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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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und ihn von all seinen Schmerzen und Ängsten erlösen. Aber vor allem wollte ich, dass das hier niemals geschehen wäre.
    »Es tut mir leid, Cal«, flüsterte ich. »Es tut mir so leid …«
    »John?«, hörte ich Lisa sagen. »Er braucht Ruhe.«
    Ich beugte mich noch näher an Cal heran. »Ich muss jetzt gehen … damit du schlafen kannst, okay? Ich sag Barbarella Bescheid, dass du hier bist. Dann bis später.«
    Er blinzelte unter Schmerzen.
    Ich drückte behutsam seine Hand, dann stand ich auf und drehte mich zu Lisa um.
    »Es ist also eindeutig Cal?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    Sie trat auf mich zu und senkte die Stimme. »Und was ist mit den Polizisten draußen? Was soll ich mit denen machen?«
    »Nichts. Ich muss nur hier raus, ohne dass sie es mitbekommen, das ist alles. Ist das irgendwie möglich?«
    Sie nickte. »Überlassen Sie alles mir.«
    »Danke.« Ich warf noch einen Blick auf Cal, dann sah ich wieder Lisa an. »Können Sie für mich weiter ein Auge auf ihn haben?«
    »Natürlich.«
    Ich reichte ihr eine meiner Visitenkarten. »Sie können mich jederzeit anrufen. Wenn irgendwas passiert, egal was …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte sie und steckte die Karte ein. »Ich bin sicher, er wird wieder gesund.«
    Dann ging die Tür auf und der größere der beiden Beamten beugte sich herein und sagte: »Sind Sie so weit, Mr Craine?«
    »Komme sofort«, antwortete ich.
    Lisa ging als Erste aus dem Zimmer, und als ich ihr folgte, sagte sie zu dem großen Polizisten: »Mr Craine muss nur noch für den Fall weiterer Operationen eine Einverständniserklärung unterschreiben. Ist das in Ordnung?«
    Der Große zuckte die Schultern. »Denk schon.«
    Lisa drehte sich zu mir um. »Die Formblätter liegen vorn im Verwaltungszimmer, Mr Craine. Wenn Sie bitte mit mir mitkommen wollen.«
    Ich folgte ihr durch die Station zu einem kleinen Zimmer, das versteckt in einer stillen Ecke lag. Im Büro nahm sie meinen Arm und führte mich zu einer Tür auf der gegenüberliegenden Seite.
    »Dahinten ist ein Fahrstuhl«, sagte sie, öffnete die Tür und deutete einen schmalen Flur entlang. »Er ist nur für Mitarbeiter, wird aber äußerst selten benutzt, deshalb sollte es kein Problem sein. Fahren Sie ins Erdgeschoss, von dort kommen sie durch den Seiteneingang des Hauptgebäudes raus.« Sie sah mich an. »Okay?«
    Ich nickte. »Was werden Sie den Polizisten sagen?«
    »Keine Ahnung … mir wird schon was einfallen.«
    Ich lächelte sie an. »Danke.«
    Sie nickte. »Gehen Sie jetzt lieber.«
    Während ich den Flur entlang zum Fahrstuhl lief, hörte ich noch, wie sie mir hinterher rief: »Viel Glück«, und als ich mich umdrehte und ihr zum Abschied winkte, hatte ich das dumpfe Gefühl, dass ich es brauchen würde.
     

29
    Bridget hatte das Radio an, als ich zum Wagen zurückkehrte, und beim Einsteigen erkannte ich die stille Traurigkeit eines alten Nat-King-Cole-Songs.
    Since you went away the days grow long, and soon I’ll hear old winter’s song. But I miss you most of all, my darling, when autumn leaves start to fall.
    »Schön«, sagte ich.
    Bridget lächelte. »Radio Two … ich glaube, ich werd langsam alt.« Sie beugte sich vor und stellte das Radio ab. »Wie geht’s Cal?«
    »Nicht besonders.«
    »Hat er was gesagt, wie es passiert ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er ist kaum bei Bewusstsein.«
    Sie sah mich an. »Gab’s Probleme da drinnen?«
    »Nichts Ernsthaftes«, sagte ich, warf einen Blick durch die Scheibe und überprüfte den Eingang. »Aber ich glaube, wir sollten besser fahren.«
    Sie ließ den Motor an. »Wohin?«
    »Lass uns erst mal von hier verschwinden.«
    Wir fuhren eine Weile schweigend vor uns hin – fort von dem Krankenhaus, zurück in die Stadt –, und auch wenn ich den Verkehr hinter uns genau im Auge behielt und sicherzugehen versuchte, dass niemand uns folgte, hatte ich nicht mehr viel Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich hatte Cal in all das reingezogen und es nicht geschafft, auf ihn aufzupassen, und jetzt hing – bloß wegen mir – Bridget mit drin. Und wenn ich nicht verhindern konnte, dass Cal etwas zustieß …
    »Woran denkst du, John?«, fragte Bridget leise.
    Ich sah sie an. »Ich glaube, wir müssen heute Nacht in ein Hotel gehen.«
    »Was ist mit Walter? Hotels nehmen doch keine Hunde, oder?«
    »Oh, stimmt …« Ich drehte mich um und tätschelte Walter. »Tut mir leid, Walt«, sagte ich zu ihm. »Ich hab dich vergessen.«
    Er wedelte mit dem Schwanz.
    Ich

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