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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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sagte Allie. »Wir bringen überall am Strand Plakate an. Wir brauchen Geld, für einen guten Zweck.«
    »Aha, und welchen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Allie. »Quinn hat sich das ausgedacht, und sie sagt mir nicht, um was es geht. Aber sie meint, es sei wirklich ein guter Zweck, und deshalb helfe ich ihr.«
    Dana dachte, Sam würde nun Quinn fragen und die Antwort erhalten, das ginge ihn nichts an, aber er tat nichts dergleichen. Wieder einmal bewunderte sie sein gutes Gespür im Umgang mit den Mädchen und fragte sich, ob sie vorhin nicht überreagiert hatte.
    »Ich wusste nicht, dass du heute kommst«, sagte Quinn, auf die Lenkstange gestützt, und musterte Sam eindringlich.
    »Nun, ich dachte, es sei an der Zeit, dass deine Tante und ich das Boot startklar machen. Deshalb bin ich hier.«
    »Hm.« Quinn dachte über seine Erklärung gebührend lange nach. Dann beschloss sie, sie durchgehen zu lassen, und stieg vom Rad.
    »Hättest du nicht auch Lust, wieder segeln zu gehen?«
    Danas Herz klopfte, während sie auf Quinns Antwort wartete. Aber das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein danke. Und du brauchst auch nicht darauf zu warten, dass ich es mir anders überlege, das wäre reine Zeitverschwendung.«
    »Alles klar«, sagte Sam.
    »Kommst du wieder?«
    »Wann?«, fragte er.
    »Morgen. Zur Eröffnung unseres Hotdog-Stands.«
    »Gerne. Ich werde es zumindest versuchen.«
    Nickend packte Quinn den Korb aus. Sie überreichte Dana die Post, einschließlich eines rot-blau umrandeten Luftpostumschlags von Jonathan. Wortlos trug sie die Einkäufe den Hügel hinauf. Allie blieb, um beim Streichen des Bootes zuzuschauen; während sie wartete, bis die beiden fertig waren, bat sie Dana, mit ihr zum Schwimmen zu gehen.
    Sam säuberte sich die Hände mit Terpentin. »Ich muss sowieso los«, sagte er und reichte ihr die Büchse und den alten Lappen.
    »Danke, Sam.«
    »Dass ich endlich gehe?« Er grinste.
    »Nein« – sie zeigte auf das Boot – »das war eine Heidenarbeit.«
    »Nun, ich hatte heute ohnehin nichts Besseres vor.«
    »Ich meine es ernst.« Sie sah ihm prüfend in die Augen. Sie hätte gerne gewusst, was er sich davon versprach, ihr an einem wunderschönen Sommermorgen beim Anstreichen eines alten Bootes zu helfen. »Warum bist du gekommen?«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern, sah ihr unverwandt in die Augen. Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, so strahlend, als ginge die Sonne im Osten der Bucht auf. »Weil ein Segler ein Segelboot braucht.«
    »Ein Segler?«
    »Eine Seglerin, sollte ich wohl besser sagen. Du, Dana.«
    Sie schluckte, akzeptierte die Begründung. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als hätte sie gerade eine frische, salzige Brise in ihren Haaren gespürt, aber ihr Lächeln wirkte gequält.
    »Darf ich dich etwas fragen?« Er trat einen Schritt vor. Als sie nickte, fuhr er fort: »Glaubst du, ich hätte damit eine bestimmte Absicht verbunden? Warum bist du so misstrauisch?«
    »Weil ich auf dem harten Weg lernen musste, dass Menschen nicht immer das sind, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen«, sagte sie und schwenkte Jonathans Brief.
    »Manche schon.«
    Was Dana nicht bestreiten konnte. Erst als er weg war und sie vor dem Schuppen stand und die frisch gestrichene
Mermaid
bewunderte, fiel ihr seine Bemerkung wieder ein, dass er sie in Martha’s Vineyard gesehen hatte, und sie wunderte sich, was dahinter stecken mochte.
    Sie dachte daran, wie sie mit ihrer Schwester in Gay Head gewohnt hatte und Lily Mark begegnet war, der auf der Insel geboren und aufgewachsen war. Er war damals Zimmermann gewesen und ins Haus gekommen, um einen zerbrochenen Holm des Verandageländers auszubessern. Lily hatte sich unsterblich in ihn verliebt und ihm sechs Monate später ihr Jawort gegeben, auf dem Honeysuckle Hill, einem von Wildblumen und Ranken überwucherten Hügel, von dem man weit ins Land sah, von Gay Head bis Menemsha, über Baumwipfel und Weiher hinweg. »Das ist so eine Art Weihestätte für uns«, hatte Lily erklärt und war jedes Mal am sechsten Juni, dem Jahrestag des Heiratsantrags, mit Mark dorthin zurückgekehrt, um die Nacht im Freien zu verbringen.
    Quinn war auf der Insel gezeugt und geboren worden. Marks alte Freunde hatten sie nach Strich und Faden verwöhnt und gehütet, wenn die Eltern einmal weg waren. Lily hatte mit ihr lange Wanderungen und Radtouren über die ganze Insel unternommen. Als waschechter Vineyarder hatte Mark dafür gesorgt,

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