Schleier der Täuschung
sich nicht mehr so viele hochrangige Gäste in dem ausverkauften Konzertsaal versammelt wie an diesem Abend.
Wie nicht anders zu erwarten, kam Valorum zu spät, so als wollte er sicherstellen, dass er auch wirklich der Letzte war, der auf seinem Stuhl Platz nahm. In der Hoffnung, einen Blick auf ihn zu erhaschen, erhoben die Zuschauer sich und spendeten ihm ausgiebig Beifall, während er auf den kunstvollen Balkon hinaustrat, der seit weit über fünfhundert Jahren für die Mitglieder seiner Familie reserviert war.
Begleitet wurde er nicht nur von seiner üblichen Leibgarde aus Senatswachen mit blauen Umhängen und Helmen, sondern auch von seiner Assistentin Sei Taria, einer feingliedrigen, jungen Frau, halb so alt wie Valorum, mit Mandelaugen und einer Haut von der Farbe reifer Summhirse. Sie und der Kanzler waren beide in burgunderrote Septseide gehüllt.
Wie auf Coruscant nicht anders zu erwarten, machten die ersten Gerüchte bereits die Runde, noch ehe Valorum sich gesetzt hatte. Doch der Kanzler war an derlei Getuschel gewöhnt, und nicht nur wegen seiner adeligen Herkunft, sondern auch, weil fast jeder Senator und jede Senatorin – ganz gleich ob verheiratet oder nicht – sich in der Öffentlichkeit mit attraktiven jungen Begleiterinnen oder Begleitern zeigte.
Valorum winkte dem Publikum zu und neigte den Kopf in einer Geste demütiger Dankbarkeit. Bevor er Platz nahm, verbeugte er sich in Richtung eines anderen privaten Balkons, der sich auf der gegenüberliegenden Seite des Saales befand.
Das knappe Dutzend erlesen gekleideter Personen auf diesem Balkon erwiderte die Verbeugung und blieb respektvoll stehen, bis auch Sei Taria sich gesetzt hatte – keine leichte Aufgabe für den Besitzer des Balkons, Senator Orn Free Taa, der während seiner Zeit auf Coruscant so korpulent geworden war, dass er drei Sitzplätze brauchte.
Taa war ein rutianischer Twi’lek mit hellblauer Haut, schmollenden, roten Lippen und gleichfarbigen Augenlidern. Sein ovales Gesicht ruhte auf einer Reihe von Doppelkinnen, jedes davon so groß wie die Futtertasche eines Banthas. Seine vom Fett aufgequollenen Lekku-Kopftentakel hingen, vollgefressenen Würgeschlangen gleich, auf seine breite Brust herab, und seine schrille Robe war groß wie ein Zelt. Beinahe ebenso auffällig wie er selbst war seine Begleiterin, eine lethanische Twi’lek, blutjung, mit hohen Wangenknochen, deren graziler roter Körper in Bahnen reiner Schimmerseide steckte.
Taa, ein Mitglied des Haushaltskomitees, gehörte zu den lautstärksten Kritikern von Valorum, weil dieser sich seit Langem schon weigerte, Taas Heimatplaneten Ryloth bestimmte Privilegien zuzusprechen.
Zu den Gästen des Twi’leks gehörten die Senatoren Toonbuck Toora, Passel Argente, Edcel Bar Gane und Palpatine, welcher zwei seiner Assistenten dabeihatte, Kinman Doriana und Sate Pestage.
»Wisst Ihr, warum Valorum so gern in die Oper geht?«, fragte Taa auf Basic, wobei sein breiter Mund sich kaum bewegte. »Weil es der einzige Ort auf Coruscant ist, wo ihm alle Anwesenden applaudieren.«
»Dabei sitzt er nur herum und täuscht Interesse vor«, fügte Toora hinzu. »Genau wie im Senat.«
Sie war eine unvorstellbar reiche Sy Myrthianerin – eine haarige Spezies mit breitem Mund, Knopfaugen und einer flachen Nase unter einem Knochenkamm, der ihren flachen Schädel krönte. Drei Bärte sprießten von ihrem Kinn.
»Valorum ist ein Kath-Hund ohne Zähne«, stimmte Passel Argente zu. Der blasse Humanoide, ein Mitglied der Handelsallianz, trug einen schwarzen Turban und eine Art Latz, sodass nur sein Gesicht und das geschwungene Horn auf dem Kopf zu sehen waren. »In einer Zeit, in der wir Stärke, Entschlossenheit und Einigkeit zeigen müssen, will er dem alten Kurs treu bleiben. Und nur, weil er Angst hat, die Machtverhältnisse könnten sich verschieben.«
»Und Ihr profitiert davon«, murmelte Toora.
»Aber warum die Verbeugung?«, fragte Taa, als er seinen massigen Körper auf den Sessel manövrierte, den man extra für ihn angefertigt hatte. »Womit haben wir diese Ehre verdient?«
Toora macht eine abtuende Handbewegung. »Es geht vermutlich um dieses Gesuch der Handelsföderation. Valorum braucht jede Stimme, die er kriegen kann, um die nötige Mehrheit für eine Besteuerung der Freihandelszonen zusammenzubekommen.«
»Das macht es nur noch merkwürdiger, dass er ausgerechnet uns grüßt«, meinte Taa. Er deutete zu den anderen Balkonen hinüber. »Wir sind umgeben von Valorums
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