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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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irgendwas bewirken?«
    »Das hoffe ich sehr«, sagte Mauritane. »Sofern du das Richtige tust. Doch mich fröstelt bei dem Gedanken, was das wohl sein könnte.« Er sah auf seine Hände. »Und indem ich diese Sache laufen lasse und nicht dagegen vorgehe, lade ich ebenso viel Schuld auf mich wie du und deine Mitstreiter.«
    »Wir tun, was getan werden muss«, sagte Silberdun.
    »Dann soll es so sein, mein Freund.« Mauritane sah ihm fest in die Augen. »Aber stelle sicher, dass das Ergebnis die Mittel rechtfertigt.« Das war keine Bitte. Es war ein Befehl, in dem das gesamte Gewicht von Mauritanes Führerschaftsgabe lag. Unter normalen Umständen wäre Silberdun wegen dieses Manipulationsversuchs beleidigt gewesen, doch in diesem Fall war es wohl verzeihlich.
    »Keine Sorge, Mauritane. Ich werde meine Gräueltaten für mich behalten.«
    »Keineswegs«, sagte Mauritane. »Du wirst mir detailliert Bericht erstatten. Ich möchte schließlich wissen, was mir alles verziehen werden muss.«
    »Und was denkst du über diesen Paet?«
    »Unsere Wege haben sich im vergangenen Jahr ein- oder zweimal gekreuzt. Ich schätze, er ist ein guter Mann, wenngleich ein bisschen sonderbar. Wie dem auch sei, ich würde ihm ebenfalls nicht über den Weg trauen.«
    Silberdun verließ die Kaserne mit sehr gemischten Gefühlen. Die hübschen Faefrauen von Smaragdstadt flanierten mit ihren Sonnenschirmchen müßig über die Promenade. Welch ein Luxus.
    Er hatte sich nie als vollwertiges Mitglied der Fae-Gesellschaft gefühlt, hatte vielmehr stets an ihrem Rand gelebt. Sicher, er war in der Position, mit den Edelsten unter ihnen zu plaudern, zu scherzen und umherzustolzieren, doch das ganze Getue war ihm immer hohl und unbedeutend vorgekommen. In ihm gähnte eine Leere, die nie ausgefüllt worden war.
    Und jetzt stand er im Begriff, sich einer Organisation anzuschließen, die ihn nur noch weiter von diesen Leuten entfernen würde. Doch war diese Aufgabe dazu angetan, das Loch in seinem Innern zu schließen oder würde sie es nur noch weiter aufreißen? Silberdun wusste es nicht zu sagen.
    Er straffte sich, trat hinaus ins Sonnenlicht und tauchte perfekt unter im munteren Treiben der sorglosen Seelie-Bürger.
    Everess wollte ihn für seine eigenen Zwecke missbrauchen. Die Arkadier wünschten ihn für ihre Sache zu benutzen. Wie auch Mauritane. Ja, selbst die Königin verfolgte ureigene Interessen, was seine Rolle in diesem Spiel betraf.
    Für einen gescheiterten Mönch kam sich Silberdun plötzlich äußerst gefragt vor.

8. KAPITEL
    Die Seeleute nennen das Inlandmeer auch die Einzig Wahre Königin. Wann immer ein neuer Mann zu einer Schiffsbesatzung stößt, muss er an einer geheimen Zeremonie teilnehmen, in welcher er der Verbundenheit mit seinem Heimatland abschwört und allein den Wellen ewige Treue gelobt. Es heißt, der Matrose, der sich weigert, diesen Eid zu leisten, werde in den Abgrund stürzen, um hinabgezogen zu werden in die Ewigkeit.
    - Stil-Eret, »Unter Segeln auf dem Inlandmeer«, aus Reisen daheim und unterwegs
    Das kleine Schiff kämpfte sich über das aufgewühlte Inlandmeer und nahm Kurs auf die Insel Weißenberg. Am Himmel trieben formlose Massen spätherbstlicher Wolkengebilde in beeindruckenden Prozessionen dahin, die immer wieder die Sonne verdeckten.
    Silberdun stand am Bug und umklammerte die Reling, krampfhaft bemüht, sich auf den Beinen zu halten. Er versuchte sich an den kleinen Cantrip gegen Übelkeit zu erinnern, den er im Gefängnis gelernt hatte. Damals eine nützliche Sache, wenn man das Essen hinter Gittern bedachte. Doch die Silben kamen nur stockend über seine Lippen, und so erschien es ihm sinnvoller, den Zauber nicht zu sprechen als ihn am Ende noch zu verhunzen und sein Elend zweifellos zu verschlimmern.
    Das Schiff hieß Treibholz. Ein befremdlicher Name. Wie überhaupt alle Schiffe, die auf dem Inlandmeer fuhren, überaus groteske Namen trugen. Das hatte ihm der Kapitän erzählt und dabei herzlich gelacht. Im Hafen hatte Silberdun einen Dreimaster liegen sehen, der Nasses Grab hieß. Galgenhumor, wie er annahm. Ein wahrer Schenkelklopfer ...
    Die Besatzung des Schiffs bestand aus fünf Mann, den Kapitän nicht eingerechnet. Schweigsam erfüllten die Matrosen ihre Pflichten und ignorierten Silberdun dabei geflissentlich. Wurde der Seegang stärker und warf das Schiff bedrohlich zur Seite, schien das die stummen Seeleute in keinster Weise aus der Fassung zu bringen.
    Silberdun umschloss das

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