Schicksalsbund
ihr heraus, bis nichts mehr davon übrig war.
Von dem Wasser ging eine schlagartige Kälte aus, die sie durch ihre Adern strömen fühlte. Dieser Strom war nahezu elektrisch aufgeladen, winzige Funken, die über ihre Haut sprangen, während sich ihre Körpertemperatur abkühlte. Augenblicklich fühlte sie, wie sich die Energien um sie herum verschoben, sich ihr anpassten und sie zudeckten, um sie zu wärmen. Sie nahm Mack so deutlich wahr, dass sie tatsächlich das Kommen und Gehen der Luft in seiner Lunge und jeden einzelnen seiner Herzschläge fühlen konnte. Seine Energien tauchten sie in ihn ein, bis sie sich als ein Teil von ihm fühlte.
Mack hielt den Atem an. Gleichzeitig mit ihrem Bewusstsein erweiterte sich auch seines, denn sie waren auf irgendeine seltsame Weise, die er nicht verstehen konnte, fest miteinander verbunden. Jedenfalls nahm sie ihn mit sich hinaus über das Meer, als könnten sie sich beide ungehindert über alles aufschwingen. Es war wunderschön und geheimnisvoll, wie eine andere Dimension oder eine andere Ebene, in die sie sich eingeklinkt hatte, und doch wusste er, dass sie fest in diesem Raum in ihrem Lagerhaus verankert waren.
Die Energie des Wassers funkelte wie Diamanten, und er fühlte das Züngeln der Flammen auf seiner Haut. Der kalte Strom wurde heiß, so dass sein Blut im Takt mit
Jaimies Herzschlag anschwoll und abebbte. Fast konnte er spüren, wie ihre Haut seine streifte und seine Sinne entflammte, bis er jeden ihrer Atemzüge fühlte.
Ein Boot hob und senkte sich mit den Wellen, und darin hatten sich zwei Männer gegen die Kälte zusammengekauert, spähten durch den Nebel und verfluchten ihr Pech, einen schlechten Auftrag erwischt zu haben. Keiner von beiden war froh; beide fühlten sich elend, und beide waren auch ein wenig erbost.
Jaimie blickte zu ihm auf. »Sie beobachten den Kai, nicht dieses Gebäude, Mack. Ich glaube, die Doomsday-Gruppe verfolgt die Spur der Waffen und hat herausgefunden, dass sie an diesem Kai gelöscht wurden. Javier hat die Männer entdeckt. Das war es, was seine Aufmerksamkeit gefesselt hat.«
»Bist du sicher?«
»Ich nehme keine feindseligen Energien wahr, eher Elend. Ihr Auftrag gefällt ihnen nicht. Und einem von ihnen ist übel. Das wird bald noch schlimmer werden. Beide beobachten die Gegend mit großer Konzentration, aber ich vermute, sie sind nicht allein. Bestimmt haben sie jemanden hergeschickt, damit er die Straße im Auge behält.«
»Mach weiter. Dehne dein Bewusstsein aus, um die anderen und unser Team zu finden.«
Jaimie sah ihm ins Gesicht und wandte den Blick so schnell wieder ab, als machte es sie verlegen, wie er sie ansah. Vielleicht sah er sie so an, wie es ein Wolf getan hätte. Er fühlte sich ausgehungert, gereizt und bedürftig. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe. »Ethan, Brian und Jacob spielen Karten in einem kleinen Raum direkt gegenüber von der Fensterreihe zur Straße
hin. Sie sind im ersten Stock. Ethan sitzt mit dem Gesicht zum Fenster und hat die Straße gut im Blick. Brian und Jacob wetteifern heftig miteinander. Ethan ist in Gedanken nicht bei dem Spiel, denn er hat draußen etwas gesehen, was seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.«
»Woher weißt du das?«
»Seine Energien sind nach draußen gerichtet. Brian und Jacob hüllen mit ihren Energien den Tisch ein und richten sie gegeneinander.«
»Kannst du erkennen, was sie empfinden?«
»Brian ist trübsinnig. Es kommt sehr deutlich rüber, dass er jemanden hat, an den er denkt. Eine Frau. Er macht sich nicht direkt Sorgen um sie, aber sie fehlt ihm.«
Mack zog die Stirn in Falten. »Woher könntest du wissen, dass er an eine Frau denkt?« Brian hatte gegenüber keinem von ihnen jemals eine Frau erwähnt.
Die Röte stieg ihr ins Gesicht. »Weil sich einer seiner Gedankenstränge um Sex dreht.«
»Ich möchte, dass du das noch einmal überprüfst.«
Jaime seufzte und rieb sich die Schläfen. Mack beugte sich noch weiter zu ihr vor und begriff dann, dass er versuchte, sie physisch abzuschirmen; sowie ihm das klarwurde, entspannte er sich und gestattete es seinen Energien, sie einzuhüllen. Jetzt konnte er fühlen, wie sie sich an ihn schmiegte, seinen Geist mit ihrem streifte und ihm Einblicke in ihre Welt der Energien gewährte. Es war eine berauschende und intime Erfahrung, intimer als alles andere, was er je mit ihr erlebt hatte. Als sei er nicht nur tief in ihrem Körper, sondern auch in ihrem Geist. Sein Körper
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