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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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Abnutzungsprozeß verlangsamt.
    Göth hatte nicht die Absicht, seine Zwangsarbeiter zu verwöhnen; sollte Schindler dies vorhaben, mochte er das aus seiner eigenen Tasche bezahlen. Brotrationen und Rüben würde er in Grenzen aus den Vorräten von Plaszow zugeteilt bekommen.
    Schindler mußte übrigens nicht nur die SS-Oberen für seinen Plan gewinnen, er mußte sich auch mit seinen Nachbarn verständigen. Dies waren Hodermann von der Kühler-und Flugzeugteilefabrik und Kühnpast, der Kistenhersteller. Die waren nicht sehr begeistert, weil sie nur wenige Leute aus dem Lager Plaszow beschäftigten, aber sie hatten auch nichts dagegen. Schließlich bot Schindler an, ihre Juden ebenfalls aufzunehmen. Als nächsten Verbündeten gewann Schindler einen unweit von der DEF residierenden Ingenieur namens Chmielewski, der einen Vertrag mit der Krakauer Wehrmachtsgarnison hatte und ebenfalls Arbeiter aus dem Lager Plaszow beschäftigte. Zusammen mit Hodermann und Kühnpast unterschrieb er Schindlers Gesuch an die SS-Behörden. Vermesser von der SS sowie Schindlers guter Bekannter, der Vermessungsingenieur Steinhauser von der Rüstungsinspektion, nahmen eine Ortsbesichtigung vor, die in Schindlers Büro bei Kaffee und Cognac in vollem Einvernehmen endete. Schon wenige Tage später wurde die Errichtung eines Nebenlagers auf Schindlers Gelände genehmigt.
    Die DEF machte in jenem Jahr einen ziemlich großen Gewinn. Man könnte meinen, die 000 Mark, die Schindler jetzt für die Errichtung des Nebenlagers aufwandte, seien zwar ein erheblicher Betrag gewesen, aber durchaus zu verkraften. In Wahrheit stellte das nur einen Bruchteil seiner Kosten dar.
    Schindler bat die Bauleitung des Lagers Plaszow, ihm einen jungen Ingenieur namens Adam Garde zu überlassen, der nun nur noch allgemeine Anweisungen für die Fortführung der Arbeiten im Lager gab, selbst aber unter Bewachung täglich in die Lipowastraße kam, um die Errichtung von Schindlers Nebenlager zu beaufsichtigen. Er fand bei seiner Ankunft bereits 400 Zwangsarbeiter vor, die in zwei Hütten hausten. Es gab auch schon einen Zaun und Wachpersonal der SS; dieses hatte sich außerhalb des Lagers zu halten. Die Wachmannschaften hatten es bei Schindler gut, es gab reichlich Alkohol, und sie waren mit ihrem Dienst zufrieden. Auch die Gefangenen schienen sich in ihren Baracken — eine für Männer, eine für Frauen -«ufrieden zu fühlen. Sie bezeichneten sich selber bereits als Schindler-Juden und das in einem Ton, als beglückwünschten sie sich dazu. Sie hatten Latrinen angelegt, die man schon am Fabriktor roch, und wuschen sich an einer Pumpe im Hof.
    Schindler legte Garde die Pläne vor. Hier der Küchenblock; da, außerhalb des Zaunes, am anderen Ende, die Baracke für die SS. Im Moment hausten die Wachmannschaften in einem Teil der Fabrik.
    »Ich brauche erstklassige Duschräume und eine Wäscherei. Sie können für die Installationen meine Leute benutzen. Wir wollen hier keinen Typhus haben und kein Fleckfieber. In Plaszow gibt es schon Läuse. Hier soll eine Entlausungsvorrichtung hin.«
    Garde marschierte täglich mit Vergnügen in die Lipowastraße. In Plaszow hatte man bereits zwei Ingenieure ihrer Diplome halber liquidiert, aber in der DEF galt ein Spezialist noch etwas. Eines Tages, als Garde wieder mit seinem Posten unterwegs nach Zablocie war, hielt eine schwarze Limousine neben den beiden. Es war Göth. »Ein Häftling, ein Posten«, bemerkte der Untersturmführer. Was das zu bedeuten habe? Der Ukrainer meldete, der Gefangene werde täglich zur Emalia geführt, wo er für Herrn Schindler tätig sei. Das sollte Göth beschwichtigen und tat es auch, denn der wiederholte zwar noch einmal: »Ein Gefangener, ein Posten?« unterließ aber radikale Maßnahmen. Er wies dann im Laufe des Tages sein Geschöpf Chilowicz an, Garde endgültig zu Schindler zu versetzen und künftig den Posten zu sparen. »Aber erst, wenn er meinen Wintergarten fertig hat. Ingenieure haben wir im Lager reichlich.« Er glaubte, Juden, denen in Polen die Zulassung zum Medizinstudium verweigert worden wäre, wären aufs Ingenieurstudium ausgewichen.
    Dieser Chilowicz war übrigens nicht nur in Schwarzmarktgeschäften für Göth tätig, er leitete auch die jüdische Lagerpolizei, die »Feuerwehr«, wie sie genannt wurde, denn Spira, bislang der Napoleon des Gettos, befand sich noch immer dort, beschäftigt mit dem Aufspüren vergrabener Diamanten, Goldgegenständen und Geldsummen — alles Eigentum von

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