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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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dem Hinweis auf allzu große Müdigkeit und erste Anzeichen einer beginnenden Erkältung.
    »Ich genehmige mir noch einen Schlummertrunk«, antwortete Helene. Zärtlich strich sie ihrem Mann mit der Hand über die Wange und hauchte einen Kuss darauf.
    »Gute Nacht, Schatz! Schlaf dich gesund.«
    »Nacht Lenchen!« Er lächelte freundlich, wie gewohnt, und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Sicherlich würde er gleich schlummern wie ein unschuldiges Baby. Sie selbst verspürte nicht einen Hauch von Müdigkeit. Wer Sorgen hat, hat auch Likör, dachte sie bei sich und goss sich einen Daumen breit ihres bernsteinfarbenen Lieblingscognacs in einen überdimensionalen Schwenker und dachte dabei mit grimmigem Spott an Felix’ Ratschlag, ihre Leber zu entgiften. Sie löschte das Licht im Wohnzimmer und setzte sich mit angezogenen Füßen auf das Sofa. Mit beiden Händen ließ sie die berauschend duftende Flüssigkeit im Glas kreisen und schaute nach draußen.
    Schade, über Berlin lag immer ein heller Lichtschein. Hier wurde es nie so dunkel, dass man in die Tiefen eines klaren Sternenhimmels hätte tauchen können. Helene seufzte. Sterntaler hätte es schwer heutzutage, zumindest in der Großstadt. Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas und konnte spüren, wie das starke Getränk seinen Weg zum Magen nahm. Köstlich. In Gedanken reiste sie nach Lanzarote. Reiste nicht nach Lanzarote. Sie bereitete göttliche Gerichte. Ohne Fleisch. Mit Fleisch. Sie sah Jan vor sich. Mit Diane. Ohne Diane.
    Lange saß sie so auf dem Sofa und starrte in die unvollkommene Großstadtsternennacht. Es war klar, welche Vorstellung ihr besser gefiel. Helene ließ den letzten edlen Tropfen langsam und mit Genuss durch ihre Kehle rinnen. Vier Monate war es jetzt her, dass Diane Blume auf der Bildfläche erschienen war. Und in dieser kurzen Zeit war Helenes wohleingerichtetes Leben, von dem sie geglaubt hatte, alle Fäden in der Hand zu haben, ganz schön aus dem geschickt austarierten Gleichgewicht geraten. Das musste wieder anders werden.
    Lag es am geheimnisvollen Funkeln der Sterne da draußen? Verdankte sie es ihrem gesunden Selbstbewusstsein oder der beflügelnden Wirkung des Alkohols? Egal. Helene war sich auf einmal völlig sicher, die Dinge wieder in den Griff zu bekommen. Todsicher. Ihre Zuversicht stimmte sie heiter und sie spürte, wie die Verspannung in ihr nachließ und einer angenehmen Müdigkeit Platz machte.
    Als die kalte Nacht, die die letzte frostige des Monats Januar sein sollte, ihrem Ende entgegenging, schlüpfte Helene endlich neben Jan unter ihre wärmende Decke. Wie gewöhnlich schlief er ruhig und fest. So konnte er auch nicht das nachsichtige Lächeln sehen, das über ihr Gesicht spielte, als sie ihn kopfschüttelnd betrachtete, bevor sie das Licht löschte und sogleich einschlief.

Kapitel V
    Sauwetter. Der Schnee war verschwunden, und was er gnädig wochenlang unter seinem erst reinen, später gräulichen Weiß verborgen hatte, zierte jetzt die Bürgersteige. Berge von Hundekot in allen Farbschattierungen, aufgeweichte Reste von grünen Knallfröschen und knalligbunten Silvesterraketen, der eine oder andere kahl genadelte Weihnachtsbaum und jede Menge üblicher, unachtsam weggeworfener Verpackungsmüll, lagen in der schwarzbraunen Auftausoße, die Berlins Straßen überzog.
    Obwohl sie auf dem dafür vorgesehenen Abtreter ausgiebig die Sohlen ihrer Schuhe abgestreift hatte, hinterließ Helene auf den hellbeigen Fliesen eine hässliche, dunkle Spur. Das blond gelockte Mädel mit den roten Wangen und der runden Nickelbrille, das den Fußboden soeben sauber gewischt hatte, würdigte sie keines Blickes, seufzte unüberhörbar und begann ihre Sisyphusarbeit von Neuem. Ein junger Mann beugte seinen kurz geschorenen Schädel in höchster Konzentration über ein Blatt Papier auf dem Verkaufstresen, in der Hand einen Kugelschreiber, und hob trotz der immer noch unter lautem Gebimmel hin und her schwankenden Ladenglocke nicht den Blick.
    Auch als Helene sich direkt vor ihn an den Tresen stellte, schien er fest entschlossen, sie ignorieren zu wollen, drehte ihr den Rücken zu, hantierte mit kastenförmigen Brotlaiben, und hakte einen Posten nach dem anderen auf seiner Liste ab. Obwohl sie diesen Empfang nicht gerade freundlich und zuvorkommend fand, sagte sie so nett wie möglich »Guten Morgen« und fragte den schwer Beschäftigten hinter dem Tresen nach Elfriede. Er drehte sich erstaunt nach Helene um. Als Antwort schüttelte

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