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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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nicht verstehen konnten. Susanna war bei ihrem Raub selbst vergewaltigt worden. Sie plädierte dafür, das Ganze möglichst bald zu vergessen. Ayesha hatte man die Illusionen über die Liebe schon als Kind geraubt, sie hielt Beatriz vor, sie mache viel Lärm um nichts.
    »Bei Allah, Beatriz, was wäre denn geworden, wenndein Amir nicht dazwischengegangen wäre? Wenn sie ihn getötet hätten und Mammar wäre Emir geblieben? Dann hätte er dich jede Nacht in sein Bett geholt und geschändet, bis er deiner überdrüssig geworden wäre. Glaub mir, du hättest es überlebt! Täglich überleben es tausende von Frauen, in allen Ländern dieser Erde. Wenn es dir nun erspart blieb, so solltest du dem Emir dafür die Füße küssen! Aber was machst du? Stößt ihn weg und brüskierst ihn und treibst ihn in die Arme dieser Hexe Zarah. Ich verstehe dich nicht, Beatriz!«
    Beatriz verstand sich ja selbst nicht mehr. Aber etwas war in ihr zerbrochen, ihr Vertrauen in die Liebe war zerstört. Sie konnte den Bildern in ihrem Kopf nicht entfliehen. Nicht einmal, wenn sie selbst versuchte, ihre Muschel zu reiben und zu reizen, um die Blume der Lust zum Blühen zu bringen, erlangte sie Befriedigung. Bevor sie sich entspannen und dem Meer des Verlangens ausliefern konnte, stand Mammars Bild vor ihren Augen, das verzerrte Bild einer Bestie, die niemanden lieben konnte ...
    Und zu all dem raubte es ihr den Schlaf, dass Amir jede Nacht in den Klauen Zarahs verbrachte. Sie hielt ihren triumphierenden Blick in den Bädern oder auf den Fluren des Harems kaum aus. Zarah schien die Begegnung mit ihr zu suchen, und wenn sich ihre umflorten dunklen Augen an Beatriz’ Körper festsaugten, verstand sie die Ängste Léons und Blodwens. Es schien, als labte sich Zarah an der Lebenskraft ihrer Opfer. Beatriz fürchtete um Amir. Würde Zarah ihn zu dem gleichen Ungeheuer werden lassen wie Mammar? Nahm er sie vielleicht wirklich so brutal, dass sie ihren Widerwillen am nächsten Tag an Léon ausließ?
    Ihre Ängste erhielten neue Nahrung, als ein paar Tage später die Kunde von den Urteilen gegen die Aufrührer im Harem die Runde machte. Der Kadi hatte bestimmt,Mohammed Abenzera und Mammar al Khadiz zunächst Arme und Beine abzuschlagen und sie anschließend zu köpfen – für Beatriz ein unnötig grausames Urteil. Die oftmals geäußerte Drohung, jemanden zu vierteilen, hatte sie bislang für einen Scherz gehalten. Aber dies hier war ja noch viel schlimmer! Sie erwartete, dass der Emir das Urteil aufheben oder mildern würde, aber Amir nahm es kommentarlos hin und setzte einen Tag für die Vollstreckung fest. Für Beatriz bewahrheiteten sich damit ihre Befürchtungen: Amir, ihr zärtlicher Liebhaber, verrohte.
    »Ach, Unsinn!«, bemerkte Susanna, als Beatriz ihre Sorgen bei ihr ablud. »Er ist der Emir, er muss grausame Urteile fällen, sonst nimmt man ihn bald nicht mehr ernst. Und glaub nur nicht, dass man in Kastilien sanfter mit Verrätern umgeht. Mit glühenden Zangen gezwickt und lebendig verbrannt zu werden ist auch kein Vergnügen.«
    Beatriz verstand das alles, aber tief im Herzen vertrat sie eine andere Meinung. Die Macht des Emirs konnte sich auch darin offenbaren, Gnade zu erweisen. Natürlich mussten die Verräter sterben. Aber so ...
    Und dann meldete ihr Mustafa eines Tages, eine Woche vor den Hinrichtungen, einen seltsamen Besuch.
    »Erinnert Ihr Euch an mich, Sayyida?«, fragte die schwarz gekleidete, tief verschleierte Frau mit leiser, aber klingender Stimme.
    Beatriz wusste sie nicht gleich einzuordnen, aber die Frau sprach unmittelbar weiter.
    »Ich bin Soraya al Khadiz, die Gattin des ... des Verräters Mammar al Khadiz.«
    Beatriz nickte. Sie erinnerte sich noch gut an Sorayas Verhalten, als sie damals mit Alvaro schwanger war.
    »Und? Was führt Euch her?«, fragte sie hart.
    »Beatriz, was ist das für ein Benehmen!«, tadelte Susanna. Sie hatte die Frau, immerhin ihre frühere Herrin, unter allen Anzeichen der Ehrerbietung in Beatriz’ Räume geführt. »Willst du die Sayyida nicht auffordern, sich zu setzen, ihre Schleier abzulegen und eine Erfrischung zu nehmen?«
    Beatriz machte eine müde Handbewegung in Richtung Diwan.
    »Setzt Euch, wenn Ihr mögt.«
    Soraya blieb stehen. »Herrin, Ihr braucht mir keinen Sitzplatz anzubieten. Es steht mir eher an, vor Euch auf den Knien zu liegen.«
    Beatriz zuckte die Achseln. »Dann tut das nur, der Teppich ist auch recht bequem.«
    Susanna schnappte nach Luft.
    »Wolltest du nicht

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