Schicksalsbund
erkannte ihren Körper, als seien sie beide miteinander vereint und Teile eines Ganzen.
Mack hatte keine Ahnung, ob es für Jaimie auch ein
solcher Hochgenuss war wie für ihn, doch ihre Energien waren ganz und gar weiblich und wirbelten so heftig durch seine eigenen Energien, dass die Elektrizität wie Blitze durch seinen Körper zuckte. Er konnte Jaimie in seinem Mund schmecken. Seine Lunge war von ihr erfüllt. War das normal? Er wusste, dass es nicht normal war, aber da er jetzt das Zusammenfließen ihrer Energien erlebt hatte, wusste er auch, dass er nach diesem Gefühl lechzen würde.
»Er denkt eindeutig an eine Frau. Ethan ist jetzt sehr abgelenkt. Er hat sich ans Fenster gestellt und schaut auf die Straße hinaus. Sein Blick ist auf das andere Ende der Gebäudereihe gerichtet, auf das Lagerhaus, von dem du glaubst, dort seien die Waffen untergebracht worden. Ich nehme die Energien einer weiteren Person in dem Raum wahr. Starke Schuldgefühle. Heimlichkeiten und Verstohlenheit.«
Sie hatte die Stirn in Falten gezogen und bewegte sich in Gedanken noch weiter fort, doch da sie Mack mitnahm, konnte er den Raum nahezu sehen, den Tisch und die Spielkarten, die trübe Fensterscheibe und Schatten, die sich an den Wänden entlangbewegten. Er konnte die Energien zwar nicht deuten, sie aber durch Jaimie wenigstens wahrnehmen. Während sie um ihn herum kreisten, begann er den Heißhunger zu fühlen, der Jaimie unterschwellig attackierte, in ihr weit geöffnetes Bewusstsein sickerte und auf sie einhämmerte. Daher war er sofort in der Lage, die Auswirkungen dieser Energien von ihr abzublocken. Im Gegensatz zu ihm hatte Jaimie keine Filter und nichts, was sie schützte, aber das konnte er tun, indem er sich ihr anpasste, als seien sie ein Mensch und nicht zwei.
Mack rückte näher zu ihr und versuchte zu fühlen, woher die anderen Energien kamen. Er konnte es nicht erkennen. Er fühlte sie, doch er hätte sie niemals gefühlt, wenn Jaimie sie nicht aufgeschnappt hätte; sie waren weiter weg und sehr subtil. Es schockierte ihn fast, dass sie diese Energien überhaupt wahrgenommen hatte.
»Der neue Junge. Der, der sich ständig angegriffen fühlt. Er sitzt in einer Ecke, mit dem Rücken zur Wand. Er will nicht, dass jemand von hinten kommt und ihm über die Schulter sieht. Keiner soll sehen, was er tut.«
Mack erstarrte. Sorge breitete sich in ihm aus. »Was tut er, Jaimie?« Er achtete darauf, leise zu sprechen und sich seine Alarmbereitschaft nicht anmerken zu lassen. Er wollte nicht riskieren, dass sie sich vom Bewusstsein her komplett von dort zurückzog und wieder ihm zuwandte.
Sie biss die Zähne zusammen und rieb sich wieder die Schläfen. Er war sofort da, blockte die angreifenden Energien von ihr ab und verwehrte ihnen den Zugang zu ihrem Gehirn. Sie kamen aus allen Richtungen angeströmt, verfolgten den Pfad zurück, den sie benutzt hatte, und wollten sich wie Stacheln in ihr Gehirn bohren, doch er achtete darauf, dass seine eigenen Energien sie wie eine Wand umgaben. Die negativen Energien kreisten weiterhin um Jaimie. Er konnte fühlen, dass sie nach einer Schwachstelle suchten, einer Öffnung, um hineinzustürmen und sie anzugreifen.
»Er sitzt an einem Computer. Er ist aufgewühlt. Das kann ich daran erkennen, wie er auf die Tasten haut, aber gleichzeitig bemüht er sich, leise zu sein, damit Ethan nichts davon bemerkt.«
»Weißt du, wem er schreibt?«
»So läuft das nicht. Er will nicht erwischt werden. Das ist alles, was ich aufschnappe.«
Brian. Ich will, dass du den Computer des Jungen an dich nimmst. Beschlagnahme den Laptop und stell den Jungen unter Bewachung, bis ich dir Bescheid gebe, dass du ihn zu mir bringen sollst.
Die Energien im Raum veränderten sich abrupt. Aggression flammte auf. Feindseligkeit. Der Strudel, der sich um Jaimie herum bildete, war schockierend und schlug tatsächlich auf sie ein. Es kam so unerwartet, dass einige Stacheln zu ihr durchdrangen, ehe Mack den Schutzschild um sie herum festigen konnte. Jaimie stieß ein leises gequältes Stöhnen aus, und er hätte das Experiment fast abgebrochen, doch je sensibler und aufmerksamer er wurde, desto besser gelang es ihm, die Barriere zu ihrem Schutz zu verstärken.
»Sie haben Paul. Er ist wütend, und er hat Angst. Ethan hat sich nicht mal umgedreht, Mack. Er steht am Fenster. Möchtest du, dass ich herauszufinden versuche, was ihn derart beunruhigt?«
»Wenn du es dir zutraust«, sagte er ausweichend, denn er
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