Schicksal in zarter Hand
Angestellte wieder einsatzbereit ist“, erklärte Lexi abweisend und wandte sich erneut ab.
Über Bruce wollte sie nicht reden. Vor allem nicht mit Franco.
Schweigend betrachtete sie die Landschaft, eine der schönsten in Italien, wie sie fand. Die Nachmittagssonne übergoss alles mit goldenem Glanz, und die dunklen, eleganten Zypressen wirkten wie Ausrufezeichen auf den leuchtenden Hügeln, die sich in weiten Wellen bis hin zum Horizont erstreckten. Hier und da standen uralte knorrige Olivenbäume, wie von einem der alten Meister an genau der richtigen Stelle gemalt, um der Komposition des Bildes noch mehr Ausdruck und Tiefe zu verleihen.
Als Lexi sich schließlich wieder Franco zuwandte, stellte sie fest, dass er eingeschlafen war. Er sah nicht so aus, als fühle er sich auch nur halbwegs wohl. Ein Stich des Mitleids durchzuckte sie. Vielleicht hätten sie doch ins Apartment in Livorno fahren sollen, statt den wesentlich längeren Weg nach Monfalcone zu nehmen?
Vielleicht hätte sie auch hartnäckiger versuchen sollen, Franco am Verlassen des Krankenhauses zu hindern?
„Jetzt dauert es nicht mehr lange“, versicherte Pietro leise.
Sie warf ihm im Rückspiegel ein dankbares Lächeln zu. „Das ist gut. Was ist mit den Paparazzi?“
„Die haben die Verfolgung aufgegeben, als ihnen klar wurde, wohin wir fahren“, berichtete er.
Lexi atmete auf. Ja, der Besitz der Tolles war riesig, und auf das Privatgrundstück würden sich die Reporter nicht wagen. Es lag hinter der Kuppe des nächsten Hügels in einem besonders schönen, lang gestreckten Tal, durch das sich ein kleiner Fluss schlängelte. Eine uralte Steinbrücke führte hinüber, vom anderen Ufer war es nur noch ein guter Kilometer bis Monfalcone.
Unangenehme Erinnerungen an die langen, einsamen Wochen in dem herrlichen Haus, dessen Bewohner sich ihr gegenüber so ungastlich gezeigt hatten, überfielen sie mit aller Macht. Sie hatte damals versucht, sich so unauffällig zu benehmen, dass sie nahezu unsichtbar wurde. Ihr war dabei bewusst, dass sie selbst ihre größte Feindin war, von ihren hormonell bedingten Gefühlsschwankungen so beherrscht, dass sie aus jeder Mücke einen Elefanten machte.
Als hätte er gespürt, dass er beinah zu Hause war, regte Franco sich und öffnete die Augen. Er versuchte, sich gerade hinzusetzen und verzog vor Schmerzen das Gesicht.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte Lexi sich besorgt.
„Klar!“, antwortete er und schenkte ihr ein kurzes, gequältes Lächeln.
Wieder durchzuckte sie heißes Mitgefühl. Damit würde sie wohl noch eine Weile leben müssen …
Von der Brücke führte eine Zypressenallee nach Monfalcone, das man von diesem Punkt aus noch nicht sehen konnte. Die in ganz gleichmäßigen Abständen gepflanzten Bäume warfen ein Wechselspiel von Licht und Schatten auf den Weg, was eine gefährlich hypnotische Wirkung ausüben konnte – wie Lexi aus bitterer Erfahrung wusste …
Sie war, noch dazu fast blind vor Tränen, diese Straße entlanggerast mit nur einem Gedanken im Kopf: weg von hier, bloß weg von Monfalcone!
Ihr Schutzengel hatte ihr insofern beigestanden, als sie nicht gegen einen Baum gekracht, sondern nur im Straßengraben gelandet war. Ja, sie hatte noch mal Glück gehabt!
Franco hatte das nicht so gesehen. Vor Wut schäumend hatte er sie aus ihrem kleinen roten Auto befreit.
„Wie konntest du nur so dumm und rücksichtslos sein? Wolltest du dich umbringen – oder nur das Baby?“, hatte er sie angeschrien.
Seine Stimme klang ihr immer noch in den Ohren. Und sie meinte noch immer zu spüren, wie er dann schweigend die Arme um sie gelegt und gewartet hatte, bis ihr Tränenstrom versiegt war.
„Ich wusste damals einfach nicht, was ich zu dir sagen sollte, Lexi.“
Sein rauer Ton verriet ihr, dass er gerade an dasselbe Ereignis dachte.
„Ich hatte völlig die Beherrschung verloren“, gestand sie. Und zum ersten Mal gestand sie es sich selbst ein. „Ich wollte dir das Leben zur Hölle machen, und das ist mir gelungen.“
„Du tust ja beinah so, als hätte ich mich wie ein Heiliger benommen.“ Er lächelte schief. „Dabei musstest du damals mit viel zu vielen Problemen fertigwerden. Du warst schwanger, und du hattest gerade deine Mutter verloren.“
Ja, das alles war ihr wirklich zu viel geworden. Mit Schaudern erinnerte sie sich an das Begräbnis. Franco hatte alles arrangiert, obwohl Bruce darauf bestanden hatte, es sei seine Pflicht.
In die Diskussion der beiden Männer,
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