Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
Hand riss, las von ihren Lippen, wie sie die junge Schattenschwinge dazu anstachelte, weit mit der Waffe auszuholen, studierte ihr Kleid, das nun fast reines Silber war, von einem filigranen roten Muster am Halsausschnitt abgesehen. Ich war ein Fremder für Mila, nein, viel mehr als das: Ich war ein Feind, den sie tot sehen wollte. Darauf hätte mich niemand vorbereiten können.
    Solveigs Speer nahte und ich schloss die Augen.
    Doch der zu einer Spitze geschliffene Bernstein erreichte meine Brust nicht, obwohl sie sauber darauf gezielt hatte. Stattdessen erklang das Poltern von Holz, gefolgt von Nikolais Stimme.
    »Es stimmt, ich will Samuels Tod, aber ich will derjenige sein, der ihm ein Ende bereitet.«
    Von Solveig kam ein wütendes Knurren. »Dann sag das gefälligst auch deinem nutzlosen Menschenkind, schließlich war es ihre Idee. Deine Gefährtin scheint nicht wirklich zu wissen, was in dir vorgeht.«
    Diese Worte rissen mich aus meiner Gleichgültigkeit, bevor ich jedoch die alles entscheidende Frage stellen konnte, drängte Shirin sich vor mich. »Mila ist deine Gefährtin?«, fragte sie Nikolai, dessen Fuß auf dem Speer stand, den er Solveig aus der Hand geschlagen hatte. Er wirkte weder verwundet noch irgendwie geschwächt, sondern strahlte hell und klar. »Du hast sie nicht bloß benutzt, um wieder zu Kräften zu kommen, sondern hast sie als Gefährtin angenommen? So etwas wäre dem Schatten nie passiert.« Der Ton, mit dem Shirin dies aussprach, verriet nicht bloß ihre Verachtung, sondern auch einen alten Schmerz über die Liebe, die der Schatten ihr verwehrt und womit er sie an ihre Grenzen getrieben hatte.
    Nikolai musterte sie einen Moment lang kalt, als wäre sie nicht mehr als eine lästige Nebenfigur und nicht etwa seine Liebesgespielin aus der Vergangenheit. »Dem Schatten ist dafür etwas ganz anderes passiert, wie du weißt. Eigentlich solltest du genau wie er der Vergangenheit angehören, anstatt hier wilde Behauptungen in die Welt zu setzen. Steht dir übrigens gut, die Klinge unter deinem Herzen. Anstatt mich zu beleidigen, solltest du dankbar sein, überhaupt etwas von mir bekommen zu haben, wenn es für die Liebe nicht gereicht hat.«
    Der Angriff glitt an Shirin ab. »Das, was zwischen uns war, gehört in die Vergangenheit. Es ist Zeit für einen Schlussstrich.«
    Nikolai verzog nur verächtlich den Mund, dann wendete er sich Mila zu. Die Balustrade hatte sich vor ihr geöffnet, und mit jedem Schritt, den sie hinabsetzte, erschien eine neue gläserne Stufe mitten in der Luft. Dass es nicht Nikolai war, der diese Treppe schuf, sondern Mila, verriet seine Forderung: »Bitte zieh dich zurück, ich will nicht, dass dir etwas zustößt.«
    Widerwillig blieb Mila stehen. »Aber ich möchte bei dir sein, ganz gleich, was geschieht.« Sehnsucht, viel mehr noch: Verlangen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Es war ihr ernst, und ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob es mich weniger um den Verstand gebracht hätte, sie verletzt vorzufinden, als so verändert. Shirin griff nach meiner freien Hand und ich ließ es geschehen. Es gab ohnehin nichts, was in diesem Moment noch von Bedeutung gewesen wäre. Ich hatte Mila verloren.
    »Ruf Asami, damit wir diese Schmierenkomödie endlich über die Bühne bringen«, forderte Nikolai mich auf, während Mila auf der Treppe weder einen Schritt vor- noch zurücksetzte. »Ich habe noch anderes zu erledigen, als mich mit ein paar Schattenschwingen herumzuärgern, die schon bald das Zeitliche segnen werden. Meine Gefährtin ruft nach mir.«
    Ich holte blind aus und schlug ihm so fest ins Gesicht, dass sein Wangenknochen mit einem Krachen brach. Blitzschnell stürzte Solveig vor, doch ich war schneller und rammte ihr den Griff des Katanas in die Leibesmitte, und bevor Gyula auch nur zum Angriff ansetzte, durchhieb ich seinen Speer, den er gerade erst vom Boden aufgehoben hatte. Ich fuhr herum, doch Nikolai hatte sich bereits abgestoßen und hielt im Flug auf Mila zu. Sie streckte die Arme nach ihm aus und er nahm sie mit sich, hinauf zur Decke der Halle, die sich immer weiter in die Höhe schraubte, während sich über unseren Köpfen eine neue Glasdecke auftat.
    Ich wollte ihm nachsetzen, das Hindernis zwischen mir und meinem Ziel mit dem Schwert zertrümmern, doch Gyula sprang auf mich zu und es brauchte einen Moment, um ihn abzuschütteln. Milas Gewand wickelte sich um Nikolais Beine, dann verschwanden sie aus meiner Sicht. Ich blickte ihnen zu lange nach,

Weitere Kostenlose Bücher