen. Jetzt nimm deine Anhänger, und zieh ab.«
    »Drecksack! Macht ihn fertig«, brüllte Sid.
    Einer nach dem anderen ging auf Rin los. Doch der wehrte sich nach

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