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Schenkel, Andrea M

Schenkel, Andrea M

Titel: Schenkel, Andrea M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunker
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Bauchdecken auf.
    Grauglänzender Darm füllt den Bauchraum aus. Die weißlich schimmernden gummibehandschuhten Hände tauchen ein zwischen die glitschigen, prallelastischen Darmschlingen. Tasten die inneren Organe ab, erforschen den Bauchraum. Mit dem metallenen Fächer werden die Darmschlingen abgedrängt, um eine bessere Sicht auf alle blutführenden Strukturen zu haben. Es befindet sich frisches Blut in der Bauchhöhle. Ein Anzeichen für eine größere innere Verletzung.
    »Verdammt, irgendwo muss die Scheiß-Blutung doch herkommen!«, raunzt der Operateur.
    Nach intensiver Suche entdeckt er einen Riss in der Darmwurzel.
    Eine an einem langen Halter fixierte rund gebogene Nadel wird gereicht. Die blutenden Gefäße werden unterbunden. Das Beenden der OP, das Schließen des Bauchraums ist nun Sache des Assistenten.
    Ich liege da, zugedeckt, starre auf den Verband meiner Hände.
    Ich fühle mich einsam. Ob überhaupt einer bemerkt hat, dass ich weg bin? Vermutlich keiner. Ist ja auch zu blöd. Am letzten Arbeitstag, genau vor meinem Urlaub, muss der Typ mich entführen. Um die Katze brauche ich mir keine Sorgen machen, um die kümmert sich meine Nachbarin. Was für ein dummer Zufall, dass ich der am Freitagmorgen im Treppenhaus begegnet bin. Ich hab ihr von meinen freien Tagen in der nächsten Woche erzählt und dass ich schnell weg bin, falls ich noch einen Flug in den Süden bekomme. Auf die Katze hat sie schon häufiger aufgepasst. Gut, sie wird sich wundern, dass ich mich nicht verabschiedet habe, aber groß den Kopf wird sie sich darüber auch nicht zerbrechen. Ich werde also erst nächste Woche vermisst, wenn überhaupt. Und wenn ich übernächste Woche noch nicht komme? Wer weiß, der Chef meint vielleicht, ich hätte meine Drohung wahr gemacht und mir einen neuen Job gesucht. Ich habe es ja oft genug angekündigt. Immer, wenn ich mich über etwas total geärgert habe, habe ich es gesagt: »Wenn ich was anderes finde, bin ich weg. Von heute auf morgen!« Die im Büro werden vermutlich nicht mal nachfragen.
    Die haben ja noch Lilli, die die ganze Arbeit macht, und dann spart der Chef sich meinen Lohn. Viel spart er da nicht ein, mein Gehalt ist nicht gerade üppig. Lilli und ich schmeißen den ganzen Laden. Machen alles, sind Sekretärin, Autoverkäufer, Gärtner, Putzfrau in einem. Wir wechseln sogar Zündkerzen und machen den Ölwechsel, wenn Not am Mann ist. Der Chef kann sich wirklich nicht über uns beklagen, und etwas mehr Geld monatlich wäre da nur fair. Der Laden läuft im Augenblick nicht so toll, aber richtig schlecht auch wieder nicht. Ich kenne doch die Zahlen. Und wenn er es nicht offiziell machen möchte, mir genügt es, wenn er uns unter der Hand etwas von seinem Schwarzgeld abgeben würde. Brauche ich wenigstens keine Lohnsteuer zahlen.
    Lilli nützt er richtig aus, die macht alles für ihn, wirklich alles. Die geht doch auch mit ihm ins Bett. Was hat sie davon? Der Chef verlässt seine Frau und die Kinder doch nie, auch wenn er ihr das noch so oft verspricht. Ich weiß nicht, was Lilli an ihm findet. Er ist dick, hat eine Halbglatze, ist verheiratet und hat zwei verzogene Gören.
    Seinen Fünfzigsten, vor zwei Wochen, hat er mit der ganzen Belegschaft groß gefeiert. Er wollte sich nicht lumpen lassen und hat uns alle zum Japaner eingeladen. Ich muss zugeben, es war ganz lustig. Kaltes Essen vom Rollband in kleinsten Portionen holen und mit viel Reiswein herunterspülen ist zwar nicht so meine Sache, zu kalt und glitschig. Immerhin war es Fisch, wenigstens kein Fleisch. Aber die Stimmung war gut, und weil sie doch so gut war, wollte er unbedingt noch mit Lilli und mir in die Disko.
    Auf dem Heimweg hat er immer seine Hand auf mein Knie gelegt. Er war schon ziemlich betrunken. Zum Abschied wurde er noch aufdringlicher: »Monika, sag doch Rüdiger zu mir.« Und dann hat er mir noch ein sehr eindeutiges Angebot gemacht. Ich bin knallrot angelaufen und wäre vor Scham am Liebsten im Boden versunken. Nicht für viel Geld!
    Manchmal ist er schon ein ziemlicher Widerling. Er sollte hier sitzen, nicht ich. Der Chef hat doch den Schlüssel zum Tresor, und ich sitze hier in der Scheiße.
    Hans wollte von mir den Schlüssel, als er mich im Autohaus überfiel. Ist er immer noch hinter dem Geld her? Sicher. Er wollte sich nicht nur an mir rächen, sondern auch das Geld aus dem Tresor.
    Das Geld aus dem Tresor. Warum eigentlich nicht? Warum eigentlich nicht das Geld klauen? Der Chef hat mich doch

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