Scheintot
gemeint, Jane«, sagte er. »Das wünsche ich mir schon sehr lange. Meine eigene kleine Familie.«
»Aber was ist, wenn es nicht ganz so ist, wie du es dir vorgestellt hast?«
»Was denkst du denn, was ich erwarte?«
»Na, du weißt schon. Das perfekte Kind. Die perfekte Frau.«
»Aber wieso sollte ich mir eine perfekte Frau wünschen, wenn ich doch dich haben kann?«, entgegnete er und duckte sich lachend weg, als sie spielerisch zum Schlag ausholte.
Aber ich habe mir den perfekten Mann geangelt, dachte sie, als sie in seine Augen sah. Ich begreife immer noch nicht, wie ich so viel Glück haben konnte. Ich begreife nicht, wie ein Mädchen, das mit dem Spitznamen »Froschgesicht« aufgewachsen ist, einen Mann heiraten konnte, nach dem sich alle Frauen umdrehen, sobald er nur den Raum betritt.
Er beugte sich zu ihr hinunter und sagte leise: »Du glaubst mir immer noch nicht, was? Ich kann es dir tausendmal sagen, und du wirst es mir niemals glauben. Du bist genau das, was ich will, Jane. Du und das Baby.« Er gab ihr einen Kuss auf die Nase. »Also, was soll ich dir denn mitbringen, Mama?«
»Ach, Mensch, nenn mich nicht so. Das ist wirklich nicht so furchtbar sexy.«
»Ich finde es sexy. Sehr sogar …«
Lachend gab sie ihm einen Klaps auf die Hand. »Los, ab mit dir. Geh irgendwo Mittag essen. Und bring mir einen Hamburger mit Pommes mit.«
»Das ist gegen die ärztliche Anweisung. Du darfst nichts essen.«
»Dr. Tam muss ja nichts davon mitkriegen.«
»Jane.«
»Okay, okay. Fahr heim, und hol mir meine Krankenhaustasche.«
Er salutierte vor ihr. »Zu Befehl. Genau dafür habe ich mir den Monat freigenommen.«
»Und kannst du es noch mal bei meinen Eltern versuchen? Sie gehen immer noch nicht ans Telefon. Ach ja, und bring mir meinen Laptop mit.«
Er seufzte und schüttelte den Kopf.
»Was ist?«, fragte sie.
»Du kriegst jeden Moment dein Kind, und du willst, dass ich dir deinen Laptop mitbringe?«
»Ich hab noch so viel Papierkram aufzuarbeiten.«
»Du bist ein hoffnungsloser Fall, Jane.«
Sie warf ihm eine Kusshand zu. »Das hast du doch gewusst, als du mich geheiratet hast.«
»Wissen Sie«, sagte Jane mit einem skeptischen Blick auf den Rollstuhl, »ich könnte ja auch einfach in die Bilddiagnostik
gehen,
wenn Sie mir nur sagen würden, wo das ist.«
Die freiwillige Helferin schüttelte den Kopf und zog die Bremse des Rollstuhls an. »Das ist hier Vorschrift, Ma’am, Ausnahmen gibt’s nicht. Alle Patienten müssen im Rollstuhl befördert werden. Wir wollen doch nicht, dass Sie ausrutschen und hinfallen oder so was, nicht wahr?«
Jane sah den Rollstuhl an und dann die silberhaarige ehrenamtliche Helferin, die ihn schieben sollte. Arme alte Dame, dachte Jane. Ich sollte eigentlich sie schieben. Widerstrebend stieg sie aus dem Bett und ließ sich in den Stuhl sinken, während die Helferin den Infusionsbeutel umhängte. Am Morgen hatte Jane noch mit Billy Wayne Rollo gerungen; jetzt wurde sie schon in der Gegend herumkutschiert wie die Königin von Saba. Wie peinlich. Während sie sich den Flur entlangschieben ließ, konnte sie das pfeifende Keuchen der Frau hören, und der schale Zigarettengeruch ihres Atems stieg ihr in die Nase. Was wäre, wenn ihre Begleiterin plötzlich aus den Latschen kippte? Wenn sie plötzlich reanimiert werden müsste? Darf ich dann vielleicht aufstehen, oder ist das auch gegen die Vorschriften? Sie duckte sich noch tiefer in den Stuhl, versuchte, den Blicken der Menschen auszuweichen, denen sie auf dem Flur begegneten. Schaut mich nicht an, dachte sie. Ich habe ja schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil sich diese arme alte Oma für mich so abrackern muss.
Die Helferin fuhr Janes Rollstuhl rückwärts in den Aufzug und parkte sie direkt neben einem anderen Patienten. Es war ein grauhaariger Mann, der leise vor sich hin brummelte. Jane bemerkte den Fixiergurt, mit dem der Oberkörper des alten Mannes an den Rollstuhl geschnallt war, und sie dachte: O Mann, die nehmen die Vorschriften hier aber wirklich sehr ernst. Wenn einer versucht, aus dem Rollstuhl aufzustehen, binden sie ihn einfach fest.
Der alte Mann schoss einen bösen Blick auf sie ab. »Was gibt’s denn da zu glotzen, Lady?«
»Nichts«, sagte Jane.
»Dann lassen Sie es gefälligst sein.«
»Okay.«
Der schwarze Pfleger, der hinter dem alten Mann stand, kicherte in sich hinein. »So redet Mr. Bodine mit allen Leuten, Ma’am. Lassen Sie sich von dem nicht ärgern.«
Jane zuckte mit den
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