Schloss aus Glas
Topf, in dem grüne Bohnen mit Speck köchelten, und warf eine Hand voll Salz hinein. Anschließend stellte sie einen Korb mit Pillsbury-Brötchen auf den Tisch und füllte für jedes von uns Kindern einen Teller mit Bohnen.
Die Bohnen waren völlig zerkocht und fielen auseinander, wenn ich mit der Gabel hineinstach, außerdem waren sie dermaßen versalzen, dass ich sie kaum herunterbekam. Ich hielt mir die Nase zu, eine Methode, die Mom uns beigebracht hatte, um Sachen zu essen, die schon ein bisschen schlecht waren. Erma sah das und schlug meine Hand weg. »Du kannst es dir nicht leisten, so zimperlich zu sein«, sagte sie.
Im ersten Stock gäbe es drei Schlafzimmer, sagte Erma, aber seit fast zehn Jahren sei keiner mehr im ersten Stock gewesen, weil die Bodendielen durchgefault waren. Onkel Stanley bot an, uns sein Zimmer im Keller zu überlassen und selbst auf einem Feldbett im Flur zu schlafen. »Es ist nur für ein paar Tage«, sagte Dad, »bis wir was eigenes gefunden haben.«
Nach dem Abendessen gingen Mom und wir Kinder hinunter in den Keller. Es war ein großer, feuchter Raum mit grünem Linoleumboden und Wänden aus Zementsteinen. Die Einrichtung bestand aus einem weiteren Kohleofen, einem Bett, einer Ausziehcouch, auf der Mom und Dad schlafen konnten, und einer feuerwehrrot gestrichenen Kommode, in der Hunderte zerfledderter Comic-Heftchen lagen - Little Lulu, Richte Rich, Beetle Bailey, Archie and Jughead -, die Onkel Stanley im Laufe der Jahre gesammelt hatte. Unter der Kommode befanden sich Kanister mit echtem Schwarzgebranntem. »Eine richtige Junggesellenbude«, sagte Lori.
Wir Kinder kletterten in Stanleys Bett. Damit es nicht zu eng wurde, schliefen Lori und ich mit dem Kopf zum einen Ende und Brian und Maureen mit dem Kopf zum anderen Ende. Brians Füße waren direkt vor meinem Gesicht, und ich hielt ihn an den Knöcheln fest und fing an, an seinen Zehen zu kauen. Er lachte und trat und rächte sich, indem er an meinen Zehen kaute, was wiederum mich zum Lachen brachte. Wir hörten ein lautes Poch-Poch-Poch an der Decke des Kellerraumes.
»Was war das?«, fragte Lori.
»Vielleicht sind die Kakerlaken hier größer als in Phoenix«, sagte Brian. Wir mussten alle lachen und hörten prompt wieder das Poch-Poch-Poch. Mom ging nach oben, um zu fragen, was los war, kam wieder runter und erklärte, dass Erma mit einem Besenstiel auf den Boden geklopft hatte, um zu signalisieren, dass wir zu viel Krach machten. »Sie hat darum gebeten, dass ihr Kinder nicht lacht, solange ihr in ihrem Haus seid«, sagte Mom. »Es geht ihr auf die Nerven.«
»Ich glaube, Erma mag uns nicht besonders«, sagte ich.
»Sie ist bloß eine alte Frau, die ein schweres Leben hatte«, sagte Mom.
»Die sind alle irgendwie komisch«, sagte Lori.
»Wir werden uns schon dran gewöhnen«, sagte Mom.
Oder weiterziehen, dachte ich.
Der nächste Tag war ein Sonntag, und als wir nach oben kamen, stand Onkel Stanley an den Kühlschrank gelehnt und starrte aufmerksam das Radio an, das er »das Philmore« nannte. Es gab seltsame Geräusche von sich, kein statisches Rauschen, sondern eine Kombination aus Kreischen und Jammern. »Das ist Zungensprache«, sagte er. »Die kann nur der Herr verstehen.«
Der Prediger fing an, normal zu sprechen - mehr oder weniger. Er hatte einen so starken Hillbilly-Akzent, dass er fast genauso schwer zu verstehen war wie die Zungensprache. Er bat all die guten Menschen da draußen, denen durch diese Aussendung des Geistes unseres Herrn geholfen worden war, Spenden zu schicken. Dad kam in die Küche und hörte einen Moment zu. »Genau die Sorte geistloser Voodoo-Quatsch«, sagte er, »hat mich zum Atheisten gemacht.«
Später am selben Tag stiegen wir ins Oldsmobile, und Mom und Dad machten mit uns eine Fahrt durch den Ort. Welch war auf allen Seiten von so steilen Bergen umgeben, dass man das Gefühl hatte, vom Boden einer Schüssel nach oben zu blicken. Dad sagte, die Hänge seien einfach zu steil, um großartig was anzubauen. Man könnte auch keine anständige Herde Schafe oder Rinder züchten, erklärte er uns, und gerade mal so viel Getreide anpflanzen, dass es für den Eigenbedarf reichte. Dieses Fleckchen Erde war bis zur Jahrhundertwende ziemlich abgeschieden gewesen, doch dann kamen Profitgeier aus dem Norden, ließen eine Eisenbahnlinie in das Gebiet legen und brachten billige Arbeiter her, die die gewaltigen Vorkommen an Bitumenkohle abbauten.
Wir hielten unter einer Eisenbahnbrücke, um
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