Scheherazade macht Geschichten
schnippisch. »In eben diesem Augenblick wirst du... aaaananascocktail... von den Elitesoldaten Shahzamans gesucht!«
»Aus eben diesem Grund haben wir nach einem Unterschlupf Ausschau... «, begann Omar zu erklären.
»Gesucht, aber noch nicht gefunden!« keifte die weise Frau. »Schollenröllchenmitrucola. Allerdings haben sie euren Trick durchschaut und durchsuchen jetzt die Geheimgänge des Palastes.«
»So schnell schon?« erschrak Omar. »Wann werden sie uns entdeckt haben?«
»Sie sind noch weit weg. Reiiiiisomelette!« Plötzlich beugte sich die Frau vorneüber. »Da sind sie schon.«
Wie aufs Stichwort brachen in eben diesem Moment ein Dutzend Soldaten in den purpurfarbenen und goldenen Uniformen von Shahzamans Elitetruppe durch das Gebüsch. Vier von ihnen umringten die Kriegerin, während die anderen acht ihre Aufmerksamkeit auf Scheherazade richteten.
»Da ist sie!« meinte einer der Soldaten, womit er seine vortreffliche Beobachtungsgabe unter Beweis stellte.
»Bereite dich auf deinen Tod vor!« fügte ein anderer gewichtig hinzu, »du, die du König Shahryar verhext hast!«
»Entschuldigt mich bitte für einen Augenblick«, wandte Omar sich an Scheherazade. Die Geschichtenerzählerin fragte sich, ob der Eunuch jetzt wohl auf die Knie fallen und kläglich um Gnade winseln würde.
Doch statt auf die Knie zu fallen, stampfte Omar zweimal mit dem rechten und dreimal mit dem linken Fuß auf den Boden, hob beide Arme hoch in die Luft und schüttelte wild die Hände, rülpste einmal laut und sprach das seltsame Wort ›Basteilübbe‹ dreimal schnell hintereinander.
Große, spitze Lanzen aus leicht angerostetem Metall schossen augenblicklich aus der Erde und spießten die acht Elitesoldaten auf, die Scheherazade bedrohten. Gleichzeitig bildeten sie ein schützendes Gitter in Form einer Zinne um die Königin. In der darauffolgenden Verwirrung gelang es der Kriegerin, die übrigen vier Soldaten außer Gefecht zu setzen.
»Niemand weiß, wie das funktioniert«, erklärte Omar, obwohl Scheherazade viel zu verwirrt war, um eine Frage formulieren zu können, »denn dieses Wissen ist schon lange im Dunkel der Zeit verlorengegangen.«
Scheherazade fühlte etwas Rauhes an ihrer Hand vorbeistreifen. Sie blickte nach unten und sah, daß es die ausgetrockneten und brüchigen Finger der Alten Weisen waren, die sich mit schwachem Griff um die ihren schlossen. »Aber da ist noch mehr, was ich dir erzählen muß, mein Kind. Es gibt noch andere, die dich verfolgen...«
Diesmal wurde sie vom Gackern eines Hühnchens unterbrochen.
»Kann das sein?« wandte Scheherazade sich an Omar.
»Nun, Sulima hat ganz sicher keine Schwierigkeiten, uns an einem Ort aufzuspüren, der ihr zur zweiten Heimat geworden ist«, stimmte Omar ihr grimmig zu.
»Boeufstroganoffff! Diesem Gackern wird das Meckern einer Ziege und das Muhen einer Kuh folgen!«
Und wieder hörte Scheherazade wie aufs Stichwort in der Ferne den Ruf einer Geisterziege und einer Phantomkuh.
»Gebt acht! Die Tiere sind verhext!« Die uralte Greisin begann mit ihren Armen zu flattern, als wären es Flügel, mit denen sie sich in die Lüfte erheben wollte. »Komm zurück!« rief sie. »Der Bann ist gebrochen! Loopegarouuux!« Ihr Kopf begann sich ruckartig nach vorne zu recken, als stieße sie mit unsichtbaren Hörnern gegen einen ebenso unsichtbaren Gegner. »Alles ist vergeben!« Ihr geschlossener Mund begann sich hin und her zu bewegen, als würde sie ein Büschel Gras wiederkäuen.
Am anderen Ende der Lichtung blitzte dreimal ein helles Licht auf.
»Wo bin ich?« Wo vorher nur der Schatten eines Huhns gewesen war, stand jetzt eine der vermißten Dienerinnen.
»Wie spät ist es?« fragte eine zweite von einer Stelle, an der man zuvor nur das schemenhafte Bild einer Ziege gesehen hatte.
»Wir müssen uns um die Königin kümmern!« verkündete eine dritte, deren Formen nun nicht länger den geisterhaften Umrissen einer Kuh glichen.
»Ihr wart alle drei verhext!« erklärte Scheherazade. »Aber jetzt ist alles in Ordnung.«
»Sooooojakeime!« rief die Alte Weise. »Aaavocadocreme! Es ist Sulima. Für den Augenblick hat sie eure Spur verloren: Doch sie wird euch auf andere Weise angreifen. Denn ihre Macht ist so groß... Piiilzragout..., daß sie jede Frau verhexen und jeden Mann bezirzen kann.«
»Jeden Mann?« brauste Omar auf. »Ich teile euch hiermit mit, daß ich ihren Künsten nicht erlegen war, abgesehen natürlich von dem einen Mal, als ich sie
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