Schattenwandler 05. Noah
suchen konnten, was ihnen vorher nicht erlaubt gewesen war.
Nach Syreena zu urteilen, hatten auch die Lykanthropen einen ausgeprägten Geschlechtstrieb. So ähnlich wie bei den Vampiren, wenn nicht – und er hätte nie gedacht, dass er so etwas irgendwann einmal sagen würde – sogar noch stärker. In den letzten vier Tagen hatte er nichts von Damien gesehen. Der telepathische Kontakt von vorhin war das Erste, was er in der ganzen Zeit von ihm gehört hatte, mit Ausnahme einer hastig geschriebenen Anordnung, er solle bis auf Weiteres die Rundgänge entlang der Territoriumsgrenzen übernehmen. Er nahm an, sie wollten Jasmines Abwesenheit nutzen. Die Vampirin machte keinen Hehl daraus, was sie von Damiens Heirat hielt und von den Problemen, die damit einhergingen, doch Jasmine schob die ganze Schuld auf Syreena, während Stephan mehr dazu neigte, hauptsächlich Damien dafür verantwortlich zu machen.
Doch er konnte sich eigentlich nicht beklagen. Ihm war bis zu Damiens Hochzeit ziemlich langweilig gewesen, und er hatte sogar schon erwogen, erst zum dritten Mal in seinem Leben, abzutauchen, bis interessantere Zeiten anbrechen würden. Ganz ehrlich, dieser ganze Friede war schlecht für die Verfassung eines Soldaten. Sicher, er konnte üben und verschiedene Kriegstechniken erlernen und als Ausbilder tätig sein, doch er war 633 Jahre alt. Wie lange konnte jemand sich der immer gleichen Aufgabe widmen, wenn es nichts und niemanden gab, an dem er seine Fähigkeiten erproben konnte? Manchmal vermisste er die Zeiten ernster kriegerischer Auseinandersetzungen. Kriege mit Menschen waren amüsant. Damien hatte einen guten Krieg mit Menschen immer gemocht, und er hatte damals alle, die daran teilnehmen wollten, mitgenommen. Doch nach tausend Jahren war Damien es leid gewesen, seine Begleiter auf dem Schlachtfeld zu verlieren, und er war friedliebend geworden.
Das Beste war der Krieg gegen die Dämonen gewesen, ein außergewöhnliches Jahrhundert kriegerischer Auseinandersetzungen. Dämonen waren tapfere Kämpfer und durchtriebene Strategen. Ihre größte Fähigkeit hatte immer darin bestanden, die Bewegungen und Pläne ihrer Feinde zu durchschauen, – ein eindrucksvoller Trick, während Vampire ganz telepathisch ausgerichtet waren und es noch kaum Geistdämonen gab.
Ja, er hatte gern gegen die Dämonen gekämpft. Er war damals erst etwas über zweihundert Jahre alt gewesen, nur ein einfacher Soldat der Vorhut, doch so hatte er sich nach und nach einen Namen gemacht.
Das mit dem Beschützen war nicht sein Ding. Es war Jasmines Aufgabe, Damien zu bewachen. Sie war wie eine Katze, die einfach dasitzen und stundenlang nach Beute Ausschau halten konnte, um diese dann mit einem einzigen Satz zu erlegen. Er fand es eintönig, den immer gleichen Rundgang zu machen. Er sehnte sich danach, draußen mitzumischen. Sicher, das bedeutete, auf eigene Faust unterwegs zu sein, doch ein Krieg war ein Krieg, und ein Feind war ein Feind. Egal, was passierte, er würde Damien gegenüber immer loyal sein. Sein Spezialgebiet war die Verteidigung derjenigen, die Schattenwandlerfähigkeiten hatten, und wenn kriminelle Vampire sich diese Fähigkeiten aneignen wollten, waren er und die Vorhut die bei Weitem beste Lösung dafür.
Er beschloss, eine weitere Wache auf die Außentürme zu schicken, um die Zugänge, die zum Schlafzimmer des Prinzen führten, ebenfalls bewachen zu lassen, bis sie Damiens Rückkehr sehen oder spüren würden. Er war erleichtert, als er wusste, dass es noch eine Extrawache für die Prinzessin gab, und er wandte seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu.
Cygnus erhielt die Nachricht genau in dem Moment, als Damien das Anwesen verließ, um auf die Jagd zu gehen. Der Vampirprinz würde seine Grenzen erst wieder abgehen, wenn er Beute gemacht und sich gestärkt hätte, und bis dahin jeder Gefahr aus dem Wege gehen. So würde es jeder Vampir machen. Und darin lag ihre Überlegenheit.
Sich vor der Vorhut zu verbergen war nicht so leicht gewesen, doch Damien war der einzig wirkliche Joker. Kein Vampir verfügte über solche Fähigkeiten wie Damien, wenn es darum ging, eine Bedrohung aufzudecken. Vielleicht mit Ausnahme von Jasmine. Die hatte einen unheimlichen Sinn dafür, die schon. Doch sie war schon auf Dämonenterritorium und trampelte mit den anderen, die gekommen waren, um eine Untersuchung einzuleiten und ihn und seine Bande aufzuspüren, an dem Platz herum, wo der Dämon ermordet worden war. Sein Spion in Noahs Land
Weitere Kostenlose Bücher