Schlamm, Schweiß und Tränen
supereleganten Empfangsbereich spaziert, wo
ich darum gebeten habe, dass man mich mit dem Büro des Unternehmenschefs verbindet, da mein Anliegen dringend und vertraulich sei.
Sobald ich die Sekretärin des Unternehmenschefs am Apparat
hatte, bekniete ich sie regelrecht, mir ein zweiminütiges Gespräch mit
ihrem Chef zu verschaffen.
Nach drei Versuchen, in denen ich gleichzeitig Mitleid und Neugier bei ihr weckte, erklärte sie sich schließlich damit einverstanden,
den Firmenchef zu fragen, ob er denn „buchstäblich zwei Minuten"
für mich erübrigen könnte.
Bingo.
Ich wurde zuerst in einen Aufzug geleitet und dann in die ruhige
Abgeschiedenheit der Chefetage im obersten Stockwerk geführt. Ich
war ausgesprochen nervös.
Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Paul Morrell und
Alastair Collins kamen herein und musterten mich - diesen Jungspund im Lotterlook, der eine Broschüre in der Hand hielt. (Lange
später haben sie mir mal gesagt, dass sie noch nie zuvor ein derart dilettantisch aufgemachtes Expose gesehen hätten.)
Doch beide hatten die Güte, mir zuzuhören.
Wie durch ein Wunder hatten sie mir den Traum und meine Begeisterung „abgekauft" und erklärten sich bereit, mein Projekt mit einem Betrag in Höhe von 10.000 Pfund Sterling (was für mich die
Welt bedeutete, doch für sie nichts weiter war als ein paar Scheinchen
für einen Marketing-Gag) zu unterstützen, damit ich die DLE-Fahne
auf dem „Dach der Welt" aufstellen konnte.
Ich versprach, ihnen ein gigantisches Foto für die Chefetage mitzubringen.
Wir standen auf, schüttelten einander die Hand und sind noch
heute gute Freunde.
Solche Deals sind ganz nach meinem Geschmack.
Das war ein echter Glücksfall. Andererseits hatte ich aber auch etliche Hundert Absagen kassiert, bis ich es
geschafft hatte, diesen Glücksfall an Land zu ziehen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass all diese Bemühungen eine lehrreiche Erfahrung mit sich bringen.
Da gab es Leute, die Geld riskiert und Vertrauen in mich gesetzt
hatten. Ich würde sie nicht enttäuschen und ich würde ihnen auch
ewig dankbar dafür sein, dass sie mir die Chance gegeben hatten,
mich zu beweisen.
Sobald ich DLE mit ins Boot geholt hatte, folgten auch einige andere Unternehmen ihrem Beispiel. Denn wenn man erst einmal ein
Unternehmen als Sponsor gewonnen hat, fällt es den anderen vermutlich leichter, ebenfalls als Kooperationspartner und Sponsor zu fungieren - das ist schon komisch.
Ich glaube einfach, dass die meisten Leute nicht gern eine Vorreiterrolle übernehmen.
Und schneller als erwartet, hatte ich - bei Kontostand null angefangen - nun auf einmal die notwendigen Geldmittel zusammen,
um mir einen Platz im Expeditionsteam zu sichern. (Genau genommen fehlten mir zwar noch ungefähr 600 Pfund Sterling, doch mein Vater half mir aus, dieses Loch zu stopfen und wollte nichts davon
wissen, dass ich ihm irgendwann diese Summe zurückzahlen würde.
Feiner Kerl.)
Mein Traum von der Gipfelbesteigung des Mount Everest sollte
nun bald Wirklichkeit werden.
Sehr viele Leute haben mich im Laufe der Jahre gefragt, was man
tun muss, um Kooperationspartner und Sponsoren für ein Projekt zu
gewinnen. Hier mein Rat: Es gibt nur eine einzige Zutat, die wirklich
Wunder wirkt - aktiv werden und vollen Einsatz zeigen. Man muss
einfach permanent am Ball bleiben und Klinken putzen.
Und dann noch mal eine Schippe drauflegen.
Unsere Träume bleiben nur Wunschträume, wenn wir nicht entschlossen handeln und hart daran arbeiten, sie zu verwirklichen.
Denn im Leben muss man eben in der Lage sein, für seinen Traum zu
brennen und mit unermüdlichem Einsatz dafür kämpfen, dass er in
Erfüllung geht.
Die Planung von großen Expeditionen ist mitunter eine recht
mühsame und frustrierende Angelegenheit. Schließlich ist es nicht gerade ein berauschendes Gefühl, schon wieder eine Absage von einem
potenziellen Kooperationspartner oder Sponsor zu kassieren; und so
konnte ich im Zuge dieser Vorbereitungen relativ oft spüren, wie das
Feuer meiner Begeisterung zunehmend schwächer wurde und beinahe erloschen wäre.
Erst durch unermüdlichen Einsatz kann dieses Feuer mit heller
Flamme brennen.
Nachdem die Finanzierung der Everest-Expedition nun in trockenen Tüchern war, hatte ich vor, für sechs Wochen in den Himalaja zu
reisen und mich der BritishAma Dablam Expedition anzuschließen.
Es war schon immer mein Traum, den Gipfel des Ama Dablam zu
besteigen
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