Schau Dich Nicht Um
sonst jemanden, der sich hier so leicht Zutritt verschaffen könnte, als hätte er einen Schlüssel?« Sie brach abrupt ab.
»Was ist denn?« fragte Don.
Adam hatte sich ihren Schlüssel geliehen. Als er losgegangen war, um Einkäufe zu machen, während sie noch geschlafen hatte. Hatte er sich dabei einen zweiten Schlüssel machen lassen? Hatte er diesen Schlüssel benutzt, um in ihre Wohnung einzudringen, während sie weggewesen war?
»Es muß Rick Ferguson gewesen sein!« beharrte Jess und schob diese unangenehmen Gedanken auf die Seite. »Er ist völlig ohne Mühe bei Connie DeVuono eingebrochen. Und jetzt ist er bei mir eingebrochen.«
»Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob er bei Connie DeVuono eingebrochen ist«, erinnerte Don sie.
»Wie kannst du diesen Kerl noch verteidigen?« fragte Jess empört.
»Ich verteidige ihn nicht. Ich versuche lediglich, dich dazu zu bringen, sachlich zu sein.«
»Er hat früher mal bei einem Schlosser gearbeitet.«
»Das war ein Sommerjob. Da war er noch ein Teenager.«
»Es erklärt aber, wie er es schafft, in fremde Wohnungen einzubrechen, ohne die geringsten Spuren zu hinterlassen.«
»Es erklärt gar nichts, Jess«, entgegnete Don. »Jeder könnte ohne große Anstrengung in diese Wohnung einbrechen.«
»Was redest du da?«
Er ging mit ihr zur Wohnungstür. »Schau dir doch das Schloß an. Es ist völlig nutzlos. Ich könnte es mit meiner Kreditkarte aufmachen. Wieso hast du kein Sicherheitsschloß, Herrgott noch mal? Oder wenigstens eine Kette?«
Hatte Adam sie nicht beinah das gleiche gefragt? Warum lassen Sie sich nicht ein Guckloch machen? Oder besorgen sich eine Kette? hatte er gefragt, als sie mit der Waffe vor ihm gestanden hatte.
Der Revolver! Jess stieß Don beinahe um, als sie kehrtmachte und ins Schlafzimmer zurückrannte. Hatte der Einbrecher, der sich an ihrer Unterwäsche vergriffen hatte, auch ihre Pistole gestohlen?
»Jess, um Himmels willen, was ist denn jetzt wieder los?« rief Don ihr nach.
Die verdammte Kanone, dachte sie, während sie am Laken riß, das sie gerade erst säuberlich unter die Matratze gestopft hatte. Hatte er ihren Revolver gestohlen?
Die Waffe lag genau da, wo sie sie hingelegt hatte. Mit einem Seufzer tiefer Erleichterung zog sie sie unter der Matratze hervor.
»Menschenskind noch mal, Jess! Ist das Ding etwa geladen?«
Sie nickte.
»Du schläfst mit einem geladenen Revolver unter deiner Matratze? Bist du denn wahnsinnig geworden? Du brauchst doch nur eine dumme Bewegung zu machen, und das verdammte Ding geht los. Bist du wahnsinnig?«
»Bitte hör auf, mich anzuschreien, Don. Das hilft überhaupt nichts.«
»Ich möchte jetzt wissen, wieso, zum Teufel, du mit einer geladenen Schußwaffe unter deiner Matratze schläfst?«
»Sonst hab ich sie ja immer in der Schublade.« Sie wies mit dem Kopf auf ihren Nachttisch.
»Warum?«
»Warum? Du bist doch derjenige, der mir das verdammte Ding geschenkt hat. Du wolltest unbedingt, daß ich eine Waffe habe.«
»Und du hast steif und fest behauptet, du würdest sie nie benutzen. Würdest du das verdammte Ding jetzt wegstecken, ehe du einen von uns beiden erschießt!«
Jess legte die Waffe vorsichtig in die oberste Schublade ihres Nachttischs. »Ich bin bedroht worden«, erinnerte sie ihn und schloß die Schublade. »Mein Auto ist völlig demoliert worden. Ich habe widerliche Briefe bekommen...«
»Briefe? Was für Briefe?«
»Na ja, eigentlich war es nur einer«, schränkte sie ein. »Er war in Urin getaucht und voll abgeschnittener Schamhaare.«
»Das gibt’s doch nicht! Wann war das? Hast du mit der Polizei gesprochen?«
»Natürlich. Aber die Polizei kann nichts tun. Es gibt keine Möglichkeit festzustellen, wer den Brief geschickt hat. Und ebensowenig wird sich feststellen lassen, wer in meine Wohnung eingebrochen ist und meine Unterwäsche zerfetzt hat. Wie man ja auch nicht feststellen konnte, wer bei Connie DeVuono eingebrochen war und wer die Schildkröte ihres Sohnes verstümmelt und getötet hatte.«
»Jess, wir wissen überhaupt nicht, ob zwischen dem Einbruch bei Connie DeVuono und dem hier eine Verbindung besteht. Wir wissen noch nicht einmal mit Sicherheit, ob hier überhaupt ein Einbruch stattgefunden hat«, sagte er.
»Was soll das denn wieder heißen?« Sie war so wütend, daß es ihr schwerfiel, ruhig zu bleiben.
»Wer ist eigentlich dieser Adam Stohn, Jess?«
»Was?« Konnte er seit neuestem ihre Gedanken lesen? Erzähl mir keine Geheimnisse, dann
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