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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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ja. Morrisseys Aktenkoffer ist mit einem Interaktiv-Expertensystem ausgestattet. Damit sollte eine anständige Unterhaltung möglich sein, trotz meiner Nichtanwesenheit.«
    Morrissey räusperte sich. »Derartige Maschinen sind für mich neu. Aber ich glaube, ich sollte euch beide vielleicht ungestört miteinander sprechen lassen.«
    »Ja, das wäre wohl am besten.«
    »Also warte ich draußen im Vorzimmer.«
    Lindsay schaute der Rückseite des Mannes nach. Die Kleidung Morrisseys verblüffte ihn. Lindsay hatte ganz vergessen, daß er sich selbst einmal ähnlich angezogen hatte, damals in der Republik.
    Er widmete sich dem Scheibenbild. »Du siehst gut aus, Neville.«
    »Danke. Ross hat meine kürzliche Verjüngung besorgt. Durch die Kataklysmatiker. Die gleiche Gruppe, die auch dich behandelte, Mavrides.«
    »Behandelt? Die haben mich auf Eis gelegt.«
    »Auf Eis? Das ist merkwürdig. Mich haben die Kataklysmatiker aufgeweckt. Ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt wie hier in der Republik, während ich vorgab, tot zu sein. Das waren lange zehn Jahre, Abélard. Elf, oder wieviel immer.« Pongpianskul zuckte die Achseln.
    Lindsay gab dem Bildschirmgesicht den Blick . Das Abbild reagierte nicht auf den Blick , und die Bezauberung löste sich. Lindsay sprach langsam: »Also hast du die Republik angegriffen? Durch das Terrornetz der Kataklysmatiker?«
    Die Scheibe lächelte mit dem Lächeln Pongpianskuls. »Die Kataklysmatiker hatten dabei eine Rolle gespielt, das gebe ich zu. Ach, du hättest die Geschichte genossen, Mavrides. Ich hab die jugendlichen Elemente ausgespielt. Es gab da eine Politgruppe, die sich Konservationisten nannte und die so - na, vielleicht vierzig, fünfzig Jahre alt war. Constantine benutzte sie, um an die Macht zu kommen, aber sie verabscheuten die Shapers ebenso sehr wie die Mechs. Was sie wirklich erstrebten, war ein ›menschliches Leben‹, so drollig das dir vorkommen mag. Und jetzt gibt es eine neue Generation von diesen Typen, die shaperdoktrinär erzogen wurde und diese Beeinflussung haßt. Aber dank der shaperischen Zuchtpolitik sind jetzt die Jungen in der Mehrzahl.«
    Pongpianskul lachte. »Constantine benutzte die Republik als Lagerspeicher für shaperische militante Elemente. Er schuf hier einen Sumpf von Vorwänden und Schein. Als der Krieg in seine heiße Phase kam, stürzten die Militanten begierig zum Ring Council zurück, und an ihrer Stelle gingen hier die kataklysmatischen Superhellen in den Untergrund und versteckten sich. Constantine verbrachte zuviel Zeit im Ring und hat so die Geschehnisse aus dem Blick verloren ... Den Kataklysmatikern sagt meine Idee eines Kultur-Reservats zu. Das alles steht in unserer neuen Verfassung. Mein Kurier wird dir eine Kopie davon aushändigen.«
    »Danke.«
    »Was den Rest der Mitternachtsclique betrifft, so lief die Sache nicht gut... Ach, es ist so lang her, seit wir zuletzt miteinander sprachen. Übrigens habe ich dich durch deine Ex-Gemahlin ausfindig machen können.«
    »Alexandrina?«
    »Wie?« Das programmierte System geriet in Verwirrung; für einen Sekundenbruchteil flackerte die Persona. »Das war ziemlich schwierig, denn Nora wird strikt observiert.«
    »Einen kleinen Augenblick mal.« Lindsay erhob sich aus seinem Drehstuhl und goß sich einen Drink ein. Ein Sturzbach von Erinnerungen an die Republik war durch ihn hindurchgerauscht, und so hatte er automatisch an seine erste eheliche Frau gedacht, an Alexandrina Tyler. Aber sie lebte natürlich nicht mehr in der Republik. Sie war den Constantinischen Säuberungen zum Opfer gefallen und zum Zaibatsu ins Exil geschickt worden.
    Lindsay trat wieder vor den Schirm. Der sprach weiter: »Ross verzog sich auf die Cometarien, als G-T in Trümmer ging. Fetzko ist abgetaucht. Vetterling lebt in der Skimmers-Union und kriecht den Faschisten in den Hintern. Eiskiller haben sich Margaret Juliano geschnappt. Sie wartet immer noch auf das Tauwetter. Ich, ich habe Macht hier, Mavrides. Aber das genügt nicht, um wettzumachen, was wir verloren haben.«
    »Wie geht es Nora?« fragte Lindsay.
    Der Pseudo-Pongpianskul blickte ernst drein. »Sie bekämpft Constantine, wo er am stärksten ist. Ohne sie wäre mein Coup hier fehlgeschlagen; sie lenkte ihn ab ... Ich hatte gehofft, ich könnte sie hierher locken - und dich dazu. Sie war uns gegenüber stets so freundlich. Unsere erste Gastgeberin.«
    »Und sie wollte nicht kommen?«
    »Sie hat sich neu vermählt.«
    Das Röhrchentrinkglas zerbarst in

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