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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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fragte er in freundlich-neutralem Ton.
    Brennicke zögerte erneut. Aber er verzog keine Miene, als er schließlich sagte: »Darüber, ob er unter Umständen bereit wäre, den Geldboten für uns zu spielen.«
    »Nein.«
    »Nein was?«
    »Nein, ich habe Walther Lieson nicht gefragt, ob er die geforderten Millionen zu überbringen bereit ist«, formulierte Goldstein seine Antwort mit provozierender Geduld ein wenig ausführlicher.
    Brennickes Augen fixierten das ausdrucksvolle Gesicht des Unterhändlers. Noch immer lag keine Spur von Wut in seinem Blick, aber Verhoeven bemerkte inmitten der kühlgrünen Iris dasselbe unterdrückte Glimmen, das ihm schon in der Bank aufgefallen war. Dieser Mann ist brandgefährlich, dachte er. Jede Wette, wenn es um persönliche Demütigungen geht, hat er ein Gedächtnis wie ein Elefant!
    »Aber warum wollen Sie es nicht wenigstens versuchen?«, mischte sich Büttner ein, der spürte, dass sein Boss sich nur äußerst ungern auf ein weiteres Geplänkel mit dem erfahrenen Unterhändler einlassen mochte. Zumindest nicht, solange er dabei Gefahr lief, den Kürzeren zu ziehen. »Falls Lieson ablehnt, können wir immer noch überlegen, wie wir die Sache lösen.«
    Goldstein warf dem jungen Tom-Cruise-Verschnitt einen amüsierten Blick zu. »Hey, wow, sagten Sie tatsächlich wir?«
    »Ja, wir«, keifte Büttner zurück. »Sie arbeiten in dieser Sache mit uns zusammen, falls Ihnen das entgangen sein sollte.«
    »Das«, erwiderte Goldstein lakonisch, »macht uns noch lange nicht zu einem Team. Aber Schwamm drüber. Das Geld zu beschaffen stellt natürlich kein Problem dar. Aber selbst ein karrieregeiler BKA-Lümmel wie Sie wird Walther Lieson kaum darum bitten wollen, sich einer Situation auszuliefern, die er mit größter Wahrscheinlichkeit nicht überleben wird, oder?«
    Jens Büttners Kinnlade klappte herunter. »Warum denken Sie, dass diese Leute ihn töten werden?«, fragte er mit entgeisterter Miene.
    Goldsteins Adleraugen hefteten sich an das Gesicht des jungen BKA-Beamten, während er die Brusttasche seines Polohemds nach Zigaretten abtastete. »Weil die Männer, die wir suchen, ein verdammt hohes Risiko eingehen, um seiner habhaft zu werden. Und weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass sie einen solchen Aufwand betreiben, um mit Walther Lieson Kaffee zu trinken.«
    Verflixt noch mal, dachte Verhoeven, dem diese Überlegungen genauso neu waren wie den beiden Kollegen vom BKA. Er hat Recht!
    »Und was schlagen Sie stattdessen vor?«, fragte Brennicke, der sich als Erster wieder gefangen hatte.
    Goldstein schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. »Wir können nur hoffen, dass es uns gelingt, diese Kerle von Lieson abzubringen«, sagte er, indem er einen Schwall Rauch in die Luft blies. »Oder sie zumindest so lange hinzuhalten, bis wir den Aufenthaltsort der Geiseln ermittelt haben.« Er kniff die Augen zusammen und blickte auf den Boden hinunter. »Wir müssen unbedingt geheimhalten, dass Lieson längst wieder in der Stadt ist«, murmelte er gedankenverloren. Dann sah er wieder hoch. Abrupt, als wolle er sich so schnell wie möglich von seinen eigenen Überlegungen distanzieren. »Ich habe bereits veranlasst, dass er an einen sicheren Ort gebracht wird«, erklärte er. »Ein Team von zwei Beamten wird rund um die Uhr bei ihm bleiben und für seine Sicherheit sorgen.«
    »Womit, um Gottes willen, rechnen Sie denn?«, fragte Jens Büttner mit einem herablassenden Lächeln.
    »Mit allem«, entgegnete Goldstein knapp, und zum ersten Mal bemerkte Verhoeven etwas wie Ungeduld in seinem Blick. »Ich rechne grundsätzlich mit allem. Und im Angesicht von vier schwer bewaffneten Geiselnehmern, die sich nicht scheuen, elf unbeteiligten Passanten mal eben so die Kniescheiben wegzuballern, nur um die Behörden von einem gleichzeitig stattfindenden Banküberfall abzulenken, halte ich es auch für durchaus angemessen, mit allem zu rechnen.«
    »Und dann?« Jens Büttner zupfte am Kragen seines Hemds. »Wenn Lieson nun also in Sicherheit ist ... Wie soll es weitergehen? Ich meine, wollen Sie den Entführern im Ernst erklären, dass ein mit allen Hunden gehetzter Banker wie Walther Lieson irgendwo auf dem Weg von Genf nach hier verloren gegangen ist und wir deshalb leider jemand anderen als Boten schicken müssen?«
    »Tja, so was in dieser Richtung werde ich wohl behaupten«, nickte Goldstein.
    »Aber Moment mal«, wandte Brennicke eher verächtlich als

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