Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
wie er den Tabak in die Pfeife stopfte und sie dann mit Hilfe meines Feuerzeuges in Brand setzte.
Gierig sog ich den Rauch ein, denn ich vermisste meine Filterzigaretten noch immer. Er bot mir die Pfeife an, doch das wollte ich mir nicht auch noch angewöhnen. Blaue Ringel füllten den Raum, und ich freute mich über den Erfolg meiner Geschenkidee. Genüsslich beobachtete ich ihn. Zufrieden grinsend setzte er sich auf die Schreibtischkante. Dieser Anblick hätte mir noch mehr gefallen, wenn er im 20. Jahrhundert stattgefunden hätte, und plötzlich konnte ich diesen traurigen Gedanken nicht mehr ertragen. Ich entschloss mich zu einem Ablenkungsmanöver, das mich aus meiner Melancholie holen sollte, nahm ihm die Pfeife aus der Hand und legte sie auf dem Tisch ab. Einen Moment blickte er verwundert, doch dann lächelte er, als ich meine Arme um seinen Hals schlang. Ich küsste ihn gefühlvoll, und der bittere Tabakgeschmack brannte auf meinen Lippen.
„Merry Christmas, mein heidnischer Wilder.“
Er lächelte verschmitzt, zog mich zur Tür und schob den Riegel vor. Wieder küssten wir uns leidenschaftlich, und ich öffnete die Schnüre seiner Hose. Dann hob er mein Kleid, griff unter meinen Po und hob mich hoch. Ich seufzte, schloss die Augen und dachte, so Friedrich, jetzt wird dein Museum entweiht, bitte verzeih uns und schau weg. Dann dachte ich nichts Zusammenhängendes mehr.
Die Weihnachtsfeiertage verliefen geruhsam. Wir lasen viel, sprachen miteinander, und Jack sang uns seine Lieder vor, wenn Anna nicht dabei war. Am zweiten Feiertag war Johannes bei uns zum Kaffee eingeladen, und Karins Blicke hafteten an ihm wie der Puderzucker auf dem Christstollen.
Johannes erzählte von seiner Familie und brachte ein paar Anekdoten aus seiner Lehrzeit bei seinem Vater. Jack und er erheiterten die Damenrunde, indem sie sich wie Spielbälle Worte zuwarfen, die aus ironischen Bemerkungen und witzigen Begebenheiten bestanden. Sie erweckten den Eindruck, als seien sie schon immer Freunde gewesen.
Am späten Abend entschuldigten Jack und ich uns und waren trotz der ausgelassenen Stimmung froh, wieder allein zu sein. Der Kamin, Kerzenlicht und eine Flasche Wein verwandelten unseren schlichten Raum in ein wahres Liebesnest. Draußen war es bitterkalt, und sogar der Main war zugefroren. Jack schätzte es auf mindestens zwanzig Grad minus. Der Wind pfiff um das Haus und veranlasste uns zum gemütlichen Kuscheln unter den Bettdecken.
„Mach doch mal den Fernseher an“, sagte ich.
„Wieso? Ist dir das Programm zu langweilig?“, fragte er neckend.
„Seltsamerweise fehlt mir diese Seite des 20. Jahrhunderts gar nicht“, fügte er hinzu.
Mir fehlte sie ebenfalls nicht.
„Aber ich würde furchtbar gern mal mit dir ins Kino gehen“, jammerte ich.
„Ja? Das ist doch ähnlich wie Fernsehen, oder?“
„Nein. Es ist romantischer. Man kann im Dunkeln noch andere Dinge tun, als den Film ansehen.“
Ich kitzelte ihn an einer empfindlichen Stelle, und er wandte sich leicht von mir ab.
„Hör auf, ich habe ja verstanden. Die Frauen sind doch furchtbar, sie denken immer nur an das eine“, sagte er geziert.
Ich lachte, legte meinen Kopf auf seine Brust, und sein Herz pochte kräftig gegen mein Ohr. Wir schwiegen eine Weile, und ich genoss unsere Körperwärme und den Geruch nach unserer Liebe, der noch in der Luft hing.
„Isabel, ich habe dich noch gar nicht gefragt, ob du irgendwas gegen ... na ja, zur Verhütung einnimmst.“
Die Frage kam etwas spät, und ich musste lachen.
„Stimmt, das hast du nicht gefragt. Wieso eigentlich nicht? Ist es dir egal, ob ich schwanger werde?“
Er runzelte die Stirn, dachte kurz darüber nach und schüttelte schließlich energisch den Kopf.
„Nein. Es ist mir nicht egal. Ehrlich gesagt ... ich fände es sehr schön.“
Er küsste mich, und ich vergaß vor Verblüffung meine Augen zu schließen.
„Was? Kannst du das noch mal auf Englisch sagen? Ich glaube, du verwechselst ein paar Vokabeln.“
Er lachte.
„Ich liebe dich, mein Engel. Warum sollten wir kein Kind bekommen?“
Mit den Augen eines unschuldigen Rehleins blickte er mich an. Ich schwieg und war etwas perplex. Er wollte ein Kind! So schnell?
„Möchtest du denn keine Kinder?“, fragte er, plötzlich unsicher.
„Doch, schon. Aber ich möchte keine im 18. Jahrhundert großziehen müssen.“
Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben, und er nickte zustimmend. Ich war mir zu keiner Zeit bewusst, dass
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