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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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wirklich damit aufhören, meine Gedanken laut auszusprechen.
    Wir gehen weiter an den künstlerischen Darstellungen von Fehlentscheidungen und schlechtem Urteilsvermögen vorbei. Von verlorener Hoffnung und verpassten Gelegenheiten. Von Fehlschlägen und Enttäuschungen. Als wir endlich am Ende der Ausstellung angekommen sind, fühle ich mich, als hätte ich zehn Runden gegen
Gewalt
geboxt und wäre anschließend von
Aggression
vergewaltigt worden.

35
    Z wei Tage später sitze ich in meinem Apartment und schaue mit Sara zusammen fern, während ich insgeheim versuche, mit den Umständen von Cliff Brooks’ Tod klarzukommen. Plötzlich reißt Sara mich aus meinen Gedanken: »Schatz, bist du das?«
    Ich schaue auf den Flatscreen, auf dem der CNN -Nachrichtensprecher von irgendeinem Wunder spricht, das in Kalifornien geschehen ist. In der Ecke des Bildschirms ist das unscharfe Foto eines Mannes zu sehen, der in einem Pflanzenkübel steht. Sein Mund ist geöffnet, die Arme sind ausgestreckt, und er wirkt, als würde er predigen. Aus dieser Entfernung ist es schwer, das Gesicht genau zu erkennen, aber als ein anderes Bild derselben Person auf dem fünfzig Zoll großen High-Definition-Bildschirm erscheint, das vergrößert und digital bearbeitet wurde, wird augenscheinlich, dass die Person mir sehr ähnlich sieht.
    Ziemlich unangenehme Angelegenheit.
    Sieht so aus, als hätten es meine Imitation von Jerry und das anschließende Verschwinden in die nationalen Nachrichten geschafft. Dutzende von Männern und Frauen haben sich gemeldet, um mitzuteilen, dass sie von etwas Göttlichem berührt wurden, von einer Erscheinung, die zu ihren Herzen gesprochen und sie mit Liebe erfüllt habe.
    Wir sprechen da aber schon von mir, oder?
    Sich vor einer großen Gruppe von Menschen in Luft aufzulösen – am helllichten Tag in einem Einkaufszentrum –, war vielleicht nicht die beste aller Ideen. Zumindest weiß ich jetzt, dass ich etwas bewirkt habe. Dass ich eine Menge beziehungsgestörter Konsumenten dazu gebracht habe, ihr Verhältnis zueinander etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Glücklicherweise fand das »Wunder der Market Street«, wie sie es nennen, in San Francisco statt. Und jeder weiß, dass diese Stadt voll von Schwulen, Heiden und Liberalen ist, weshalb man ohnehin nicht alles glauben sollte, was dort angeblich passiert ist. Nebenbei bemerkt: Jerry kümmert sich nicht um Berichte von übernatürlichen Ereignissen – es sei denn, es dreht sich um Heuschrecken, Auferstehungen oder die Chicago Cubs.
    Aber Jerry ist im Moment mein geringstes Problem.
    Sara nimmt die Fernbedienung und stoppt die Wiedergabe per TiVo, so dass mir mein irgendwie verschwommenes, aber nichtsdestotrotz einwandfrei erkennbares Gesicht nun auf einer Fläche von fünfzig Zoll voll digitaler High-Definition-Technologie aufmerksam entgegenblickt.
    »Sag mir, dass du das nicht bist«, sagt sie.
    »Das bin nicht ich«, sage ich.
    Ist es technisch gesehen eine Lüge, wenn man jemandem erzählt, was er hören will?
    Sara geht zum Fernseher und zeigt auf mein überlebensgroßes Bild. »Das bist nicht du?«
    »Ähm«, mache ich, und plötzlich muss ich lachen. Das passiert mir manchmal, wenn ich nervös bin. Oder wenn meine sterbliche Freundin meine unsterbliche Identität aufdeckt.
    »Findest du das witzig?«, fragt sie.
    »Nein«, antworte ich und schüttele den Kopf. Und ich überlege, ob es ein guter Zeitpunkt ist, um sich spontan selbst zu entzünden, oder ob das alles nur noch schlimmer macht.
    Beziehungen mit Menschen sind so kompliziert.
    »Sergio?«
    Vielleicht geht sie, wenn ich sie einfach ignoriere.
    »Sergio?«
    Vielleicht kann ich
Erinnerung
zu einer selektiven Reinigung überreden.
    »Sergio!«
    »Ja«, sage ich und schreie es hinaus. »Ja, das bin ich.«
    So viel zur spontanen Selbstentzündung.
    Sara sieht mich an. Ihr Blick gleitet von meinem Gesicht zum Flatscreen und wieder zurück. Ich fühle mich, als wäre ich dabei erwischt worden, etwas äußerst Unangemessenes getan zu haben. Wie damals, als
Enttäuschung
mich ertappte, als ich vor einem Hochglanzbildchen von
Tugend
masturbiert habe.
    »Stimmt es, was sie gesagt haben? Über das, was du getan hast?«, fragt Sara.
    »Stimmt was?«, gebe ich zurück, und ein kleiner, verzweifelt irrationaler Teil von mir hofft noch immer, dass sie die ganze Sache einfach fallenlässt.
    Sie zögert, als wäre sie sich nicht ganz sicher, ob sie die Antwort auf die nächste Frage hören will.

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