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Schiffsmeldungen

Titel: Schiffsmeldungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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die alte Standuhr in seiner Küche reparier’n lassen wollt’? Das ging so, ihr lieb’n Leut.« Der Stock spazierte herum. »Billy rief Leander Mesher an.«
    Die Zuschauer quietschten und drehten sich wieder lachend auf ihren Stühlen, um den Lebensmittelhändler anzusehen, dessen Hobby das Reparieren alter Uhren war.
    »Leander is’ dafür bekannt, daß er so manche Uhr an sein’m Küchentisch gerichtet hat. Alte Uhren. Ein paar hier erinnern sich vielleicht noch. Man mußte sie aufziehen. Jeden Tag. Gott helfe mir, es stimmt! Jeden Tag. Das Leben in der alten Zeit war schrecklich hart. Also! Ruft Leander an. War ’n Ortsgespräch. Kostenlos.« Sie verwandelte sich in einen lässigen Billy Pretty, Telefonhörer am Ohr.
    »›Leander‹, sagt er. Was würd’st du dafür verlangen, wenn du mir die alte Standuhr reparierst, die seit hundert Jahren hier in meiner Küche steht. Ich zieh’ sie mit ’nem Schlüssel auf. Läuft nich’ mit Batterie.‹
    ›Ach‹, sagt Leander. ›Könnte so hundertzehn Dollar machen. Das Teure ist der Transport. Laster und Lieferung. Muß für jede Fahrt fünfzig berechnen. Muß zwei starke Jungs anheuern, Sprit und Öl für den Wagen. Versicherung. Die Luft in den Reifen.‹
    ›Die Luft in den Reifen kostet doch nix‹, sagt Billy.
    ›Wo bist du gewesen, Billy? Das heißt jetzt Inflation.‹
    Also, ihr lieb’n Leut, Billy überlegt ein bißchen. Wir wissen, er wohnt oben auf dem Hügel, und Leanders Haus steht unten am Fuß des Hügels, und dazwischen liegt ein Dutzend Straßen. Billy rechnet sich alles aus. Er trägt die Uhr selber runter zu Leander. Spart sich fünfzig Dollar. Leander kann sie zurückbringen. Den Hügel rauf. Schließlich ist sie ja gar nich’ so schwer, is’ ja größtenteils leerer Raum für das Pendel, aber sperrig ist sie. Sehr sperrig.« Sie maß den Umfang der Standuhr ab, langte nach oben, um die Holztaube zu berühren, die, wie jeder wußte, oben auf Billys Uhr saß, breitete die Arme aus, bückte sich und staubte ein paar Fussel von dem geschnitzten Sockel aus Obstbaumholz. Quoyle drehte sich um, sah, daß Billy vor Lachen brüllte, als seine Uhr auf der Bühne wiedererstand. Einer im Publikum machte Tick-Tack.
    »Er holt sich ’n gutes Stück Seil, versteht ihr, schlingt und knotet es dort rum, wo seine Arme anpacken sollen. Und hievt sie sich auf den Rücken und schon is’ er zur Tür hinaus! Richtung Leander.« Jetzt war sie Billy, der den steilen, vereisten Hügel hinabwankte. »›Furchtbar rutschig‹, sagt unser Billy.« Machte vorsichtige, kleine Schritte.
    »Also, unten am Fuß des Hügels, da wohnt Tante Fizzard, neunzig Jahre alt, stimmt’s, meine Liebe?«
    Und jeder reckte sich vor, um die ältliche Dame in der ersten Reihe zu sehen, die zu einem zittrigen Gruß dicke Stöcke hob und Gejohle und Beifall erntete.
    »Neunzig Jahre alt, und da geht sie also, hat ihre Galoschen an mit ein bißchen Pelz oben drauf, hat Spikes in die Absätze geschlagen, damit sie nich’ ausrutscht, trägt ihren schwarzen Wollmantel und ’ne gestrickte Wollmütze, hat ’nen Stock in jeder Hand, und jeder Stock hat am Ende ’ne rote Gummi-spitze. Sie kann nich’ hinfallen, wenn sie geschubst wird. Denkt sie.« Jetzt war Beety Tante Fizzard, tastete sich zentimeterweise voran, warf wütende Blicke nach links und rechts, hielt Ausschau nach denen, die neunzigjährige Frauen schubsen.
    »Oben auf dem Hügel ... «Das Publikum raste.
    »Oben auf dem Hügel gab’s, so könnt’ man das nennen, ’n paar Problemchen. Erst läuft unser Billy ’n paar Schritte nach rechts und rutscht, dann fängt er sich und stolpert nach links und gleitet aus, und er geht gradeaus weiter und schlittert, und dann is’ der Hügel steiler und ’s Eis funkelt wie Wasser, und er is’ gut unterwegs, dann haut’s ihn um, und mit der Uhr unten drunter wird er immer schneller, als wär’ er auf ’nem großen Komatik, den er nich’ lenken kann.
    Die arme, alte Tante Fizzard hört ’n Zischen, und sie schaut nach oben, aber es is’ zu spät, die Uhr erwischt sie und rammt sie in den Schneehaufen. Es is’ schrecklich still. Endlich steht Billy auf und fängt an, seine kostbare Uhr aus ’m Schnee zu ziehn, schnallt sie sich wieder auf den Rücken. Er hat noch ’n paar Schritte bis zu Leanders Haus, versteht ihr. Schaut zurück und sieht Tante Fizzards Schuhe aus dem Schnee ragen. Sieht sie ein bißchen herumwackeln, dann kommt Tante Fizzard aus dem Schnee, die Mütze is’

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