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Schiffsmeldungen

Titel: Schiffsmeldungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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verrutscht, ein Stock bis zum Frühjahr vergraben, der schwarze Mantel so voller Schnee, daß er weiß is’.
    ›Du! Du, Billy Pretty!‹ Sie faucht ihn an.« Der Stock wirbelte.
    »Sagt zu ihm« – eine lange Pause -, »sagt: ›Warum trägst du keine Armbanduhr wie alle andern auch?‹«
    Ein ungeheures Gejohle aus dem Publikum. Junge Männer warfen ihre Armbanduhren in die Luft.
    »Ach, sie is’ ’ne Wucht, sie is’ ’ne Wucht, oder?« Dennis klopfte Quoyle auf den Rücken, beugte sich vor, um die alte Mrs. Fizzard an der Schulter zu berühren.
    »Kein Wort davon ist wahr«, kreischte die, puterrot vor Lachen. »Aber wie sie einen dazu bringt, daß man’s glaubt! Ach, sie ist schrecklich gut!«
     
    Und ein paar Tage später schenkte Quoyle Wavey eine Teekanne aus farblosem Glas, einen Seidenschal mit einem aufgedruckten Muster aus Heidelbeeren. Er hatte beides per Post von einem Museumsladen in den Staaten bestellt. Sie schenkte ihm einen Pullover in der Farbe von Ochsenblutschuhwichse. Hatte ihn abends gestrickt. Er war nicht zu klein. Ihre Gesichter näherten sich einander so weit, daß ihr Atem sich mischte. Dennoch dachte Quoyle an das einzige Geschenk, das Petal ihm je gemacht hatte. Sie hatte Dutzende Geschenke von ihm aufgemacht. Ein Türkisarmband, ein Aquarium für tropische Fische, eine Weste, auf die mit Perlen Elvis Presleys Gesicht gestickt war, mit kanariengelben Augen und Lippen aus Ziermünzen. Sie machte die letzte Schachtel auf, sah ihn an. Der mit baumelnden Händen dasaß, sie betrachtete.
    »Einen Moment«, sagte sie und rannte in die Küche. Er hörte den Kühlschrank aufgehen. Mit den Händen hinter dem Rücken kam sie zurück.
    »Ich hatte keine Zeit, dir was zu kaufen«, sagte sie und streckte ihm beide Hände entgegen. Öffnete die Finger. In jeder Handkuhle lag ein braunes Ei. Er nahm sie. Sie waren kalt. Er hielt das für eine zärtliche, wunderbare Geste. Sie hatte ihm doch etwas geschenkt, die Eier, nur ein Symbol, aber sie waren als Geschenk aus ihren Händen gekommen. Für ihn. Es spielte keine Rolle, daß er sie am Tag zuvor selbst im Supermarkt gekauft hatte. Er bildete sich ein, sie würde ihn verstehen, sie müsse ihn lieben, um zu wissen, daß die ausgestreckten Hände, das Geben zählten.
    Am ersten Weihnachtsfeiertag trieb ein Wolkenhaufen herein. Aber die Tante war von St. John’s heraufgekommen, und sie aßen zusammen mit Dennis und Beety in Mrs. Buggits Küche. Leute gingen ein und aus, das Feuer loderte heiß, Geschichten wurden erzählt, von früher, vom Tag der Heiligen Drei Könige, Mummenschanz und Masken von Tür zu Tür. Jack schlurfte um den Tisch herum und goß heißen Rumpunsch ein. Ein Stück weiter weg hörten sie zur Feier des Tages sporadisches Gewehrfeuer.
     
    Dennis’ Schnurrbart weiß vor Frost. Er und Quoyle am Samstag vormittag nach Weihnachten beim Fällen des Feuerholzes für den nächsten Winter, im Fichtenwald im Hinterland der Bucht. Quoyle mit der Kettensäge, für die er eine Schwäche hatte, Dennis beim Abtrennen und Stutzen der Äste. Der von Sunshine gestrickte blaue Schal reichte kaum um Quoyles Hals. Am Mittag stellten sie sich dicht neben das kleine Feuer, schlürften heißen Tee.
    »Beety sagt, wir sollten bei dem alten Nolan unten in Capsize Cove vorbeischaun. Weil wir ja nich’ so weit weg sind. Ein bißchen früher Schluß machen und hinfahr’n. Dad oder sonst jemand geht normalerweise am Anfang vom Winter hin und schaut, ob er genug Holz und Essen hat. Is’ dieses Jahr ’n bißchen spät. Beety hat ihm ’nen Kuchen und Brot gebacken. Ich hab’ heut früh zwar seinen Rauch gesehen, aber man weiß nie.«
    »Ich hab’ nicht mal an ihn gedacht«, sagte Quoyle. Schuldbewußt.
    In einer weiten Kurve fuhren sie auf die Bucht hinaus, Dennis erzählte lautstark Geschichten von betrunkenen Motorschlittenfahrern, die für immer unters Eis sanken, weil sie die Wege nicht kannten.
    »Verdammt kalt«, rief er und blinzelte zu der Einkerbung in der Küstenlinie hinüber. Die leeren Häuser von Capsize Cove kamen in Sicht wie eine Kohlezeichnung auf rauhem Papier. Eine langgezogene überhöhte Biegung zur Küste hin.
    Aus dem Metallrohr auf der Hütte des alten Onkels kam Rauch. Das Jaulen des Motorschlittens zu einem stotternden Leerlauf gedrosselt.
    »Laß ihn laufen«, sagte Dennis.
    Schlimmer, als Quoyle es in Erinnerung hatte. Der Gestank war zum Würgen. Der alte Mann zu schwach oder verwirrt, um zum Außenklo zu gehen. Vor

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