Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
Vom Netzwerk:
Großstadt jener Vorort unterstand, in welchem die Frauen lebten.
    Fest steht, daß Schindler eine junge Frau mit Schinken, Schnaps und Diamanten losschickte, die mit diesen Männern verhandeln sollte. Manche meinen, Schindler sei alsdann persönlich nach Auschwitz gereist, um den Verhandlungen Nachdruck zu verleihen, und habe zu seiner Unterstützung den SA-Standartenführer Peltze mitgenommen, von dem er später behauptete, er sei ein britischer Agent gewesen. Andere sagen, Schindler sei absichtlich nicht nach Auschwitz gefahren, sondern habe in Oranienburg und in Berlin versucht, von dorther Druck auszuüben. .
    Stern erzählte später in Tel Aviv vor Publikum folgende Version: Er habe »unter dem Druck meiner Mitgefangenen« den eben aus der Haft entlassenen Schindler gebeten, für die in Auschwitz festgehaltenen Frauen etwas zu tun. »Während wir darüber sprachen, kam eine von Schindlers Sekretärinnen herein. Schindler überlegte einen Moment und deutet sodann auf einen großen Brillanten, den er trug. Er fragte die junge Frau, ob sie den Ring gern haben wolle, und sie nickte eifrig. >Dann nehmen Sie die Liste, packen Sie Schnaps und Schinken ein und fahren Sie nach Auschwitz. Der Kommandant hat eine Schwäche für hübsche Mädchen. Haben Sie Erfolg, bekommen Sie den Ring. Und noch anderes« Eine Szenewie aus dem Alten Testament, dem siegreichen Gegner wird eine Frau geopfert. Stern behauptet, diese junge Frau sei wirklich losgefahren, und als sie zwei Tage später noch nicht zurückgewesen sei, hätten Schindler und jener Peltze das Geschäft besiegelt.
    Die Schindler-Mythologie beharrt darauf, daß er eine seiner Freundinnen losgeschickt habe, mit dem Kommandanten zu schlafen — sei es nun Höß selber, Hartjenstein oder Hössler und ihm Diamanten aufs Kopfkissen zu legen. Während einige Stern zustimmen, daß es sich um eine seiner Sekretärinnen handelte, meinen andere, es sei die hübsche blonde SS-Aufseherin gewesen, die später nach Brünnlitz kam und ebenfalls seine Freundin wurde.
    Doch dürfte die damals noch in Auschwitz und den Schindlerfrauen zugeteilt gewesen sein.
    Frau Schindler bezeichnet als Sendbotin eine Einheimische aus Zwittau, damals 22 oder Jahre alt und mit der Familie Schindler bekannt. Die sei kurz zuvor aus dem besetzten Rußland zurückgekommen, wo sie als Sektretärin bei der deutschen Verwaltung beschäftigt war. Sie habe besonders Frau Schindler gut gekannt und sich freiwillig erboten, diesen Auftrag zu übernehmen. Es ist nicht wahrscheinlich, daß Schindler einer guten Bekannten seiner Frau ein solches sexuelles Opfer abverlangte. Er selbst kannte in diesen Dingen keine Bedenken, aber diese Variante der Geschichte gehört doch wohl ins Reich der Fabel. Was seine Abgesandte in Auschwitz unternommen hat, weiß übrigens niemand, man weiß nur, daß sie gefahren ist und Mut bewiesen hat.
    Schindler selbst sagte später, bei seinen Verhandlungen über die in Auschwitz festgehaltenen Frauen habe man ihm wie schon zuvor das übliche Angebot gemacht: Die Frauen sind jetzt als Arbeitskräfte nichts mehr wert, nehmen Sie statt ihrer 300 andere. Das hatte er schon auf dem Bahnhof Prokocim gehört, und auch hier weigerte er sich mit der bekannten Begründung: es handele sich um unersetzliche Arbeitskräfte, die seit Jahren mit ihrer Aufgabe vertraut seien. Ich brauche genau die, die ich hier auf der Liste stehen habe. Man wandte ein, daß die neunjährige Tochter der Phila Rath und die elfjährige Tochter der Regina Horowitz wohl kaum als Experten der Kartuschenfertigung bezeichnet werden könnten. Worauf er erwiderte, gerade die Kinder eigneten sich besonders gut zum Polieren der Innenseiten von Granathülsen. Das spielte sich entweder am Telefon oder im persönlichen Gespräch ab.
    Schindler hielt die am engsten mit ihm verbundenen Häftlinge in Brünnlitz auf dem laufenden über den Stand der Gespräche, und die unterrichteten ihrerseits in groben Zügen die übrigen Gefangenen. Daß Kinder sich zum Polieren der Innenseiten von Kartuschen besonders gut eigneten, war schlichter Blödsinn. Aber diesen Vorwand hatte er auch früher schon benutzt, so, als er eine Waise namens Anita Lampel aus Plaszow herausholen wollte, wogegen die Barackenälteste sich sperrte, und zwar mit genau den Argumenten, die wohl auch in Auschwitz vorgebracht wurden. »Sie können mir nicht erzählen, daß Sie eine Vierzehnjährige für die Emalia brauchen, und ich glaube Ihnen nicht, daß Sie dazu die

Weitere Kostenlose Bücher