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Scheinbar verliebt

Scheinbar verliebt

Titel: Scheinbar verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny B Jones
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nicht albern. Julian ist zwanzig Jahre jünger als ich.“
    Der schlanke Mann warf ihr einen fassungslosen Blick zu. „Wohl eher vierzig.“
    „Wie auch immer.“ Clare schnappte sich Lucys Zeitung und schlängelte sich an ihr vorbei in die Wohnung. „Lucy Wiltshire, ich habe Ihnen ein Angebot zu machen.“
    „Oh nein.“ Lucy konnte in ihrem Leben kein weiteres Angebot mehr gebrauchen. „Was auch immer Sie ausgeheckt haben, vergessen Sie es gleich wieder. Sie und Ihr Freund müssen jetzt leider wieder gehen.“
    Clare ließ sich auf die Couch fallen und tätschelte das Kissen neben sich. Mit einem entschuldigenden Blick in Lucys Richtung durchquerte Julian den Raum und setzte sich neben Clare.
    Mittlerweile wünschte Lucy sich, sie hätte Hausschuhe angezogen. Ergeben ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. „Was wollen Sie?“
    „Lassen Sie uns frühstücken, ja?“ Clare klatschte in die Hände. „Wir können essen und reden.“
    Lucy blinzelte. „Sie wollen eine Schüssel Cornflakes? Was anderes habe ich nämlich nicht.“
    Die alte Dame schnaufte. „Natürlich nicht.“ Sie schnippte in Richtung des Mannes. „Julian kann aus allem, was Sie in Ihrer Küche haben, ein kleines Festmahl zaubern.“
    „Eine verschimmelte Banane und ein bisschen Proteinpulver.“ Lucy fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. „Vielleicht sollten Sie beide sich ein paar heiße Waffeln kaufen gehen und später wiederkommen.“
    „Ich will mit Ihnen über gestern Abend sprechen.“
    „Ich nicht.“ Allein die Erwähnung ließ ihren Magen schon wieder revoltieren.
    „Sie brauchen jemanden, der Ihnen beibringt, wie es läuft.“
    „Nein, danke.“
    „Aber zuerst werden wir frühstücken. Ich bin alt und schwach und muss deshalb jetzt sofort essen.“ Clare schlug auf die Armlehne. „Wissen Sie eigentlich, wie es ist, alt zu sein? Und so hilfsbedürftig, dass Sie einen persönlichen Assistenten brauchen?“
    „Du bist schwach wie eine Rakete“, warf ihr junger Freund ein.
    Clare ignorierte ihn und fuhr fort. „Natürlich wissen Sie nicht, wie das ist. Ich sitze in meinem Haus herum und habe nichts zu tun. Aber ab heute wird sich das ändern. Sie sind meine neue Aufgabe, Lucy Wiltshire.“ Sie hielte gerade lang genug inne, um ihren Blick durch die Wohnung schweifen zu lassen. „Ja, ich sehe, dass meine Hilfe benötigt wird.“ Sie tätschelte das Knie des blonden Mannes. „Ich hoffe, du bekommst keine schlechten Erinnerungen, mein Lieber.“ Sie wandte sich wieder an Lucy. „Ich habe Julian von der Straße gerettet. Ich will nicht, dass er wieder dahin zurückkehren muss.“
    Julian verdrehte die Augen. „Ich habe im König der Löwen gesungen. Du hast mich nicht von der Straße geholt, du alte Schreckschraube. Du hast mich höchstens vor meiner Abhängigkeit nach Bühnenmakeup und meiner Allergie gegen Kleber und Schnurrhaare gerettet.“
    Das alles war wirklich verrückt. „Ich würde jetzt gerne wieder zurück ins Bett, also wenn Sie beide mich endlich alleine –“
    „Heutzutage sind auch Männer Sekretäre, wussten Sie das?“ Clare lächelte ihren Freund an. „Er kann meine E-Mails abholen und gleichzeitig singen. Also, wo war ich? Ach ja.“ Clare richtete ihren Blick wieder auf Lucy. „Ich wollte sagen, dass Sie ohne meine Hilfe das Leben von Alex zerstören werden.“
    Lucy schloss die Augen. Wie gemein und hinterhältig Clare auch immer war, sie sagte die Wahrheit. Wer war Lucy, dass sie sich in Alex’ Kreisen zu benehmen gewusst hätte? Nur, weil sie nicht mehr siebzehn war, bedeutete das noch lange nicht, dass sie gelernt hatte, mit den Haien zu schwimmen.
    „Hören Sie sich einfach an, was ich Ihnen zu sagen habe“, sagte Clare mit ihrer kultivierten Südstaaten-Sprachmelodie.
    Julian sprang auf. „Ich gehe in die Küche und sehe mal, was ich tun kann.“
    Clare ging ihm nach und Lucy musste wohl oder übel folgen.
    „Sie hatten recht.“ Schranktüren klapperten, während Julian alles durchsuchte. „Gähnende Leere.“
    „Ich hatte keine Zeit einzukaufen.“ Ich war zu beschäftigt damit, meine Seele zu verschachern.
    Clare setzte sich an den Tisch und entfaltete die Tageszeitung. Sie las einen Moment, währenddem Lucy sich fühlte, als wäre sie Gast in ihrer eigenen Wohnung.
    Endlich ließ Clare die Zeitung sinken und musterte Lucy. „Ihr Haar. Ein bisschen widerspenstig.“ Ihre Augen wanderten wieder zu den Nachrichten. „Die Haare meines Sohnes waren auch so, als er noch klein war.

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