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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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hatte hochwertigen Modeschmuck gefunden, anscheinend die Teile, die im Schrank gefehlt hatten, sowie eine sehr teure Digitalspiegelreflexkamera und ein paar Malstifte.
    Und einen Gegenstand, der alles veränderte.
    »Dieses Mädchen ist anders als jede Jugendliche, die mir je unter die Finger gekommen ist.« Guardino trommelte mit zwei Textmarkern herum, doch die Geräusche, die sie erzeugte, gingen im leeren Raum unter.
    »Will das nicht jedes Mädchen im Teenageralter – sich von der Masse absetzen und ihre Individualität beweisen?«, fragte Burroughs, während er feststellte, dass in der Kamera keine Speicherkarte steckte.
    »Nicht dieses Mädchen. Im Gegenteil, sie scheint sich unsichtbar machen zu wollen.«
    Burroughs wandte sich dem Gegenstand zu, der ihm ins Auge gefallen war: einem metallenen Brieföffner mit einem kunstvoll in Gold und Silber gearbeiteten Griff. »Wo haben Sie den gefunden?«
    »Er war mit Klebeband an der Rückseite der Kommode befestigt. In seinem eigenen kleinen Futteral aus Karton. Ich wette, sie hat ihn ihrer Mutter gestohlen.«
    »Aber wozu? Als Verteidigungswaffe ist er viel zu mickrig.«
    Sie hielt den Brieföffner so, dass er die blutbefleckte Spitze sehen konnte. »Unsere Ashley ist eine Ritzerin.«
    »Na wunderbar. Selbstzerstörerische Tendenzen und hohe Suizidgefahr.«
    »Außerdem fühlen sich solche Kinder oft der Realität entfremdet und flüchten sich in Phantasiewelten, in denen sie ihre Umgebung im Griff haben.«
    »Sind Ritzer nicht meist Missbrauchsopfer? Vielleicht sollten wir diesen Tardiff mal näher unter die Lupe nehmen und überprüfen, ob er in jüngster Zeit Kontakt zu Ashley hatte.« Er weihte sie in die spärlichen Informationen ein, die Yeager über Tardiff geliefert hatte.
    Sie klopfte mit ihrem Ehering auf den Brieföffner, Gold gegen Silber, und überlegte, welche Optionen sie hatten. Er konnte sich gut vorstellen, wie es ihr ging. In manchen Fällen hatte man gar keine Spuren, in anderen zu viele – und alle führten nirgendwohin. Und dieser Fall schien zu Letzteren zu gehören.
    »Hinweise auf eine Schwangerschaft?«, fragte er.
    »Ich kann im Augenblick nichts ausschließen, halte aber eine Essstörung für wahrscheinlicher.«
    »Würde zur Mutter passen.«
    »Und zu deren Einstellung zu Ashleys körperlicher Entwicklung.« Sie nahm eine Handvoll Swarovski-Halsketten und ließ sie durch die Finger gleiten. »Wir müssen wissen, was auf ihrem Computer war. Und woher sie diese Kamera hatte. Sieht aus, als hätte sie mindestens fünfhundert Dollar gekostet. Oder als könnte ein Profifotograf wie Tardiff sie einem Kind geschenkt haben.«
    »Um sie zu bestechen oder weil er ihr Potential erkannt hat?«
    Guardino hielt sich die Glasperlen vors Gesicht wie einen Schleier, durch den sie zu sehen versuchte.
    »Sie meinen, sie arbeitet selbst nebenbei als Model?«, fragte Burroughs. »Für Tardiff oder einen Freund in Cyberland?«
    »Für einen, der ihr gesagt hat, dass sie so schön ist wie ihre perfekte Mutter, und ihr gegeben hat, was sie braucht: Anerkennung, Aufmerksamkeit.«
    »Liebe«, fügte er verächtlich hinzu. »Oder sie hat es nur für Geld gemacht, um ihre Flucht zu finanzieren. Ich könnte gut verstehen, wenn ein Kind aus einem solchen Leben abhauen möchte.«
    Sie erhob sich, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen, und lenkte Burroughs mit dieser anmutigen Bewegung ab. Guardino sah verdammt gut aus und wirkte noch attraktiver dadurch, dass sie sich dessen nicht bewusst schien. Als er eine Hand nach ihr ausstreckte, zog sie ihn zu sich hoch.
    Er hielt ihre Hand einen Tick zu lange fest und lächelte ihr dankend zu. Dann klingelte sein Handy. Er hörte eine knappe Minute lang zu. »Sieht fast so aus, als hätten wir endlich eine konkrete Spur. Die Kollegen von Monroeville glauben, eine Zeugin zu haben. Vielleicht möchten Sie ja mit mir rüberfahren. Könnte sich leicht um den letzten Menschen handeln, der Ashley lebend gesehen hat.«

KAPITEL 8
Samstag, 13.12 Uhr
     
    Lucy erklärte Walden, wohin sie fahren wollte, und folgte Burroughs zu seinem weißen Impala. »Das liegt nicht in Ihrem Zuständigkeitsgebiet, also könnten Sie sich verdrücken, bevors eklig wird«, sagte sie, als er durch die mit Streifenwagen und Gaffern überfüllte Straße fuhr. »Oder haben Sie an einem Samstagnachmittag nichts Besseres zu tun?«
    Er merkte, wie sie auf den Ring blasser Haut an seiner linken Hand schielte. »Im Augenblick nicht«, räumte er ein. »Ich bekomme

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