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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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wären von Ihnen. Oder von den Leuten aus dem Krankenwagen.«
    »Hören Sie, es ist nichts weiter. Ich hätte es gar nicht erwähnen sollen.«
    »Daniel ist an dem Morgen früh nach unten gegangen. Er hat gesagt, irgendwas hat ihn aufgeweckt.«
    »Hat er irgendetwas gesehen?«
    »Ich hab gar nicht mitgekriegt, wie er wieder ins Bett gekommen ist, ich bin eingeschlafen. Aber er hätte es mir bestimmt erzählt, wenn es einen Grund gegeben hätte, sich Gedanken zu machen.«
    »Natürlich. Es tut mir leid, ich bin einfach blöd. Jetzt lasse ich Sie Sophia ins Bett bringen.«
    »Wir würden Sie gern irgendwann mal zum Abendessen einladen. Vielleicht mit ein paar von den anderen Nachbarn. Wie wär’s mit –«
    »Oh, da ruft gerade noch jemand an. Vielleicht ein Notfall. Vielen Dank. Gute Nacht.«
    Ich legte den Hörer auf und fing wieder an, im Haus auf und ab zu wandern. Dann schaltete ich den Fernseher an und verbrachte zehn Minuten damit, von einem Programm zum anderen zu zappen. Ich nahm ein Buch zur Hand, legte es
jedoch wieder weg, als ich merkte, dass ich in einer geschlagenen Viertelstunde nicht einmal umgeblättert hatte. Kurz dachte ich daran, ins Bett zu gehen. Die Uhr zeigte halb zehn. Würde ich schlafen? Zwei der letzten drei Nächte waren ziemlich ereignisreich gewesen, trotzdem glaubte ich nicht, dass ich vor Müdigkeit sofort in Tiefschlaf fallen würde. Ich zog Laufschuhe an und streifte eine Fleecejacke über meinen Pullover.

    Inzwischen war es draußen ganz schön dunkel. Der Mond war aufgegangen, doch er war nicht viel mehr als zu einem Viertel voll, und es war ziemlich bewölkt. Ich joggte den Hügel hinunter, überquerte den Dorfanger und rannte die Bottom Lane hinab.
    Ich weiß nicht genau, was ich im Sinn hatte. Ich hatte mir nicht direkt gesagt, lauf zum Haus der Witchers und … denn ich hätte nicht gewusst, wie der Satz von da an weitergehen sollte. Alles, was ich wusste, war, dass irgendetwas in der natürlichen Ordnung des englischen Dorflebens völlig aus dem Lot geraten war. In friedlichen englischen Dörfern starben die Leute nicht an Schlangenbissen. Sie wachten nicht auf und fanden tropische Giftschlangen in ihren Häusern vor. Und ganz bestimmt kehrten sie nicht von den Toten zurück.
    Ich erreichte das Ende der Bottom Lane und blieb stehen. Wer auch immer behauptet hatte, das Haus eines Engländers sei seine Burg, musste dabei an Walter gedacht haben. Ich war schon oft hier vorbeigelaufen, hatte jedoch nie darüber nachgedacht, wie uneinnehmbar dieses Haus war. Eine niedrige Steinmauer umgab den Garten. Darauf hatte Walter ein Spalier angebracht und dann eine dicke, dornige Hecke angepflanzt. Er hatte Pflanzen ausgewählt, die für ihren dichten Wuchs und ihren Dornenreichtum bekannt waren. Die Hecke war über zweieinhalb Meter hoch. Mit einer stabilen Heckenschere bewaffnet, könnte man sich vielleicht einen Weg dort hindurchbahnen, doch das würde lange dauern. Das einzige Tor war mehr als anderthalb Meter hoch, mit Eisenstacheln
entlang der Oberkante. Es wäre wohl möglich, darüberzuklettern, aber bestimmt nicht für einen Mann von fast achtzig Jahren. Wenn Walter noch lebte und in dem Haus wohnte, dann kam und ging er nicht durch dieses Tor. Ich beschloss, der Hecke um das Grundstück herum zu folgen und nachzusehen, ob es einen Hintereingang gab.
    Eine Taschenlampe hatte ich nicht dabei, doch ich glaubte auch nicht, dass ich eine brauchen würde. Ich kann im Dunkeln ziemlich gut sehen. Meine Kollegen und ich werden regelmäßig zu nächtlichen Rettungseinsätzen gerufen und sind mittlerweile recht geübt darin, uns bei Nacht schnell und leise in der freien Natur zu bewegen. Dabei sind wir in nur wenigen Metern Entfernung an Anglern vorbeigekommen, ohne dass sie von unserer Anwesenheit etwas geahnt hätten. Einmal hatten wir sogar Hirschkühe gesehen, die ihre Kälber säugten, und hatten sie nicht aufgeschreckt.
    Der Trick besteht in völliger Konzentration, darin, sich ganz und gar im Hier und Jetzt zu befinden, sich allem um einen herum bewusst und dafür empfänglich zu sein: für das Flügelschlagen, das man über der linken Schulter näher kommen hört, den winzigen, dahinhuschenden Schemen dicht vor einem, den Geruch eines Fuchses.
    An jenem Abend vermasselte ich es, weil ich nicht ganz bei der Sache war. Ich konzentrierte mich nicht auf das, was um mich herum vorging, ich dachte über andere Dinge nach, suchte verzweifelt nach einem Durchschlupf. Sonst hätte ich die

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