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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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benötigte, um sich einen Weg zu bahnen. Er warf sich den Tragriemen des Schilds über die Schulter und reichte den Speer an seinen Hintermann weiter. Nur mit der Fackel in der Hand war es einfacher. Etwa fünfzehn Minuten später, als sein Gesicht bereits von zahlreichen Ästen zerkratzt und geschunden war, stieß er auf einen Tierpfad, der sich den Hang hinaufwand. Dort kam er besser voran.
    Baturix hatte Angst. Mit der Fackel in der Hand war er eine lebendige Zielscheibe, während er selbst jenseits des Feuerscheins nichts mehr erkennen konnte als finsterste Dunkelheit. Wenn ein Fomorer mit einem Bogen oder einem Wurfspeer irgendwo auf ihn wartete, war er tot. Kein Druide war bei ihm, der ihn mit seiner magischen Wahrnehmung warnen konnte, kein Heiler, der ihn retten würde, wenn man ihn verwundete. Er trug noch nicht einmal eine Rüstung, die einem Geschoss die Wucht nehmen konnte. Vorher noch hatten ihn Septus’ Worte aufgemuntert, doch inzwischen schürten sie seine Furcht nur noch. Warum hatte er ihn
wirklich
ausgesondert? Er hielt inne, als ihm plötzlich Panikden Atem abschnürte, und wirbelte herum, in der festen Überzeugung, die Speerspitze auf sich zukommen zu sehen.
    »Was ist?«, zischte der Mann hinter ihm, ein Krieger namens Veroclöt. »Etwas gesehen?«
    Baturix atmete tief durch. Dann schüttelte er den Kopf. »Mei nen Speer«, erklärte er, seine Stimme rau und trocken.
    Der Helvetier reichte ihm die Waffe. Baturix musste sich geradezu zwingen, ihm erneut den Rücken zuzukehren und weiterzugehen.
    Konnte es sein, dass ihn Cintorix tatsächlich loswerden wollte? War das Wissen über die wahren Umstände des Diebstahls wirklich so gefährlich für ihn? Wenn ja, konnte er sich Septus problemlos als seinen Mörder vorstellen. Der Mann war hart, und dass er Baturix nicht mochte, hatte er noch nie verheimlicht. Und wann wäre eine bessere Gelegenheit als hier in dieser finsteren Nacht? War das der Grund, warum Diviciacus ausgerechnet Septus ins Landesinnere geschickt hatte, während der Druide und sein Hauptmann die Fjordufer absuchten?
    Sein Herz schlug laut und hart, als sie nach etwa einer halben Stunde den Hügelkamm über dem Fjord erreichten. Er fror erbärmlich. Obwohl sein eingefetteter Umhang noch immer nicht durchweicht war, war seine Unterkleidung feucht und klamm vom Schweiß. Seine Furcht war schlimmer als auf dem Schlachtfeld, wo er auf Tonitrus gegen einen Schildwall der Nain geritten war. Dort war die Bedrohung wenigstens klar gewesen, der Feind deutlich erkennbar. Die Vorstellung, in einer Schlacht umzukommen, in der Zehntausende starben, war für Baturix nicht allzu schlimm, aber das hier war etwas ganz anderes, den Speer eines Gefährten im Rücken, alleine in der Finsternis … Er wollte so nicht sterben!
    Neben ihm traten die anderen auf den Kamm, zuerst Veroclöt, gefolgt von Hastus, Septus und den anderen. »Finster wie ein Sack Kohlen«, kommentierte der Gardist und spuckte aus.
    »Und nun?«, fragte Baturix hoffnungsvoll. »Zurück?«
    »Wir haben noch Zeit«, erwiderte Septus barsch und fügte mit zusammengekniffenen Augen hinzu: »Ist das dort unten ein See?«
    Baturix reichte seine Fackel an Veroclöt und trat nach vorne, um zumindest ein klein wenig Nachtsicht zu erlangen. Dort unten war die Talsohle tatsächlich äußerst glatt. »Gut möglich«, erwiderte er schließlich.
    »Dann sehen wir uns dort noch um. Ist wahrscheinlich ohnehin ein besserer Lagerplatz als auf der Nordseite des Kamms.«
    »Und das Licht?«, fragte Baturix besorgt. »Ein Licht von dort hätten wir vom Lager aus nicht sehen können!«
    Septus zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ein Kundschafter mit einer Fackel?«
    Die Nacht ist zwar dunkel
, dachte Baturix,
aber um nach einem zehntausend Mann starken Heer zu suchen, braucht man kein Licht
. Ein Kundschafter hätte keine Fackel benötigt. Baturix starrte ihn nachdenklich an. Was war der wahre Grund, warum Septus dort hinab wollte?
    »Was?«, fragte Septus, der Baturix’ Blick bemerkte.
    Baturix schüttelte erschrocken den Kopf. »Nichts, nichts.« Er würde es nicht wagen, ihm ins Gesicht zu sagen, dass er Angst vor ihm hatte.
    »Dann weiter.«
    Baturix folgte seinem Befehl. Der Pfad führte mehr oder weniger direkt hinab zum Seeufer. Baturix, der inzwischen mehr Angst vor den Männern hinter sich hatte als vor einem möglichen Hinterhalt vor ihm, beeilte sich, zu seinem Ufer zu gelangen. Seine Hintermänner fielen etwas zurück, was ihn ein wenig

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