Schicksalspfade
sich darauf, diesen besonderen Planeten zu besuchen. Die Betazoidinnen galten als schön und emanzipiert, eine Mischung, die er überaus reizvoll fand.
Wie er kurz nach der Ankunft feststellte, wurden die
betazoidischen Frauen ihrem Ruf durchaus gerecht.
Lissines Haar war so dunkel, dass es fast blau glänzte, und ihre Haut hatte die Farbe von Baumwollblüten. Hinzu kamen die für Betazoidinnen typischen schwarzen Augen. Sie
arbeitete als zivile Wissenschaftlerin im kosmochemischen Laboratorium. Ihr Verstand war so beweglich wie eine Gazelle und sie steckte voller Sinnlichkeit. Als Tom Lissine sah, begehrte er sie sofort, und er umwarb sie mit geübtem Eifer.
Als der Abend dämmerte, wanderten sie durch einen
wunderschönen Park. Solche Anlagen gab es überall auf Betazed – die Bewohner des Planeten waren sehr stolz auf ihre idyllischen Gärten. Blüten erzitterten, als sanfter Wind über sie hinwegstrich, und ihre Düfte vermischten sich miteinander zu einem betörenden Aroma. Irgendwo in der Ferne sang eine Frau. Der Wind trug die wehmütige, ergreifende Melodie zusammen mit dem Blütenduft durch den Park.
Tom zog Lissine auf den Boden und dort saßen sie auf einem weichen Moospolster. Ihm war fast schwindelig vom Duft der Blumen, dem melancholischen Lied und Lissines verlockender Präsenz. Worte schienen gar nicht nötig zu sein. Er beugte sich vor, berührte ihre vollen Lippen mit den eigenen und spürte, wie sie erregt zitterte. Seine Hände strichen über ihre Arme, fühlten Wärme. Lissine atmete schneller und er küsste sie erneut, leidenschaftlicher als zuvor. Er wollte sie hier und jetzt, was auch ihrem Wunsch entsprach.
Eine seltsame, wie berauschende Benommenheit erfasste ihn.
Der Blütenduft wurde überwältigend, durchdrang ihn, und das wehmütige Lied schien sich in sein Selbst zu bohren. Er schnappte nach Luft, atmete noch tiefer durch, und plötzlich drehte sich die Welt um ihn herum. Er zog die Hand fort von Lissines willigem Leib und hob sie zum Kopf, wie um ihn zu stabilisieren.
»Tom…«, hauchte Lissine mit kehliger, drängender Stimme.
»Was passiert hier?«, brachte er hervor, als das
Schwindelgefühl nachließ.
»Ich berühre… dein Bewusstsein… mit meinem eigenen.
Bitte… weis mich nicht ab.«
Er hatte die betazoidische Telepathie vergessen. Als er den Blick auf Lissine richtete, sah er dunkel glänzende Augen und einen wie flehentlich geöffneten Mund. »So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt.« Er begehrte die junge Frau, aber das neue Empfinden schuf auch Unbehagen.
Lissine schob sich näher.
»Du brauchst nichts zu befürchten. Es wird wundervoll sein, das verspreche ich dir. Die Einheit unserer Selbstsphären verstärkt das sinnliche Vergnügen.« Ihre Pupillen brannten in der Dunkelheit. »Schließ die Augen. Lass mich dich
berühren…«
Tom zögerte nur eine Sekunde, bevor er der Aufforderung nachkam und die Augen schloss. Sofort kehrten die Symptome des Rausches zurück, aber diesmal kämpfte er nicht gegen sie an. Er gab einer Sinnlichkeit nach, die so stark war, dass es ihm den Atem verschlug. Sein Selbst sauste durch den dunklen Park, huschte über die Baumwipfel hinweg, stieg zum
Nachthimmel empor und tanzte zwischen den Sternen, die bunte Streifen bildeten, ein Kaleidoskop aus Mustern und Formen, bestehend aus seidenen Bändern. In diesem Paradies verschmolzen die Sinne miteinander: Er konnte Farben
schmecken, den betörenden Blütenduft sehen und berühren, alles wurde zu einem Teil von ihm, drehte sich voller Verzückung, bis die Sterne stundenlang explodierten und er schließlich ganz sanft in Richtung Boden glitt, begleitet von erlöschendem Sternenfeuer, von stellarer Asche. Weiches Moos empfing ihn wie mit einer zärtlichen Umarmung.
Tom öffnete die Augen. Lissine lag neben ihm und atmete ruhig; die Feuchtigkeit der Wonne glänzte auf ihrer Haut.
Zufrieden wandte sie sich ihm zu und griff nach seiner Hand.
»Nun?«
»Es war… enorm.« Sie stützte sich auf einen Ellenbogen und blickte ernst auf ihn herab. »In deinem Bewusstsein gibt es etwas Dunkles, Tom. Etwas, das du vergraben hast, damit es dich nicht verletzt. Es hat mir Angst gemacht.«
Tom schwieg. Er hatte nicht daran gedacht, dass eine
erotische telepathische Verbindung auch die Geheimnisse in seinem Selbst berührte. »Es tut mir Leid«, erwiderte er und meinte es ernst. »Ich schätze, wir alle haben den einen oder anderen Dämon in uns. Aber ich schwöre dir, dass er dich
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