Schicksalsbund
Herz hämmerte heftig in ihrer Brust, und sie sprang vom Bett, setzte über Mack hinweg, landete wie eine Katze geduckt auf dem Boden und wich dann schleunigst von ihm zurück.
»Jaimie?« Macks Stimme klang besorgt. »Ist alles in Ordnung mit dir? Wir haben doch nur Spaß gemacht, Schätzchen.«
Sie stieß die Worte mühsam trotz zugeschnürter Kehle hervor. »Mir fehlt nichts weiter. Manchmal packt mich nur immer noch die Klaustrophobie.« Sie hyperventilierte, wie sie es monatelang in all diesen Nächten getan hatte, wenn sie allein und ohne Mack an ihrer Seite aufgewacht war. Sie konnte fühlen, wie Schweißperlen auf ihre Stirn traten, und das war jetzt gefährlich, da sowohl Mack als auch Kane Furcht riechen konnten. Mit einem
tonlosen Fluch begab sie sich ans Fenster und starrte auf das Wasser hinaus.
Das Meer hatte immer eine beruhigende Wirkung auf sie. Das war einer der Hauptgründe für die Wahl ihres Standorts. Sie war kein Anker, und das Chaos der Menschen konnte bei ihr schwere Schäden verursachen. Das Meer half, die Energien abzublocken, die ihr in Wogen entgegenschlugen, oder vielleicht überlagerte es auch einfach nur die schlimmsten Einflüsse. Wie dem auch sein mochte – sie wollte so oder so nicht daran denken, was Whitney getan hatte und was sie dank ihm geworden war. Sie durfte sich jetzt nicht verlieren. Es hatte zu lange gedauert, ihre Selbstachtung und ihren Mut aufzubauen. Mack konnte nicht einfach zurückkommen und ihr all das fortnehmen. Sie war nicht mehr das unschuldige Mädchen von früher.
Wenn sie mit Mack zusammen war, stellte er sie in den Schatten. Sie wusste, dass sie intelligent war, und in der Hinsicht war sie sowohl Mack als auch Kane überlegen, und doch fühlte sie sich in Gegenwart der beiden nie stark. Sie besaßen eine anderen Form von Stärke, und aus irgendwelchen Gründen gelang es ihr nie, sich ihnen gleichwertig zu fühlen. Sie konnte Mack nicht vorwerfen, dass er sie wie jemanden behandelte, auf den er aufpassen musste, wenn sie sich nicht wie eine gleichwertige Partnerin benahm, aber mittlerweile war sie auf sich selbst gestellt gewesen, und es hatte ihr gefallen. Sie mochte sich so, wie sie war, und sie wollte nicht in ihre frühere Rolle zurückfallen.
Ein Sorgenschauer überlief sie. »Von wem lasst ihr mich bewachen, Mack?« Ihre Stimme klang anklagend.
Mack warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Im
Moment hat Gideon seine Schicht. In einer Stunde löst ihn Jacob auf dem Dach ab. Etwa um elf wird ein Schiff einlaufen, und die Jungs werden an Land gehen und sich hier in der Nachbarschaft niederlassen. Wir haben dafür gesorgt, dass die Räume, die wir wollten, zur Verfügung stehen. Jemand hat dich von gegenüber beobachtet. Er muss ein Schattengänger sein, oder er ist ein verdammt guter Terrorist. Wir sind nicht mal in seine Nähe gekommen. Er wird nicht in seine Räumlichkeiten zurückkehren, daher haben wir Leute darauf angesetzt, sich dort umzusehen. Falls er dort etwas zurückgelassen hat, werden wir es finden.«
»Wenn er so gut ist, werdet ihr nichts finden«, sagte sie seufzend, während sie sich abrupt umdrehte und sich mit einer Hüfte an die Fensterbank lehnte. Wenn Mack Recht hatte, hatte ihr Warnsystem sie eindeutig im Stich gelassen. Sie schüttelte den Kopf. Alles hatte gestimmt und war gut gewesen. Und jetzt war sie von einem Moment auf den anderen wieder in etwas hineingeraten, womit sie nicht umgehen konnte. Mack und Kane hatten ihr Leben auf den Kopf gestellt, wie sie es immer taten.
Jaimie drehte sich wieder zum Fenster um und starrte auf das Wasser hinunter. Ihre ineinander verschlungenen Finger verrieten ihre Aufgewühltheit. »Vielleicht würdest du mir eine Frage beantworten, Kane.«
»Muss das heute Nacht sein?«, fragte Kane ungezwungen. »Oder vielmehr … heute Morgen?«
Mack setzte sich auf und schwang seine Beine über die Bettkante. Sowohl Jaimie als auch Kane wirkten trotz des bewusst lockeren Tonfalls, den beide gewählt hatten, angespannt. Er kannte sie beide so gut. Seine Bauchmuskulatur verkrampfte sich voll Unbehagen.
Jaimie drehte sich nicht um, sondern stand unnatürlich steif da und hielt ihre Hände jetzt wie ein Soldat hinter dem Rücken umfasst – als erwartete sie schlechte Nachrichten. »Dies wäre ein guter Zeitpunkt.« »Schieß los.«
»Wie hoch schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein, dass ihr beide, du und Mack, eine Ladung Waffen erfolgreich um die halbe Welt verfolgt und dann in San
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