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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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und komponierte einige Bindungen. Die auseinandergebaute Kynosure schwebte wieder an ihrem Platz über dem Altar, doch war ihr Innenleben nun um einige zusätzliche Komponenten ergänzt worden: ein paar Runen und ein Kanalisierungsglas. Einige der hauchdünnen Plättchen in der Kynosure waren zudem durch Silberdraht miteinander verbunden; Silberdun hatte darüber hinaus nach Eisenfuß' Anweisungen mittels Elemente zusätzliche Markierungen in ihre Oberfläche graviert. »Wie ich bereits sagte«, erwiderte Eisenfuß und schaute nach unten. »Das Gerät wurde so kalibriert, dass es nur von dieser einen Stelle aus korrekt funktionieren kann. Würden wir es an einem anderen Ort benutzen, kämen wir womöglich ganz woanders wieder raus.«
    An allen Ausgängen des Tempels waren Königliche Gardisten postiert. Hüter Throen war stinksauer gewesen, als Eisenfuß sich mit seiner kostbaren Kynosure davongemacht hatte, doch als ihn die Königliche Garde aus seinem eigenen Tempel aussperrte, geriet er außer sich. Der gesamte Kirchenvorstand hatte sich vor dem Gebäude zum Protest eingefunden, und Everess hatte fast den ganzen Morgen damit zugebracht, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. Ohne Erfolg.
    Sela und Paet saßen in den Bänken und sahen Eisenfuß bei der Arbeit zu. Sela war nervös. Sie spürte die Spannungen im Raum nur zu deutlich. Und sie konnte mit Hilfe der Empathie auch die Resonanzen uralter Emotionen fühlen, die noch immer durch den Raum mäanderten. Es waren starke Emotionen. Leidenschaftliche Emotionen.
    »Hoffentlich trudelt Silberdun bald hier ein«, knurrte Paet. »Wir haben in dieser Woche wohl jede Glaubensgemeinschaft in den Faelanden vor den Kopf gestoßen, und ich hätte die Sache hier gern erledigt, bevor wir in eine ihrer zahlreichen Höllen verdammt werden.«
    »Er wird bald kommen«, sagte Sela. »Ich kann ihn spüren.«
    »Das will ich ihm auch geraten haben.« Paet stand auf. »Dauert das noch länger?«, fragte er Eisenfuß. Seine Stimme hallte in dem großen Tempel wider.
    »Nicht viel länger als es eben dauert«, erwiderte Eisenfuß. »Ich nehme an, du willst, dass wir dieses kleine Experiment überleben, oder?«
    Paet schnaubte, setzte sich jedoch wieder hin.
    Sela betrachtete Eisenfuß. Er war ein recht gut aussehender Bursche, klug und gebildet. Warum hatte sie sich nicht in ihn statt in Silberdun verknallen können? Gut, auch Eisenfuß hatte seine Fehler, aber nichts, worüber man nicht hinwegsehen konnte.
    Andererseits gab es einen guten Grund dafür, warum sie sich in Silberdun und nicht in den Thaumaturgen verliebt hatte. So ungern sie es zugab, aber Eisenfuß war einfach nicht ihr Typ. Dafür war er nicht hart genug. In Silberduns Innern hingegen war eine dunkle, bittere Härte, und genau das hatte sie unwiderstehlich angezogen.
    Als hätten ihre Gedanken ihn herbeibeschworen, erschien Silberdun in diesem Moment im Eingang des Tempels. An seinem Arm hing eine junge Frau. Faella.
    Sie war hübsch, doch nicht so hübsch wie Sela. Und sie war blutjung, kaum ihren Mädchenjahren entwachsen. Mit einem Blick hatte sie die Szenerie rund um den Altar erfasst, auf ihrem Gesicht lag ein stolzer Ausdruck, ihr Blick glühte. Keine Frage, diese Frau war es gewohnt, dass sich alle Augen auf sie richteten, sobald sie einen Raum betrat. Sela hasste sie augenblicklich. Sie hätte Faella auf der Stelle und ohne mit der Wimper zu zucken ermorden können. Und sie kannte zahlreiche Methoden, dies zu tun.
    Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, und Sela spürte, dass Faella sehr genau wusste, wer sie war und was sie für Silberdun empfand. Sela vermied es sehr bewusst, einen Faden zwischen sich und Faella erstehen zu lassen. Sie hatte nicht die geringste Lust, das zu fühlen, was dieses Weibsstück fühlte.
    Faella lächelte sie an. Oh, wie sehr Sela ihr den Tod wünschte.
    »Ihr müsst Faella sein«, sagte Eisenfuß und verbeugte sich leicht in ihre Richtung. »Silberdun glaubt, Ihr könntet uns hierbei vielleicht behilflich sein. Hat er Recht?«
    Fast hoheitsvoll schwebte Faella durch den Gang, wobei der Saum ihres goldgewirkten Rocks über den Tempelteppich strich. »Ich bin sicher, Lord Silberdun hat im Hinblick auf meine Fähigkeiten maßlos übertrieben«, sagte sie. »Aber ich besitze große Kräfte und werde mein Bestes versuchen.«
    Was für ein Haufen Pferdescheiße, dachte Sela. Große Kräfte, ja ... Was für eine mit Minderwertigkeitskomplexen beladene dumme Gans! Sela

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