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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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wollte.
    »Das Beste wird es sein, wenn du sie in Ruhe lässt. Sie hat gestern bereits eine Überdosis Schattenschwingen-Hilfe abbekommen. «
    Ich fühlte mich so eiskalt, wie meine Wort auf Sam wirken mussten. Endlich gab er die Umarmung auf und musterte mich eindringlich. Dann setzte er sich in den Stuhl mir gegenüber, die Hände um die Lehnen gekrallt, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    »Es sieht nicht gut aus, was?«
    »Nein, nicht besonders.«
    Sam nickte, dann blickte er in den Garten. »Du bist allein?«
    »Ich habe die anderen gebeten, mir heute ein wenig Freiraum zuzugestehen. Shirin und Ranuken sind mit Rufus auf der Wilden Vaart und werden bis zum Abend draußen auf dem Meer bleiben.«
    Fast hätte sich ein Schmunzeln auf mein Gesicht geschlichen, als ich daran dachte, mit welcher Grimasse Ranuken dem Plan zugestimmt hatte. Dann bemerkte ich den Ausdruck ins Sams Augen – abwartend, sich innerlich bereit machend für das, was noch kommen würde – und das Schmunzeln ging mir verloren.
    »Den Ring… du trägst ihn noch? Daran hat sich also nichts geändert?«
    Unwillkürlich streichelte ich über den hellen Bernsteinreif an meiner linken Hand. »Daran hat sich nichts geändert.«
    Sam schloss die Augen und ich erkannte, wie die Anspannung von ihm abfiel. Ich durfte keine Zeit verschwenden, sonst machte ich alles nur schlimmer.

    »Wenn du den Ring nicht zurückforderst, werde ich ihn auch weiterhin tragen. Aber ich möchte dich bitten, vorerst nicht mehr zu mir zu kommen.«
    Ich hatte den Satz noch nicht einmal zu Ende ausgesprochen, da war Sam auch schon aufgesprungen. Er beugte sich zu mir herunter, beide Arme seitlich von mir aufgestellt, als wollte er verhindern, dass ich flüchtete. Oder als müsse er sich davon abhalten, mich anzufassen. Entschlossen hielt ich seinem Blick stand, ohne ihn wirklich anzusehen. Ansonsten hätte meine Stimme versagt.
    »Ich will dich nicht verletzen, aber …«
    »Du tust es gerade.«
    »Bitte, lass mich ausreden.« Ich verhielt mich gröber als beabsichtigt, aber ich musste das hier schnell hinter mich bringen, andernfalls würde ich es nicht durchstehen. »Ich liebe dich, daran hat sich nichts geändert. Nicht im Geringsten. Aber ich bin der Überzeugung, dass es das Beste für uns beide ist, wenn wir uns eine Weile nicht sehen. Es ist zu viel in zu kurzer Zeit passiert. Lauter Dinge, die wir beide in ihrer Reichweite nicht einmal ansatzweise abschätzen können. Das, was gestern Abend geschehen ist, war nur ein weiterer Mosaikstein. Sam, wir müssen beide zur Ruhe kommen. Die Welten, in denen wir leben, müssen zur Ruhe kommen.«
    »Gut. Das verstehe ich. Dieser ganze Wahnsinn, in dem wir feststecken, das muss ein Ende haben.« Sam zeigte eine wilde Entschlossenheit, die jeden Augenblick in Verzweiflung umkippen konnte. Zu gern hätte ich etwas Tröstendes gesagt oder ihn gar berührt. Doch das war unmöglich. »Ich werde hierbleiben, bei dir, Mila. Ich werde nicht wieder in die Sphäre zurückkehren, wir werden nicht einmal mehr über sie sprechen. Ich werde diesen Teil in mir einfach tilgen.«
    Ich schüttelte den Kopf und ließ mir nicht anmerken, dass
ich innerlich bei diesem Vorschlag jubilierte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als Sam einfach bei mir zu behalten und alles andere zu vergessen. Aber auch über diese Möglichkeit hatte ich vorher nachgedacht und sie als grundlegend falsch verworfen. Ich liebte Sam wirklich – und gerade deshalb konnte und durfte ich nicht von ihm verlangen, dass er einen großen Teil seines Ichs abtötete. Ganz gleich, was dadurch gewonnen war.
    »Ich liebe dich, Sam, aber es ist unmöglich, dich von der Sphäre zu trennen. Du kannst nicht immer wieder nach St. Martin kommen und Mensch spielen, solange du eigentlich der Sphäre angehörst. Ihr Schatten würde immer über uns hängen, einfach aus dem Grund, weil du eine Schattenschwinge bist. Davon abgesehen, dass du durch deine Anwesenheit hier Menschen gefährdest, Menschen, die zu mir gehören und für die ich mich verantwortlich fühle.« Ich hielt inne, denn nun kam der Teil, der mich fast umbrachte. »Die einzige Möglichkeit für uns beide würde tatsächlich darin bestehen, dass du dich ganz von deinem Schattenschwingen-Dasein lossagst. Aber das will ich nicht. Ich weiß genau, wie wichtig es für dich ist. Wichtiger, als ich für dich bin. Die Schattenschwingen sind deine Familie, du brauchst sie genauso sehr, wie ich meine Familie und Freunde brauche.

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