Schloss aus Glas
groß und wild es auch sein mag, wirklich gefährlich für uns ist, solange wir uns richtig verhalten.«
Wir kletterten alle ins Auto, und während Dad fuhr und sich dabei ein weiteres Bier genehmigte, schimpfte er leise vor sich hin über diese Hosenscheißerin von Vorstadtschickse. Schließlich hielten wir vor dem städtischen Zoo. Keins von uns Kindern war schon mal in einem Zoo gewesen, und ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete. Lori sagte, ihrer Meinung nach sollten Zoos verboten werden. Mom, die Maureen auf dem Arm hatte und in der anderen Hand ihren Zeichenblock hielt, meinte, dass die Tiere ihre Freiheit gegen Sicherheit eingetauscht hatten. Sie sagte, wenn sie die Tiere anschaute, würde sie so tun, als wären die Gitterstäbe nicht da.
Am Eingang kaufte Dad die Eintrittskarten und knurrte, wie schwachsinnig es doch sei, Geld dafür bezahlen zu müssen, dass man sich Tiere ansah. Dann führte er uns auf das Gelände. Die meisten Käfige waren bloß ein Stück Sandboden, umgeben von Eisenstangen, mit unglücklichen Gorillas oder ruhelosen Bären oder aggressiven Affen oder verängstigten Gazellen darin, die sich in eine Ecke drängten. Viele von den Kindern im Zoo amüsierten sich prächtig. Sie glotzten und lachten und bewarfen die Tiere mit Erdnüssen, ich dagegen bekam beim Anblick der armen Kreaturen einen Kloß im Hals.
»Ich hätte nicht übel Lust, mich hier nachts reinzuschleichen und diese armen Biester freizulassen«, sagte Dad.
»Darf ich mitkommen?«, fragte ich.
Er zerzauste mir die Haare. »Ich und du, Bergziege«, sagte er. »Wir planen ganz für uns einen Tiergefängnisausbruch.«
Wir blieben auf einer Brücke stehen. Darunter sonnten sich in einer tiefen Grube Alligatoren auf Felsen, die um einen Teich herum angeordnet waren. »Die Schreckschraube, die den Berglöwen hat erschießen lassen, hatte keine Ahnung von Tierpsychologie«, sagte Dad. »Wenn du ihnen klar machst, dass du keine Angst hast, lassen sie dich in Ruhe.«
Dad zeigte auf den größten, schuppigsten Alligator. » Ich und der Mistkerl da unten, der so fies aus der Wäsche kuckt, wir testen jetzt aus, wer von uns als Erster wegsieht.« Dad stand auf der Brücke und starrte den Alligator an. Das Tier schien zu schlafen, aber dann blinzelte es und sah zu Dad hoch. Dad stierte es weiter an, die Augen zu kleinen Schlitzen zusammengepresst. Nach einer Minute schlug der Alligator mit dem Schwanz, sah weg und glitt ins Wasser. »Seht ihr, ihr müsst einfach nur eure Haltung vermitteln«, sagte Dad.
»Vielleicht wollte der sowieso gerade schwimmen gehen«, flüsterte Brian.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte ich. »Hast du nicht gesehen, wie nervös der geworden ist? Dad hat ihn dazu gezwungen.«
Wir folgten Dad bis zum Löwengehege - aber die Löwen schliefen, also meinte Dad, wir sollten sie in Ruhe lassen. Das Erdferkel war dabei, Ameisen aufzusaugen, und Dad sagte, man solle Tiere nicht beim Fressen stören, also gingen wir weiter zum Gepardenkäfig. Er war ungefähr so groß wie unser Wohnzimmer und von einem Maschendrahtzaun umgeben. Der einsame Gepard lief immer hin und her, wobei sich die Muskeln in seinen Schultern bei jedem Schritt bewegten. Dad verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Geparden. »Ein gutes Tier - das schnellste vierbeinige Wesen auf unserem Planeten«, erklärte er. »Nicht gerade glücklich darüber, in diesem verdammten Käfig zu hocken, aber er hat es akzeptiert und ist nicht mehr wütend. Mal sehen, ob er Hunger hat.«
Dad ging mit mir zu einer Imbissbude. Er erzählte der Verkäuferin, er hätte eine seltene Krankheit und dürfte kein gebratenes Fleisch essen, deshalb würde er gern einen rohen Hamburger kaufen. »Tut mir Leid«, erwiderte sie und erklärte ihm, dass der Zoo den Verkauf von rohem Fleisch verboten habe, weil es schon vorgekommen sei, dass törichte Menschen versucht hatten, die Tiere damit zu füttern.
»Die sollte man samt ihrem Speckhintern selbst an die Tiere verfüttern«, knurrte Dad. Er kaufte mir eine Tüte Popcorn, und wir gingen zurück zum Gepardenkäfig. Dad ging vor dem Zaun direkt gegenüber dem Geparden in die Hocke. Das Tier kam näher an das Gitter heran und studierte ihn neugierig. Dad sah ihn unverwandt an, aber nicht so finster, wie er den Alligator angestarrt hatte. Der Gepard erwiderte seinen Blick. Schließlich setzte er sich. Dad stieg über den Maschendrahtzaun und kniete sich direkt vor das Gitter, wo der Gepard saß. Die Katze
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