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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Selbst hatte fast völlig abgeschaltet.
    Nur auf diese Weise konnte er leben.
    Die Gesichter seiner Familie erschienen vor ihm. Seine Mutter, über alle Maßen besorgt, umarmte ihn und weinte voller Erleichterung darüber, dass er noch lebte. Sein Vater war blass und stumm; in den Augen zeigte sich ein Schmerz, den Tom dort nie zuvor gesehen hatte. Der Admiral umarmte ihn ebenfalls und drückte fest zu, als wollte er sich auf diese Weise vergewissern, dass Tom tatsächlich existierte. Seine Schwestern berührten ihn immer wieder, mit Tränen in den Augen; Liebe und Anteilnahme ging von ihnen aus. Aber Tom fühlte nichts.
    »Es war also nur eine routinemäßige Zielübung?«
    »Ja, Sir. Es gab überhaupt keine außergewöhnlichen
    Aspekte.«
    Toms Kiefer schmerzten. Seit Beginn der Anhörung biss er immer wieder so fest die Zähne zusammen, dass ein stärker werdendes Stechen von den Kiefergelenken in Richtung Ohren ausging. In gewisser Weise begrüßte er den Schmerz, denn er verband ihn mit dieser Realität. Andernfalls hätte er vielleicht geglaubt, sich in einem alternativen Universum zu befinden.
    An einem Tisch vor ihm saß Admiral Brand, flankiert von Admiral Finnegan und Captain Satelk. Auf der einen Seite des kleinen, fensterlosen Raums hatten Adjutanten der Admirale Platz genommen.
    Tom saß allein auf einem Stuhl, vor den Admiralen. Das Zimmer wies keine Dekorationen auf, erschien ihm mit seinen bleigrauen Wänden wie eine Zelle. Der Teppichboden zeigte ebenfalls eine neutrale Farbe. Das Atmen fiel Tom schwer; er glaubte sich im Innern eines Grabs.
    Hinter ihm saß sein Vater, Admiral Owen Paris, der einzige Zuschauer. Tom sah ihn nicht, spürte seine Präsenz aber so deutlich, als ginge ein starkes Kraftfeld von ihm aus. Der Blick seines Vaters bohrte sich ihm wie ein Phaserstrahl in den Rücken.
    Seit zwanzig Minuten dauerte die Anhörung nun schon. Tom hatte die Beziehungen zwischen ihm, Odile, Charlie und Bruno detailliert beschrieben. Der drei Toten war zuerst bei einem Gottesdienst in der Akademie gedacht worden, später bei privaten Trauerfeiern in den jeweiligen Heimatstädten. Ihre Leichen befanden sich im All, an dessen Erforschung sie nicht mehr teilnehmen konnten.
    »Wenn Sie der Gruppenleiter waren – warum übernahm
    Kadett Katajavuori die Spitze in der Anflugformationen?«, fragte Admiral Finnegan, ein freundlich blickender Mann mit blauen Augen und rotem Haar, in dem sich viele graue
    Strähnen zeigten.
    Erneut biss Tom die Zähne zusammen und atmete tief durch.
    Er beabsichtigte, die gleiche Geschichte zu erzählen, die er nicht nur seiner eigenen Familie präsentiert hatte, sondern auch der von Charlie, Odile und Bruno. Inzwischen hielt er sie fast für die Wahrheit.
    »Wir haben häufig die Rollen getauscht. Ich hielt es für wichtig, dass alle Gruppenmitglieder Gelegenheit bekamen, Erfahrungen in der ersten Position zu sammeln. Außerdem handelte es sich um ein Routinemanöver, das wir schon viele Male durchgeführt hatten. Mir erschien der Zeitpunkt perfekt, Bruno – Kadett Katajavuori – die Führung der Gruppe zu überlassen.«
    »Und was ist Ihrer Ansicht nach der Grund für das Unglück gewesen?«
    »Aus irgendeinem Grund blieb Bruno einige Sekunden zu lang auf Anflugkurs. Ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht hat er die Entfernung falsch eingeschätzt. Dem zweiten und dritten Schiff in der Formation – geflogen von den Kadetten Day und Launay – blieb nicht genug Zeit, um zu reagieren. Sie kollidierten mit dem Asteroiden.«
    »Aber Sie nicht.«
    »Ich bildete den Abschluss und dadurch hatte ich ein oder zwei Sekunden mehr Zeit, um zu begreifen, was geschah. In den energetischen Druckwellen wurde mein Schiff ziemlich heftig durchgeschüttelt, aber ich konnte eine Kollision mit dem Asteroiden vermeiden.«
    »Vermutlich hat Ihnen dabei Ihr Geschick als Pilot
    geholfen.«
    »Vielleicht. Ich glaube, ich habe einfach nur Glück gehabt.«
    Eine kurze Pause folgte, als die Admirale ihre Notizen verglichen. »Die taktischen Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass Sie die Phaser abfeuerten. Wie haben Sie das mitten in einer Katastrophe fertig gebracht?«
    »Ich weiß es nicht, um ganz ehrlich zu sein. Ich erinnere mich nicht daran. Natürlich war ich bereit, das Feuer zu eröffnen, unmittelbar nach Odiles Abdrehen. Vielleicht habe ich es instinktiv getan.«
    Die Admirale wechselten einen Blick. »Gibt es weitere Informationen, die Sie für sachdienlich halten, Kadett?«
    »Nein,

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