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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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sich selbst wehtat. Manchmal war es eben besser, sich Schmerz zuzufügen, als die Welt zu ertragen. Inniglich wünschte ich mir, die gleiche Kraft aufzubringen, aber der Verlust meiner selbst hatte mich schwach gemacht. Also nahm ich sie in die Arme und wiegte sie sanft hin und her, bis ihre Wut und Hilflosigkeit sich legten.
    »Warum ist Sam bloß jemals nach St. Martin zurückgekehrt, nachdem er zur Schattenschwinge geworden ist? Ohne ihn wäre dieses Elend niemals losgetreten worden. Wir wüssten nichts von der Sphäre, von Auren und Gefängnissen aus Glas. Wir wären zuhause, dort, wo wir hingehören. Unsere Eltern wären nicht ganz krank vor Sorge, weil wir beide ohne eine Spur verschwunden sind, und die Schattenschwingen wiederum würden nach wie vor in Frieden leben«, sagte Lena, den Kopf in meiner Armbeuge vergraben. Mir in die Augen zu schauen und so etwas von sich zu geben, war ihr wohl trotz allem, was passiert war, immer noch nicht möglich.
    »Es ist nicht Sams Schuld, genauso wenig wie es meine Schuld ist, dass Nikolai sich allmählich von seinen Verletzungen erholt. Sam hat getan, was er für das Beste hielt, und für mich war seine Rückkehr eindeutig das Beste. Ansonsten hätte ich meinen Verstand viel früher verloren.«
    Lena hatte sich aufgerichtet und zog streng ihre Augenbrauen zusammen. »Du verlierst nicht deinen Verstand, Mila. Dieser gottverdammte Mistkerl missbraucht dich für seine Zwecke, und es ist ihm egal, welchen Schaden er dadurch anrichtet. Er will mit aller Gewalt wieder zu Kräften kommen, nicht einmal auf sich selbst nimmt er dabei Rücksicht. Aber glaub mir, das wird ihm noch leidtun. Schließlich ist er trotz allem angeschlagen. Sam und die anderen Schattenschwingen werden ihn finden. Für sie ist der Käfig bestimmt nicht mehr als ein schlechter Witz, den sie ruckzuck in einen Scherbenhaufen verwandeln. Dieser Kastor, von dem du mir erzählt hast, wird Nikolai schon zeigen, wo es langgeht. Und dieses Mal wird er ihm nicht entkommen wie eine gewiefte Ratte.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe, um die aufsteigende Trauer zu unterdrücken. Obwohl es sich falsch anfühlte, hatte ich Lena zwar von Kastors Angriff auf Nikolai erzählt, ihr aber verheimlicht, dass er dabei vermutlich ums Leben gekommen war. Das Umleiten seines Feuers, das die Pforte zum Schmelzen gebracht hatte, hatte ihn zweifelsohne einen hohen Preis gekostet. Es hatte nicht nur den Übergang zwischen den beiden Welten zerfressen und ihn zusammenzurren lassen, sodass ich dachte, ich würde zerquetscht werden wie eine Fliege an der Wand, sondern es hatte auch Kastors Aura gelöscht. Dieses Inferno konnte er unmöglich überlebt haben, während Nikolai es einzig dank seiner zusammengeklauten Aura überstanden hatte.
    Natürlich hätte ich Lena davon in einer nüchternen Beschreibung erzählen können, die das Grauen aussparte, das ich bei der Durchquerung der Aschepforte erlebt hatte. Dazu wühlte mich das Ganze jedoch zu sehr auf, denn mit Kastor hatte Sam seinen alles entscheidenden Helfer in dieser Schlacht verloren. Wer blieb ihm nun noch? Shirin war verletzt, Ranuken ein Pfundskerl, aber weder ein Krieger noch ein Kenner der Schattenschwingenkünste. Asami hingegen war beides, aber er würde sich wohl kaum dazu überreden lassen, ausgerechnet mich zu retten und dabei Sams Leben zu gefährden. Nikolai aus der Sphäre entfernen? Gern. Aber das konnte man schließlich noch tun, wenn es die sterbliche Konkurrenz um Sams Aufmerksamkeit nicht mehr gab … Der Verdacht, dass Asami einen solchen Plan hegte, saß tief, tiefer, als ich es mir erklären konnte. Dabei war es ja nicht einmal ein richtiger Verdacht, sondern eher eine Unterstellung. Seit ich jedoch den Ring von meiner Hand gestreift hatte und Sams Liebe zu mir nicht unentwegt spürte, war es leicht, zu glauben, dass ich mit dem Ring auch ihn verloren hatte. Und selbst wenn Sam mich fand, würde er mich, so wie ich nach Nikolais Berührung war, noch lieben? Würde der Ring erneut an meiner Hand stecken oder sich mir verweigern?
    Derlei wirre Gedanken beschäftigten mich Tag und Nacht, und die meisten von ihnen teilte ich mit Lena, deren Halt ich mehr brauchte, als sie vermutlich ahnte. Wobei ich ihr hoch anrechnete, wie tapfer sie den Umständen standhielt. Von dem Nervenzusammenbruch, zu dem ihre erste Begegnung mit Nikolai bei den Wellenbrechern geführt hatte, war nichts zu bemerken. Sie hatte die Existenz der Schattenschwingen und mit ihnen die der Sphäre

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